Steigern reine Männerrunden Ihr persönliches Wohlbefinden? Fühlen Sie sich von einer Frau im Chefsessel bedroht? Haben Sie Schwierigkeiten mit einer Dame, die im Vorstandszimmer etwas anderes tut, als den Kaffee zu servieren? Dann sollten Sie sich um eine Führungsposition in einem Unternehmen mit staatlicher Beteiligung bewerben. Ach ja: Sie sollten natürlich ein Mann sein. Sonst hätten Sie ohnehin keine Chance.
Mögen in die Chefriegen und Aufsichtsräte der Privatwirtschaft auch immer mehr Damen einziehen: Die Führungsetagen aller großen Unternehmen, die ganz oder teilweise der öffentlichen Hand gehören, behaupten sich als frauenfreie Zonen. In den Vorständen ehemaliger oder aktueller Staatskonzerne wie Deutsche Bahn, Post, Telekom, RAG-Stiftung oder Bundesdruckerei finden sich exakt null Frauen. Auch die Länder erweisen sich als Anteilseigner in Sachen Gleichberechtigung als Komplettausfall: In keiner einzigen Landesbank von West bis Ost, von Nord/LB bis BayernLB, hat es eine Frau auf einen Vorstandssessel geschafft. Willkommen in der letzten Männerenklave.
In den Staatsbetrieben bewegt sich nichts
Dass Vater Staat mit weiblichem Führungspersonal so wenig anzufangen weiß, ist für ihn allerdings doppelt peinlich. Schließlich droht die Bundesregierung privaten Unternehmen seit Monaten mit einer Frauenquote für Vorstände und Aufsichtsräte. In der freien Wirtschaft zumindest ist seither einiges in Bewegung geraten: Immerhin sechs Frauen rückten inzwischen in die Chefetagen der Dax-30-Unternehmen ein, die zuvor eine reine Männerdomäne waren. Und unter allen Aufsichtsräten der Kapitalseite finden sich nunmehr 27 weibliche Kontrolleure. Nur in den Staatsbetrieben bewegt sich nichts.
Im Juni 2009 hatte die Regierung den Unternehmen mit öffentlicher Beteiligung eigene Leitlinien verordnet, den sogenannten „Public Corporate Governance Kodex des Bundes“. Doch das Thema Frauen fällt darin denkbar knapp aus. Lapidar weist das Regelwerk darauf hin, dass bei der Wahl des Überwachungsorgans „auch auf eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen hinzuwirken“ sei. Das soll wohlgemerkt nur für Kontrolleure gelten. Von Vorständen ist überhaupt keine Rede.
Die Privatwirtschaft ist da weiter. Ihr Kodex-Pendant, das sich die Unternehmen in der Corporate Governance Kommission selbst gaben, fällt strenger aus. Frauen sollten nicht nur in Aufsichtsräten, sondern auch in Vorständen „angemessen berücksichtigt“ werden, heißt es dort.
Häme bei Unternehmen
Allerdings hat die Regierung das Problem jetzt erkannt. Wie ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums auf Anfrage bestätigte, überarbeitet das federführende Ressort das Regelwerk für die öffentlichen Unternehmen derzeit. Künftig soll es sich an der Vorlage aus der Privatwirtschaft orientieren.
Auch Vorstände von Bundesunternehmen müssten dann mit mehr Frauen besetzt werden. Damit setzt die Regierung eine eigene Vorgabe vom Dezember 2010 um. Schon damals hatte sie in ihrem Bericht zum Bundesgremiengesetz notiert, der Public Corporate Governance Kodex müsse aktualisiert werden. Die Empfehlungen der Wirtschaft seien in Sachen Gleichstellung „derzeit progressiver“.
Ein wenig Häme können sich die Unternehmen nun nicht verkneifen. So frotzelt Commerzbank-Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller, der Vorsitzende der Regierungskommission, es sei wünschenswert, wenn die Politik endlich auch bei den nicht börsennotierten Unternehmen, die teils oder ganz der öffentlichen Hand gehörten, wenigstens die Standards für mehr Frauen in Aufsichtsräten und Vorständen einführen würde, die in der privaten Wirtschaft schon üblich seien. Das sei besser, als „über weitere Forderungen an börsennotierte Gesellschaften zu diskutieren“.
In der Politik gäbe es dann noch immer genug zu tun. Zum Beispiel auf Landesebene. Die Mehrheit der Bundesländer hat nämlich überhaupt noch keinen Kodex für ihre Beteiligungsunternehmen geschrieben. Geschweige denn für die Frauenförderung.