Global Risk Map Die gefährlichsten Länder der Welt für Unternehmen

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Einschätzung globaler Risiken für Unternehmen 2001 und 2011

In dem Maß allerdings, in dem die Sicherheit abnimmt, steigen die Kosten der Geschäftstätigkeit, erschwert wird auch die Rekrutierung qualifizierten Personals. Unternehmen ordern bei PriceWaterhouseCoopers, KPMG oder Control Risks detaillierte Empfehlungen für Mexiko, Personenschutz und Namen sicherer Hotels. Die Auslandsmitarbeiter der Unternehmen fürchten sich zunehmend vor Erpressungen und Entführungen – ob echt oder vorgetäuscht. Die Polizei anzurufen kommt im Ratschlag-Repertoire der Experten nicht vor, weil es kontraproduktiv wäre: Unlängst wurden im Raum Juárez 500 korrupte Polizisten verhaftet.

Das Klima der Angst unter den Mexiko-Expats erklärt der Sicherheitsspezialist eines deutschen Logistikkonzerns so: „Die Killer der Drogenmafia schneiden inzwischen Leuten, die nicht kooperieren, den Kopf ab. Die Köpfe stecken sie am Flughafen von Mexico City auf Zaunpfähle.“

Control Risks sieht die Megacitys, die überall auf der Welt wuchern und eigene Gesetze entwickeln, als Thema, mit dem sich international agierende Unternehmen beschäftigen müssen. Sie sollten die Riesenstädte „als Risiko-Landschaften und ebenso als Märkte verstehen“.

Auch Piraterie auf den internationalen Seehandelsrouten bleibe „eine signifikante Bedrohung weltweit“, so die Einschätzung von Control Risks – vor allem am Horn von Afrika vor der Ost- und im Golf von Guinea vor der Westküste Afrikas. Während dort die Zahl der Schiffsentführungen immerhin leicht zurückging, nahm die Kriminalität auf See in Südostasien um Malaysia und Indonesien herum deutlich zu.

Anderswo eskalieren soziale Konflikte – wie in Tunesien, wo tagelange Straßenschlachten bis vergangenen Donnerstag mindestens 23 Tote forderten. Die politischen Folgen seien noch nicht absehbar, meint Control Risks. Aber Ausländer riskierten, zwischen die Fronten von Protestgruppen und Polizei zu geraten.

Kein Wunder, dass die Nachfrage nach Sicherheitstipps steigt. Das bestätigt auch die Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit der Wirtschaft (ASW), ein 1993 gegründeter Verein von 17 Spitzenorganisationen der deutschen Wirtschaft. Die ASW will ihre Sicherheitsinformationen deshalb stärker am Bedarf der Unternehmen ausrichten, sagt der ASW-Vorsitzende Jörg Peter, im Hauptberuf Leiter der Konzernsicherheit bei der Bosch-Gruppe in Stuttgart. Denn kleine und mittelständische Unternehmen verfügten meist nicht über Fachkräfte zur Beurteilung weltweiter sicherheitsrelevanter Ereignisse und deren Auswirkungen auf das eigene Geschäft. Die ASW erwägt deshalb, 2011 eine eigene Sicherheits- und Koordinationszentrale aufzubauen, bei der deutsche Unternehmen Informationen etwa zur Reisesicherheit für Auslandsmitarbeiter und Geschäftsreisende abrufen können. Peter: „Dabei brauchen wir die Unterstützung von Kollegen aus international tätigen Unternehmen, regionalen Sicherheitsverbänden und Verantwortlichen aus Politik und Sicherheitsbehörden.“

Konkurrenz für die Profis

Gewinnabsichten, so Peter, „verfolgen wir als gemeinnütziger Verein nicht. Wir sehen uns nicht als Wettbewerber der auf dem Markt aktiven Sicherheitsberater“. Deren zum Teil umfangreiche unternehmensbezogene Recherchen könne eine künftige ASW-Sicherheitszentrale nicht leisten. Überschneidungen sind trotzdem wahrscheinlich.

Mit praktischen Empfehlungen etwa zu Dienst- und Montagereisen würde das ASW-Angebot durchaus die Interessen gewerblicher Sicherheitsberater berühren. Deren Geschäft wird nach dem Krisen-Tief „von der Exportkonjunktur getragen“, sagt Control-Risks-Chef Stephan. Nachgefragt würden angesichts der Aktivitäten deutscher Unternehmen auch in unsicheren Weltregionen mehr direkte Schutzmaßnahmen wie „gepanzerte Fahrzeuge und Begleitung durch Personenschützer auf Dienstreisen“.

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