GM-Insolvenz Ende und Neuanfang für General Motors

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Die Chancen für ein Überleben von GM stiegen zudem am Wochenende in fast letzter Minute durch eine Einigung mit den Zehntausenden Gläubigern. Für den Verzicht auf 27 Milliarden Dollar an Schulden sollen die Kreditgeber zehn Prozent am neuen Konzern bekommen, später können es bis zu 25 Prozent werden.

Die US-Regierung springt mit weiteren rund 30 Milliarden Dollar ein, um die Insolvenz zu finanzieren, Kanada ist mit knapp 10 Milliarden dabei. Damit haben die US-Steuerzahler rund 50 Milliarden (35 Mrd Euro) in GM gepumpt. Die verbliebenen Aktionäre gehen praktisch leer aus.

„Eines der wichtigsten Prinzipien des Präsidenten ist es, dass die Opfer auf viele Schultern verteilt werden“, sagte ein hoher US- Regierungsbeamter. Weitere Staatshilfen seien nicht vorgesehen. „Das soll es dann gewesen sein.“ Da die Regierung Anteilseigner sein werde, habe sie auch Mitsprache bei der Besetzung des Vorstandes des „neuen GM“. Man werde dabei aber „extrem diszipliniert“ agieren. Der Staat wolle sich zudem so bald wie möglich wieder von seinen Anteilen trennen.

General Motors drücken 173 Milliarden Dollar Schulden

Von Anfang 2005 bis heute hat GM ein Minus von insgesamt 88 Milliarden Dollar eingefahren. Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres klaffte ein sechs Milliarden Dollar großes Loch - es war der achte Quartalsverlust in Folge. Zum Verhängnis wurden GM in den vergangenen Jahren weit zu hohe Kosten und eine verfehlte Modellpolitik. Viel zu lange setzte der Traditionskonzern fast ausschließlich auf bullige Geländewagen und spritfressende Limousinen.

Die Konkurrenz vor allem asiatischer Hersteller wie Toyota und Honda wurde völlig unterschätzt. 2008 stießen die Japaner GM nach mehr als einem Dreivierteljahrhundert vom Thron als weltweit absatzstärkster Autobauer. Der Konzern durchlitt in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder neue Sanierungswellen mit drastischem Stellenabbau. Die Talfahrt beschleunigte zuletzt der dramatische Einbruch des Autoabsatzes erst auf dem Heimatmarkt USA und später wegen der Wirtschaftskrise auch in Europa und anderen Teilen der Welt.

Der beim Insolvenzgericht im Süden Manhattans eingereichte 24- seitige Insolvenzantrag beziffert die gesamten Verbindlichkeiten des Konzerns auf 172,8 Milliarden Dollar bei Vermögenswerten von 82,3 Milliarden Dollar. Der Autofinanzierer GMAC, an dem GM noch knapp unter 50 Prozent hält, muss nach eigenen Angaben nicht mit in die Insolvenz.

Chrysler lässt hoffen

Anlass zur Hoffnung gibt der bisher erfolgreiche Verlauf der Insolvenz bei Chrysler. Das Insolvenzgericht gab in der Nacht zum Montag grünes Licht für den rettenden Verkauf an den italienischen Fiat-Konzern. Der drittgrößte US-Autobauer soll nun bereits bald für einen Neustart das vor einem Monat begonnene Insolvenzverfahren verlassen können, womöglich noch an Montag.

Bei GM werde es „aber nicht so schnell gehen wie bei Chrysler“, sagte ein Regierungsbeamter. GM sei größer und international stärker verflochten als der Konkurrent. Fiat bekommt beim Einstieg zunächst 20 Prozent an Chrysler und kann den Anteil langfristig deutlich aufstocken. Vorerst hält die Gewerkschaft UAW über ihren Betriebsrentner-Gesundheitsfonds die Mehrheit am neuen Unternehmen im Gegenzug für Milliarden- Zugeständnisse. Den Rest erhalten die USA und Kanada.

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