Goldman Sachs-Partner Martin Hintze Private Equity: Chancen für Unternehmen

Der für Private Equity verantwortliche Partner von Goldman Sachs Martin Hinze über klamme Eigentümer und potenzielle Zukäufe in Deutschland

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Martin Hinze ist bei der Investmentbank Goldman Sachs für das Private-Equity-Geschäft im deutschsprachigen Raum verantwortlich. Foto: Goldman Sachs, All Rights Reserved

WirtschaftsWoche: Herr Hintze, mit Edscha und Märklin sind gleich zwei Unternehmen in die Insolvenz gerutscht, die in der Hand von Finanzinvestoren sind. An Märklin ist auch Goldman Sachs beteiligt. Keine gute Werbung für Ihre Branche, oder?

Hintze: Ich würde das nicht über einen Kamm scheren, jeder Fall ist anders gelagert. Tatsache ist, dass angesichts des wirtschaftlichen Abschwungs leider zahlreiche Firmen finanziell stark unter Druck kommen. Die meisten sind nicht in Händen von Private Equity, sondern in Familieneigentum oder sogar börsennotiert, da gibt es aktuell ja sehr prominente Beispiele.

Dennoch: Viele Investoren haben in der Vergangenheit die Verschuldung ihrer Portfoliounternehmen in die Höhe getrieben.

Die Verschuldungsproblematik betrifft aber auch andere. Ich würde inzwischen sogar die gegenteilige These vertreten. Ich glaube, dass die Unternehmen im Besitz von Finanzinvestoren derzeit vielfach sogar besser dastehen, als ihre Wettbewerber.

Das müssen Sie ja sagen.

Ich kann Ihnen aber erklären, warum. Die Unternehmen in Private-Equity-Besitz haben Eigentümer, die häufig bereit und auch in der Lage sind, noch einmal Geld nachzuschießen. Wenn Sie sich hingegen manche Familienunternehmen anschauen, stellen Sie fest, dass die Eigentümer eben nichts mehr nachschießen können. Auch vielen börsennotierten Unternehmen ist der Zugang zu frischem Geld versperrt.

Dieses Jahr könnten mit Teilen von Continental/Schaeffler und dem Merckle-Imperium mehrere Übernahmeobjekte im Milliardenbereich auf den Markt kommen. Welche Chancen haben Finanzinvestoren?

Die haben bei den genannten Fällen sicherlich gute Karten. Überall wird Eigenkapital benötigt, gerade dort, wo Unternehmen zu hohe Schulden haben. Das „Schöne“ an der Situation ist in diesen Fällen, dass es darum geht, Verschuldung zu reduzieren. In der Vergangenheit ging ja es oft darum, dass Investoren im Laufe einer Übernahme den betroffenen Unternehmen Kredite aufgeladen und damit die Verschuldung erhöht haben. In diesen Fällen wäre es aber so, dass nach Abschluss einer Übernahme die Verschuldung geringer ist als vorher.

Warum passiert das noch nicht?

Das Problem ist, dass Sie das nicht machen können, ohne in einen intensiven Dialog mit den Banken zu gehen, bei denen das Unternehmen Schulden hat. Die härteste Diskussion ist natürlich, inwieweit die Banken bereit sind, einen gewissen Abschlag auf ihre Forderungen hinzunehmen.

Warum sollten die Banken das tun?

Weil sie höhere Preise oft ohnehin nicht erzielen können. Es gibt ja auch einen Markt für Bankverbindlichkeiten, und da werden Kredite nun einmal derzeit oft mit 50 Prozent Abschlag gehandelt oder sogar noch mehr.

So wie die Kredite für den Bootsbauer Bavaria Yachtbau, die Goldman Sachs angeblich zu 35 Cent je Euro weiterverkauft hat.

Dazu kann ich nichts sagen, weil dieser Deal über meine Londoner Kollegen gelaufen ist. Nur so viel: Spaß macht so etwas auch uns nicht. Es ist momentan einfach wahnsinnig schwer, Unternehmen zu bewerten. Es gibt einen unglaublich breiten Korridor von Szenarien, und man weiß nicht: Wo kommt man raus?

Einer Ihrer großen Deals war 2008 die Übernahme des Baustoffherstellers Xella von der Haniel-Gruppe. Bereitet Ihnen das jetzt Sorgen?

Wir sind mit dem Kauf sehr zufrieden. Xella hat seine Ziele 2008 voll erreicht und bereits 40 Millionen Schulden zurückgezahlt. 2009 wird deutlich schwieriger, das ist auch klar. Aber insgesamt sind die Schulden im Branchenvergleich ohnehin sehr moderat und das Liquiditätspolster mit einem deutlich dreistelligen Millionenbetrag ordentlich. Insofern ist Xella in einer sehr starken Ausgangsposition, und wir sehen derzeit sehr attraktive Möglichkeiten, da zuzukaufen.

Zum Beispiel?

Wir schauen uns verschiedene mögliche Ziele an.

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