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Gründerkongress „Schlaraffenland für Unternehmer“

So erfolgreich sein wie Xing, Facebook und Groupon – wie das geht, erfahren junge Gründer beim Gründer-Kongress „IdeaLab!“ der privaten WHU Otto Beisheim School of Management in Vallendar.

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Und die Unternehmerbrüder Ferry and Fabian Heilemann, Gründer von Daily Deal, nehmen am IdeaLab teil. Quelle: PR

Vallendar Um zu dem kleinen Nest nahe Koblenz zum kommen, fährt man vorbei an schmalen, mit roten Geranien behangenen Fachwerkhäusern. Der Bahnhof am Zielort hat gerade mal zwei Gleise. Alles wirkt verschlafen. Doch der Schein trügt. In Vallendar wurde schon Geschichte geschrieben – Gründergeschichte. Ferry und Fabian Heilemann etwa, Gründer des Rabattportals Dailydeal, das gerade für geschätzt mehrere hundert Millionen Dollar an den Suchmaschinenkonzern Google verkauft wurde, fanden beim Kongress „IdeaLab“ der privaten Hochschule WHU Otto Beisheim School of Management vor zwei Jahren erste Investoren für ihr Start-Up. 

Und auch an diesem Wochenende treffen in Vallendar wieder erfolgshungrige, junge Gründer auf renditehungrige Investoren. Sie hören die Reden von erfolgreichen Gründern wie Oliver Samwer (Alando, Jamba) und holen sich bei Workshops Tipps für ihr eigenes Unternehmen. Zum Beispiel, wie die Finanzierung funktioniert. 

Vor dem Gebäude tummeln sich am Freitag vor allem junge Männer in schwarzen Sakkos und blauen Jeans. Die Sporttasche oder den Trolley in der einen, das iPhone in der anderen Hand. Hände werden entgegen gestreckt, Visitenkarten ausgetauscht. 

„Ihr habt ein Riesenglück“, sagt Oliver Samwer, als er auf der Bühne steht. Rund 300 junge Männer und wenige junge Frauen sitzen aufrecht auf ihren Klappsitzen im Vorlesungssaal. „Wir sind im Goldzeitalter geboren“, sagt Samwer, „im Schlaraffenland für Unternehmer! Niemand kann sich später beschweren, dass er keine Chance hatte!“ 

Er redet, als hätte man ihm ein Aufputschmittel in den Kaffee gemischt:  „Du musst dich entscheiden“, sagt er zu seinem Publikum „entweder du entscheidest dich, Formel 1 zu fahren, oder irgendetwas anderes.“ Mit „Formel 1“ meint er, ein eigenes Unternehmen gründen, „irgendetwas anderes“ steht für angestellt bei einem Unternehmen zu sein. Da sei man doch nur „einer in einer riesigen Menge“, sagt Samwer. 

Mit solchen Sprüchen versucht er, die Menschen fürs Gründen zu begeistern – und für seinen sogenannten Inkubator Rocket Investor. Junge Leute mit Ideen können damit zu ihm kommen. Wenn ihm ihre Idee gefällt, erhalten sie das nötige Geld, um zu gründen – aber verlieren meist auch einen großen Teil ihrer Rechte an ihrer Idee und am Unternehmen. „Niemand schlägt Rocket“ sagt der „Co-Founder on Drugs“, wie ihn angeblich Freunde nennen, selbstbewusst. 


"Wir machen das nicht um des Geldes willen"

Aber es gibt noch genug andere Möglichkeiten, die eigene Gründungsidee voran zu treiben. Zum Beispiel mit Hilfe von Business Angels, also privaten Personen, die in Start-Ups investieren. So haben es etwa die Gründer der Prospekteplattform Kaufda gemacht. Auch sie sprechen bei der Veranstaltung in Vallendar und geben Tipps. Ihre Meinung dürfte bei den Teilnehmern sehr gefragt sein. 

Denn ihre Geschäftsidee war so erfolgreich, dass sie ihr Unternehmen inzwischen zu drei Vierteln an den Medienkonzern Axel Springer verkauft haben, für einen zweistelligen Millionenbetrag. Mit dem Geld, das die Gründer für den in der Szene Exit genannten Verkauf bekommen haben, hätten sie sich zur Ruhe setzen können. Aber „wir machen das nicht um des Geldes willen, dann wäre ich jetzt bei Goldman Sachs“, sagt Tim Marbach, einer der Gründer. Er sei jeden Tag stolz darauf, Arbeitsplätze geschaffen zu haben und ein Produkt, dass viele Millionen Menschen nutzten. 

Daher haben die Gründer von Kaufda „vertraglich abgesichert, dass sie als Geschäftsführer nicht gekündigt werden können“ und operativ den Hut aufbehalten, sagt Marbach. Nun wollen sie expandieren, zunächst in Frankreich, wo Springer auf dem Onlinemarkt mit diversen Portalen besonders stark ist, dann, in den nächsten zwei bis drei Jahren, in ganz Europa. 

Die jungen Gründer beim Kongress in Vallendar sind noch längst nicht so weit. Sie müssen sich zunächst Gedanken machen, wie sie an Geld für ihre Ideen kommen. Eine weitere Möglichkeit ist sogenanntes Venture Capital, Wagniskapital. 

Einer dieser Kapitalgeber ist Passion Venture aus England. Bei einem der Partner, Robert Dighero, haben derzeit vor allem Abo-Modelle gute Chancen. „Die Menschen haben zu viele Entscheidungen zu treffen“, sagt er, „sie wollen Entscheidungen abgenommen bekommen.“ Das gehe mit Abonnements wie etwa bei dem Berliner Start Up Glossy Box. Dort bekommt der Abonnent einmal im Monat für zehn Euro ein Päckchen mit Kosmetikartikeln zugesendet. 

Das Deutschland ein „Schlaraffenland“ für Gründer ist, dem kann er nicht vollständig zustimmen. Es gebe noch zu wenig Kapitalgeber für junge Firmen, sagt er, vor allem im Vergleich mit den USA. Aber es werde besser.

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