Wolfsburg Bei Volkswagen hat der Aufsichtsrat am heutigen Donnerstag einen grundlegenden Personal- und Konzernumbau beschlossen. Neben dem Wechsel an der Vorstandsspitze wird auch Gunnar Kilian, bisher Generalsekretär im Betriebsrat, neuer Personalchef und folgt auf Karlheinz Blessing. Das sind die wichtigsten Stationen seiner Karriere.
Karrierestart als Zeitungsredakteur
Die Berufung von Gunnar Kilian ist der Fortgang einer der steilsten Karrieren im größten deutschen Industriekonzern. Der 43-Jährige verzichtete nach der Schule auf ein Studium und begann nach einem Volontariat zunächst als Zeitungsredakteur in der Region Wolfsburg/Braunschweig.
Vertraut mit heiklen Themen und strategischen Fragen
2000 startete Kilian in der Öffentlichkeitsarbeit am VW-Stammsitz. Anschließend leitete er ein Bundestags-Abgeordnetenbüro, ehe ihn der VW-Konzernbetriebsrat 2006 als Pressesprecher holte - in einer damals äußerst schwierigen Lage. Die Affäre um illegale Lustreisen von Betriebsräten auf Firmenkosten war noch nicht ganz abgeklungen.
Er mischte schon früh auch in strategischen Fragen mit, koordinierte etwa Mitarbeiter-Themen bei Porsche oder den schweren Nutzfahrzeugen (Scania, MAN) und wurde dafür Geschäftsführer im Konzernbetriebsrat.
Aktiv in Bildung, Kultur und Sozialthemen
Später war Kilian für die VW-Belegschaftsstiftung weltweit unterwegs, knüpfte Kontakte in die regionalen Vertretungen. Dabei ging es oft nicht nur um „harte“ Dinge wie Arbeitnehmerrechte, sondern auch um Bildungs- und Kultursponsoring oder Sozialprojekte wie zur Fußball-WM 2014 in Brasilien.
Vom Internationalen Auschwitz-Komitee erhielt er vor kurzem die Auszeichnung „Gabe der Erinnerung“, VW beteiligt sich seit langem am Erhalt und an der Jugendarbeit der KZ-Gedenkstätte.
Engster Vertrauter des Betriebsratschefs
Kilian ist der engste Vertraute von Bernd Osterloh, dem mächtigen Betriebsratschef, ohne den auch im Aufsichtsrat von Volkswagen kaum etwas geht. „Gunnar Kilian hat einen tollen Job gemacht“, meinte dieser schon, als er seinen Intimus im Sommer 2012 nach Salzburg ziehen ließ. Dort leitete Kilian das Büro des langjährigen VW-Patriarchen Ferdinand Piëch, eine Schlüsselposition im innersten Machtzirkel der Kontrolleure und Eigentümer-Familien Porsche/Piëch.
Spezialist für Vernetzung
2013 holte Osterloh Kilian dann zurück – als Generalsekretär und Geschäftsführer des Betriebsrats für den Gesamtkonzern. Schwerpunkte seiner Arbeit fortan: die langfristige Vernetzung mit der Politik, die Positionierung von Arbeitnehmer-Themen, die Zusammenarbeit mit anderen Betriebsräten der zahlreichen VW-Töchter wie Audi, Porsche, MAN und Scania.
Er habe eine „spannende und lehrreiche Zeit mit Herrn und Frau Piëch“ erlebt, sagte Kilian rückblickend - eine gute Voraussetzung, um auch nach dem Abtritt des „Alten“ (Piëch) 2015 wegen eines Machtkampfes mit dem damaligen Vorstandschef Martin Winterkorn seine engen Drähte in die Eigner-Dynastie zu nutzen. Kilian sitzt auch in mehreren Aufsichtsräten.