10 Jahre nach der Pleite „Ein großes Comeback von Schlecker kann ich mir schwer vorstellen“

Eine Mitarbeiterin der Drogeriekette Schlecker reißt das Firmenlogo von der Eingangstür einer Filiale in Hannover, da die Filiale geschlossen wurde. Quelle: dpa

Zehn Jahre nach der Schlecker-Pleite zeichnet sich laut Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz ein Ende des Insolvenzverfahrens ab. Die angekündigte Wiederauferstehung der Marke Schlecker sieht er skeptisch.

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Zehn Jahre nach der Pleite des Drogeriekonzerns Schlecker dauern die Aufräumarbeiten an. „Im Grunde sind wir durch mit dem Verfahren“, sagte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz der WirtschaftsWoche. Allerdings gebe es noch einzelne Auseinandersetzungen mit früheren Vermietern und ein paar offene Grundstücksthemen. „Vor allem stehen aber gerichtliche Entscheidungen zu Schadenersatzklagen gegen Lieferanten aus“, so Geiwitz. Dabei gehe es um Schadenersatz in dreistelliger Millionenhöhe. Hintergrund sind Kartellabsprachen von Lieferanten, die dazu geführt hätten, dass Schlecker in der Vergangenheit zu hohe Preise gezahlt hat. „Dagegen sind wir zivilrechtlich vorgegangen“, so Geiwitz. „Das ist ein langwieriger Weg über mehrere Instanzen – mit offenem Ausgang, da diese Verfahren auch für die Gerichte teils juristisches Neuland darstellen“, sagt der Insolvenzverwalter. „In dem Kernverfahren dürfte dieses Jahr der Bundesgerichtshof entscheiden.“

Danach könnte der Fall Schlecker dann endgültig zu den Akten gelegt werden. „Ich rechne damit, dass wir das Schlecker-Insolvenzverfahren bis Ende 2024 abschließen können“, sagte Geiwitz der WirtschaftsWoche. 

Aktuelle Pläne, die Marke Schlecker wiederzubeleben, überzeugen den Insolvenzverwalter nicht. „Ein großes Comeback von Schlecker kann ich mir schwer vorstellen“, sagte Geiwitz. Zuletzt hatte der in Österreich ansässige Geschäftsmann Patrick Landrock mit seinem Unternehmen Kitzventure angekündigt, die Marke Schlecker künftig für den Onlinehandel und stationäre Geschäfte zu nutzen. Dabei soll Schlecker kein reiner Drogeriemarkt mehr werden, sondern auch stark mit Produkten des täglichen Bedarfs wie Lebensmitteln, Büro- und Geschäftsbedarfsprodukten sowie Baumarktartikeln auftreten. „Wir haben die Marke Schlecker nicht an Kitzventure oder Herrn Landrock verkauft“, betonte Geiwitz. Da die Marken nicht genutzt wurden, hat die Insolvenzverwaltung diese – nach einem Hinweis des Deutschen Marken- und Patentamts – gelöscht beziehungsweise die Eintragung nicht verlängert. „Als Insolvenzverwalter kann ich kein Geld dafür ausgeben, die Marke Schlecker über Jahre hinweg zu schützen“, sagte Geiwitz. „Das bringt den Gläubigern nichts.“ Diese Situation habe „Herr Landrock legitimerweise genutzt“.

Keine Unterstützung für Kitzventure

Der Insolvenzverwalter verhandelte im Vorfeld zwar auch mit Landrock. Zu einem Verkauf der Markenrechte kam es aber nicht. „Für die Insolvenzverwaltung habe immer festgestanden, „dass wir die Marke nur an einen Player mit tragfähigem Konzept“ verkaufen würden, sagt Geiwitz. „Wer nur mit der Bekanntheit des Namens Schlecker Geschäfte machen wollte, sollten insbesondere auf Wunsch der Arbeitnehmervertreter nicht zum Zuge kommen.“ 

Bei seinen Plänen sei der Investor nun auf sich gestellt. „Er bekommt auch keinerlei Unterstützung von uns“, so Geiwitz. „Die Domain-Adressen schlecker.de und schlecker.com, die noch bei uns liegen, werden nutzen wir aktiv beispielsweise und werden sie daher aktuell nicht verkaufen oder löschen.“

Der Drogeriekonzern Schlecker hatte am 20. Januar 2012 den Insolvenzantrag angekündigt und reichte ihn am 23. Januar 2012 ein. Rund 25 000 Beschäftigte in Deutschland, vor allem Frauen, verloren ihre Jobs. Im Insolvenzverfahren sei es gelungen, einige Eigenmarken für Schlecker-Produkte wie Waschmittel zu verkaufen. „Aber die Einnahmen aus solchen Transaktionen blieben überschaubar“, sagt Geiwitz. Wichtiger seien der Verkauf der Auslandsgesellschaften sowie Immobilien- und Warenverkäufe gewesen. „In den vergangenen zehn Jahren haben wir daraus sämtliche Forderungen der besicherten Gläubiger beglichen“, sagte Geiwitz gegenüber der WirtschaftsWoche.

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