




Es mag für die Betroffenen beklagenswert sein, dass es Fremdkräfte gibt, die bei Daimler ständig für viel weniger als die Stammkräfte oder bei Kaufland für Minilöhne im Lager arbeiten. Das mag auch an der Grenze zur Legalität sein. Deswegen hat Kaufland auch drei Millionen Euro an Sozialabgaben nachbezahlt und sechs Millionen Euro für die Einstellung des Ermittlungsverfahrens an die Staatskasse überwiesen.
Man muss aber nach den Gründen für diese Vorgehensweise der Unternehmen fragen. Und da muss ich die Unternehmen ein wenig in Schutz in nehmen. Wenn die Gewerkschaften zum Beispiel bei Mercedes im Laufe der Jahre den Lohn für einfache Arbeiten am Band auf rund 24 Euro pro Stunde hoch getrieben haben, dann ist das gemessen daran, was diese Mitarbeiter leisten, übertrieben. 24 Euro pro Stunde zum Beispiel für das Einpacken von Motorblöcken, das ist eindeutig zu hoch. Wer in wirtschaftlich guten Zeiten den Arbeitgebern Löhne in dieser Höhe abgepresst hat, der darf sich nicht wundern, wenn irgendwann diese versuchen, etwas dagegen zu unternehmen.
Der wirtschaftliche Sachverstand sagt einem doch: Wenn in den vergangenen Jahren viel körperlich schwere Arbeit automatisiert wurde und dadurch einfache Handlangertätigkeiten übrig geblieben sind, muss es den Unternehmen auch möglich sein, dafür weniger zu bezahlen. Denn am Ende zahlt der Kunde ja nicht so viel, dass ein Unternehmen einen Lohn von Euro 24,00 für einfache Tätigkeiten rechtfertigen kann.
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Deshalb blieb den Unternehmen nur das Outsourcing bestimmter Arbeiten an Firmen übrig, die für einfache Tätigkeiten weniger bezahlen dürfen. Hätten die Gewerkschaften das rechtzeitig erkannt und sich zu niedrigeren Löhnen für diese Tätigkeiten bereit erklärt, wäre ein Konzern wie Daimler sicher nicht auf die Idee gekommen, ständig geringer bezahlte Mitarbeiter von draußen einzusetzen.
Umgekehrt darf ich mich als Unternehmer ja auch nicht wundern, dass die Leistungsbereitschaft und Motivation eines Mitarbeiters automatisch sinkt, wenn ich ständig versuchen würde, den Lohn zu drücken. Das Prinzip gilt auch für Lieferanten: Ich habe meinen Einkauf immer angewiesen, faire Preisverhandlungen zu führen, denn auch unsere Lieferanten müssen mindestens etwas Geld verdienen, damit wir in Zukunft mit der gewünschten Qualität beliefert werden. Würden wir hier ständig die Preise drücken würden, dürften wir uns nicht wundern, wenn letztendlich die Qualität darunter leidet. Auch in einer Zeit, in der es mir gut geht, darf ich mein Gegenüber nicht so behandeln, dass er Schlupflöcher sucht, um aus dieser Erpressung heraus zu kommen.