About-You-Aktie E-Fashion erobert die Börse

Der Online-Modehändler About You trifft an der Börse den Nerv der Zeit. Quelle: Presse

Mit About You ist nach Fashionette und Mytheresa das dritte deutsche Online-Modeunternehmen innerhalb kurzer Zeit an der Börse gestartet. Die Aktien-Newcomer haben sich recht unterschiedlich geschlagen.

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Der Börsenstart ist gelungen: Beim Debüt des Online-Modehändler About You in Frankfurt stiegen die Aktien am Mittwoch über den Ausgabepreis von 23 Euro auf zeitweise bis zu 26,80 Euro. Der Ausgabepreis hatte 23,00 Euro betragen. Das Unternehmen war mit insgesamt rund 3,9 Milliarden Euro bewertet worden. Der große Berliner Konkurrent Zalando, der 2014 sein Börsendebüt feierte und inzwischen als Dax-Kandidat gilt, kommt aktuell auf etwa 24 Milliarden Euro. Den Vergleich mit Zalando mag About-You-Chef Tarek Müller nicht. „Wir sind mittlerweile in 23 Ländern aktiv. In vielen davon ist Zalando nicht“, sagte er vor einiger Zeit. Größtes Unterscheidungsmerkmal sei die Technologiesparte von About You, die Infrastrukturlösungen für Firmen verkauft und ein hohes Wachstum aufweist. Zudem richtet sich About You, das mittlerweile mehr als 30 Millionen Kunden und mehr als 1000 Mitarbeiter zählt, an eine jüngere Zielgruppe.

Zalando und About You gehören zu den bekanntesten börsennotierten Unternehmen aus dem Modesegment. Mit Fashionette und Mytheresa haben in den vergangenen Monaten aber bereits zwei weitere Branchenvertreter den Gang an die Börse gewagt. Wie haben sich die Online-Player seither entwickelt?

Den Anfang machte im Oktober das Düsseldorfer Unternehmen Fashionette. Mitten in der zweiten Welle der Coronakrise platzierte der Onlinehändler rund 3,6 Millionen Aktien zum Ausgabepreis von 31 Euro an der Börse. „Wir sind deutlich fokussierter als Wettbewerber wie About You oder Zalando: Premium- und Luxushandtaschen stehen für rund 60 Prozent unserer Umsätze und wir richten uns nur an Frauen als Zielgruppe“, erklärt Fashionette-Vorstandschef Daniel Raab das Geschäftsmodell. Aktuell liegt der Kurs leicht über dem Ausgabepreis und bewegt sich in einer Spanne zwischen 33 und 35 Euro. Operativ schlägt sich das Unternehmen trotz Corona wacker. „Die Pandemie hatte für uns weder einen positiven noch negativen Einfluss“, sagt Raab. „Auf der einen Seite sind viele Anlässe, um sich beispielsweise eine neue Tasche oder Sonnenbrille zu kaufen, während des Lockdowns weggefallen“, so Raab. Auf der anderen Seite habe die Online-Durchdringung „über alle Marktsegmente zugenommen.“ 

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In Summe „konnten wir unsere Umsätze im vergangenen Jahr deutlich steigern“, sagt Raab. Zudem verstärkten die Düsseldorfer mit der Übernahme von Brandfield, einem niederländischen Onlinehändler für hochwertige Modeutensilien, ein wunderbares Accessoire. Brandfield erzielte im Geschäftsjahr 2019/20 einen profitablen Nettoumsatz von 26,7 Millionen Euro, 75 Prozent davon in der Kernregion Niederlande und Belgien. Fashionette ist derzeit vor allem im deutschsprachigen Raum aktiv und setzt weiter auf hohes Wachstum. Ohne Brandfield (organisch) soll das Unternehmen 2021 um bis zu 30 Prozent auf einen Umsatz von 123 Millionen Euro zulegen; mit Brandfield könnte es ein Plus von bis zu 58 Prozent auf 150 Millionen Euro werden. 

Sportliche Bewertung für Mytheresa

Im Vergleich zu den Milliardenumsätzen von Zalando und About You ist Fashionette allerdings ein Nischenplayer. Auch der Online-Luxusmodehändler Mytheresa ist bereits deutlich größer und strebt im Geschäftsjahr 2020/21 zwischen 600 und 605 Millionen Euro Umsatz an. Über ihren Onlineshop vertreibt Mytheresa Designermodemarken wie Gucci, Saint Laurent, Prada, Burberry und Valentino in 133 Ländern. Gut 80 Prozent des Umsatzes werden außerhalb Deutschlands erzielt.

Hauptwettbewerber sind andere Luxus-Onlineshops wie der Anbieter Net-A-Porter, der zur Richemont-Gruppe gehört. Mytheresa gehörte ab 2014 zur US-Premiumkaufhauskette Neiman Marcus, die aber im vergangenen Jahr in die Insolvenz rutschte. Seither kontrollieren Finanzinvestoren das Unternehmen und brachten den Onlinehändler im Januar in New York und nicht in der deutschen Heimat an die Börse. Hierzulande werden nur Hinterlegungsaktien (ADS) der niederländischen Muttergesellschaft MYT Netherlands gehandelt. 

Die Luxusmodeplattform wurde zuletzt mit stolzen 2,2 Milliarden Euro bewertet. Schon während des IPOs im Januar war die Bewertung nach oben geschossen: Der Ausgabepreis von 26 Dollar lag weit über der ursprünglichen Preisspanne von 16 bis 18 Dollar. Mit dem IPO-Mittelzufluss von netto 283 Millionen Euro habe Mytheresa Gesellschafterdarlehen über 172 Millionen Euro getilgt und einen Working-Capital-Kredit zurückgefahren.

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So verbleibe ein Cash-Polster von rund 60 Millionen Euro. „Das ist eine sehr gute Ausgangsposition für das geplante starke Wachstum“, sagte Finanzvorstand Martin Beer jüngst der „Börsen-Zeitung“. „Mytheresa ist schuldenfrei und kann diese Expansion aus eigener Kapitalkraft und dem Cash-flow finanzieren“, so Beer. Für die nächsten fünf Jahre plant Mytheresa mit 22 bis 25 Prozent Umsatzsteigerung jährlich. In den vergangenen fünf Geschäftsjahren ist das Unternehmen im Schnitt um 25 Prozent gewachsen und dabei stets profitabel gewesen.

Mehr zum Thema: Die trendige Onlinemodeplattform About You geht an die Börse. Privatanleger sollten nicht zu jedem Preis kaufen.

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