Und ausgerechnet jetzt, auf der Schlussgeraden seiner Karriere, zeigt Hainers Nemesis, sein dunkler Schatten aus Oregon in den USA, erstmals seit vielen Jahren nicht zu übersehende Schwächen. Als wäre es ein ungewollter Gruß über den Atlantik, offenbarte Nike Mitte der Woche lange nicht für möglich gehaltene Wachstumssorgen. Zwar stiegen Umsatz und Gewinn.
Doch bei einem wesentlichen Indikator dafür, wie angesagt eine Marke derzeit ist, schwächelt der US-Konzern: bei den Bestellungen für das kommende Quartal konnte Nike-Chef Mark Parker für den wichtigen Heimatmarkt nur ein zartes Plus von einem Prozent vermelden. Analysten waren enttäuscht. Sie hatten mit einem Zuwachs von mindestens fünf Prozent gerechnet.
Adidas in Zahlen
In den ersten drei Monaten im Jahr 2016 machte der Sportartikelhersteller einen Umsatz in Höhe von 4,8 Milliarden Euro.
Im ersten Quartal 2016 machte Adidas einen Gewinn in Höhe von 350 Millionen Euro.
Der bereinigte Gewinnzuwachs soll etwa 18 Prozent betragen, der Umsatzzuwachs – währungsbereinigt – etwa 15 Prozent.
Experten führen das für Nike-Verhältnisse ungewohnte Ereignis zurück auf die neu entbrannte Konkurrenz durch den heimischen Wettbewerber Under Armour, vor allem aber auf Adidas. Beide attackieren den Platzhirsch mit frischeren Produkten. Der Druck des Duos lässt sich längst auch an Nikes Börsenkurs ablesen – geht das so weiter, steuert der weltgrößte Sportkonzern zum ersten Mal seit acht Jahren aufs Jahr betrachtet auf einen Rückgang des Kurses zu; vor Bekanntgabe der Quartalsergebnisse war er seit Jahresbeginn bereits um elf Prozent gesunken.
Er würde es sicher so nicht sagen. Doch eine gewisse Genugtuung wird Hainer daher nicht verhehlen können. Denn jahrelang war der gebürtige Niederbayer dem US-Riesen immer nur hinterhergerannt. Musste sich quälen lassen in Interviews, Investorenkonferenzen und auch auf den Hauptversammlungen galt es Anlegern gegenüber Rede und Antwort zu stehen: Warum ist Nike so viel besser, profitabler, cooler?
Doch jetzt, so kurz vor dem Ende der Karriere an der Konzernspitze, darf sich Hainer mit einem Sieg aus dem Geschäft verabschieden. Zwar ist und bleibt Nike viele Nummern größer. Bis 2020 will es der US-Konzern auf umgerechnet 44 Milliarden Euro Umsatz bringen; geht Hainers Plan auf, wird Adidas dann bei etwa 22 Milliarden Euro stehen.
Doch auf dem Weg dahin stimmt das Momentum. So sehen die Adidas-Zahlen wieder gut aus, der Konzern meldet Wachstum im wichtigsten Sportmarkt USA und auch sonst (fast) überall auf der Welt. Modelle wie der Ultra Boost, Superstar oder die Yeezys von Musikstar Kanye West sind derzeit gefragter als die meisten Nike-Treter und Sammelobjekte, für die Sneakerheads zu nachtschlafender Zeit vor den Läden campieren.