Adidas-Chef Hainer "Wir peilen eine Million Trikot-Verkäufe an"

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Hoffnung für Reebok

Die Siegprämien der deutschen Nationalmannschaften
WM der Männer 1954 Quelle: dpa
WM der Männer 1974 Quelle: dpa
EM der Frauen 1989 Quelle: dpa
WM der Männer 1990 Quelle: dpa
WM der Frauen 1995 Quelle: dpa
EM der Männer 2000 Quelle: dpa
WM der Männer 2002 Quelle: AP

Wohin werden Sie ausweichen?

Adidas will jedes Jahr um zehn Prozent wachsen. Wir haben letztes Jahr 245 Millionen Paar Schuhe für alle unsere Marken produziert, es werden also praktisch dieses Jahr mehr als 20 Millionen Paar mehr. Dazu brauchen wir zusätzliche Kapazitäten. Und die werden wohl eher in Indonesien, Vietnam oder Kambodscha entstehen als in China.

2011 hat Adidas 13 Prozent mehr Umsatz gemacht. Geht es in dem Tempo weiter, erreichen Sie Ihr Ziel 17 Milliarden Euro schon früher als geplant im Jahr 2015?

Wenn es so weit ist, lasse ich Sie das gerne wissen. Ich bin mit unserer aktuellen Entwicklung sehr zufrieden, wir haben im Mai ja gerade erst unsere Prognose für dieses Jahr erhöht. Aber wir wollen bis 2015 nicht nur im Umsatz zulegen, sondern auch eine operative Marge von elf Prozent erreichen.

Allerdings zieht Ihre US-Tochter Reebok die Margen der ganzen Adidas-Gruppe nach unten. Seit sechs Jahren doktern Sie nun schon an dem 3,1 Milliarden Euro teuren Zukauf herum. Ist Reebok ein Fehlkauf?

Nein, Reebok ist auf keinen Fall ein Fehlkauf. Im Gegenteil: Reebok ist ein wesentlicher Teil unserer Wachstumsstrategie und soll bis 2015 drei Milliarden Euro Umsatz erzielen.

Das ist doch nur so viel wie bei der Übernahme 2005.

Sie dürfen die Marken Rockport und Reebok CCM-Hockey nicht vergessen, deren Umsätze wir gesondert ausweisen. 2011 waren das 471 Millionen Euro. Zudem haben wir einige Symbole – wie die Profi-Basketballliga NBA – der Marke Adidas zugeordnet, weil sie dort besser zur Markenpositionierung passen. In den vergangenen zwei Jahren sind wir mit Reebok beim Umsatz um 20 Prozent gewachsen und haben die Marge um vier Prozentpunkte gesteigert, das sollte man nicht vergessen.

Aber 2012 wird der Reebok-Umsatz doch sinken. Der Ausrüstervertrag mit der US-Football-Liga NFL läuft aus, und die Toning-Schuhe, die Trainingseffekte schon beim Gehen versprechen, stecken in der Krise. Eine Milliarde Dollar, wie Sie noch vor einem Jahr schätzten, dürfte dieser Markt in den USA nicht mehr erreichen.

Nein, das glaube ich derzeit nicht...

...auch weil Sie in den Vereinigten Staaten wegen irreführender Werbung 25 Millionen Dollar Strafe zahlen mussten?

Ukraine in Zahlen

Die Auseinandersetzung und Dumpingpreise der Konkurrenz haben die Umsätze sicher nicht eben beflügelt. Aber Sie dürfen nicht übersehen: Wir verkaufen weltweit immer noch mehrere Millionen Paar Toning-Schuhe. Keine zehn Millionen mehr wie 2010. Aber wir werden neue Produkte auf den Markt bringen, und dann wird dieser auch wieder wachsen.

Nachdem Reebok Anfang der Neunzigerjahre Weltmarktführer in der Sportbranche war, ist die Marke nur noch in Indien Marktführer – und ausgerechnet dort muss sich Adidas offenbar mit kriminellen Machenschaften herumschlagen, die den Konzern 200 Millionen Euro kosten dürften.

Dabei handelt es sich ausschließlich um ein Reebok-Problem. Wir haben unseren Geschäftsführer vor wenigen Wochen entlassen, weil wir durch Prüfungen festgestellt haben, dass bei Reebok in den vorherigen Jahren nicht korrekt gearbeitet wurde.

Ein Drittel der 1000 Reebok-Läden in Indien soll geschlossen werden. Werden Sie auch Adidas-Shops dichtmachen?

Nein, Adidas ist davon nicht betroffen, dort wird wegen dieser Vorgänge kein einziger Laden geschlossen. Im Gegenteil, wir werden Adidas spürbar ausbauen, weil die Marke auch in Indien sehr schön wächst. Und wie viele Reebok-Läden schließen, das wird sich erst noch zeigen. Den Franchisenehmern liegt ein neues Konzept vor, und wer weiter mit uns arbeiten will, ist herzlich eingeladen. Wir werden uns jeden genau ansehen.

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