Adidas-Chef Herbert Hainer Abschiedsgrüße aus Rio

Herbert Hainer schließt seine 15-jährige Amtszeit bei Adidas mit glänzenden Zahlen ab. Doch der Quartalsbericht zeigt auch: Seinem Nachfolger Kasper Rorsted hinterlässt der Manager einige Baustellen.

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Der scheidende Adidas-Chef präsentierte noch einmal glänzende Zahlen. Quelle: Reuters

München Zum Ende hat Herbert Hainer nachgezählt: Genau 63 Mal habe er die Quartalszahlen präsentiert, verkündete der Adidas-Chef an diesem Donnerstagmittag. Der Manager hat also eine gewisse Routine.

Dennoch war die letzte Telefonkonferenz mit Journalisten in seiner mehr als 15-jährigen Amtszeit an der Spitze von Adidas ganz anders als sonst: Der 62-Jährige schaltete sich von Rio de Janeiro aus zu. In der brasilianischen Olympia-Stadt macht der Unternehmenslenker der internationalen Sportwelt noch einmal seine Aufwartung. Ende September hört er dann endgültig auf auf und übergibt an Kasper Rorsted. 

Hainer lässt es aber nicht einfach so ausklingen, das machte er in der Telefonkonferenz deutlich. Der Niederbayer gab sich gewohnt dynamisch und selbstbewusst. Die Zahlen seien brillant, sie zeigten, dass Adidas über alle Kategorien, alle Ländern und über alle Vertriebswege hinweg erfolgreich sei.

Hainer hat allen Grund, zufrieden zu sein. Die Quartalszahlen sind glänzend ausgefallen. In den Grundzügen hatte Adidas die Ergebnisse bereits vergangene Woche vorgelegt. Nun schob Hainer die Details hinterher.

Die sind durchaus interessant. Denn es zeigt sich ein gemischtes Bild. Ausgesprochen positiv: Es geht vor allem in Nordamerika aufwärts. Das ist besonders wichtig, weil Adidas vergangenes Jahr auf dem größten Sportmarkt der Welt auf Platz drei zurückgefallen war. Hinter Branchenführer Nike sowieso, aber auch hinter Under Armour. Doch nun haben die Franken den aufstrebenden Rivalen wieder überrundet. So erzielte der Turnschuh-Hersteller aus Herzogenaurach im zweiten Quartal in Nordamerika ein Umsatzplus von gut einem Fünftel auf 788 Millionen Euro.

Zum Vergleich: Under Armour kam im selben Zeitraum nur auf umgerechnet 743 Millionen Euro. Allerdings gibt Hainer seit Monaten schon viele Millionen in der Region aus, für zusätzliche Werbung, aber auch für neue Sponsoring-Deals. Daher verdient der Konzern in Nordamerika nur wenig Geld. Der Erfolg zwischen Los Angeles und New York, er ist bislang teuer erkauft.

Der Quartalsbericht macht aber auch deutlich, dass Hainer einige Baustellen hinterlässt. Vor allem um die US-Tochter Reebok muss sich Nachfolger Rorsted kümmern. So ist der Umsatz des Labels von der amerikanischen Ostküste im zweiten Quartal um zwei Prozent auf 399 Millionen Euro geschrumpft. Vor allem in der amerikanischen Heimat haben die Konsumenten einen Bogen um das Label gemacht.


Hainer glaubt an seinen Nachfolger

Die Kernmarke Adidas kommt hingegen auf ein Plus von fast 17 Prozent. Reebok steht inzwischen für weniger als zehn Prozent vom Umsatz.  Beobachter fragen sich, ob es sich lohnt, weiter Geld und Managementkapazitäten zu investieren. „Die Marke dümpelt so dahin“, meint Hartmut Heinrich von der Unternehmensberatung Mistresstech in Hamburg. Eine richtige Berechtigung habe sie nicht in dem Konzern.

Hainer hat die Marke vor zehn Jahren für drei Milliarden Euro übernommen. Von einem Verkauf will er nichts wissen. Im Gegenteil: Der Manager verwies in der Telefonkonferenz darauf, dass die Umsätze zu konstanten Wechselkursen um sieben Prozent geklettert seien. Hainer: „Reebok wird mehr und mehr als Fitness-Marke betrachtet.“ Die Neuausrichtung sei gelungen. 

Andererseits: Alles in allem läuft es so gut, dass Reebok zumindest nicht groß stört. So legte der Konzernumsatz im zweiten Quartal um 13 Prozent auf den Rekordwert von  4,4 Milliarden Euro zu. Der Überschuss verdoppelte sich im fortgeführten Geschäft auf 291 Millionen Euro. Dabei profitiert Adidas von einem vorzeitig beendeten Sponsoring-Vertrag mit dem englischen Fußballklub FC Chelsea. Die Abmachung erhöhe den Gewinn um einen mittleren bis hohen zweistelligen Millionenbetrag, teilte der Konzern mit.

Für das laufende Jahr verspricht Hainer einen währungsbereinigten Umsatzanstieg um bis zu 19 Prozent. Der Gewinn soll um bis zu 39 Prozent auf rund eine Milliarde Euro zulegen.

Kasper Rorsted ist bereits seit vergangenem Montag als einfaches Mitglied des Vorstands an Bord. Der Däne arbeitet sich in diesen Tagen in der Zentrale in Herzogenaurach ein. Nach dem Stabwechsel am 1. Oktober müsse er schnell Gas geben, meint Berater Mirko Warschun von AT Kearney: „Eine Fortführung der derzeitigen positiven Performance bis zu einer weiteren Beschleunigung wird durch den Kapitalmarkt erwartet.“

Am Donnerstag gehörte Adidas mit einem Minus von rund drei Prozent zu den größten Verlierern im Dax. Sonderlich beunruhigend ist das nicht: Seit Jahresbeginn hat Adidas fast zwei Drittel an Wert gewonnen. Die Ergebnisse des zweiten Quartals seien fantastisch gewesen, dies sei aber inzwischen eingepreist, meint Analyst Mark Josefson von Equinet.

Der scheidende Adidas-Boss Hainer glaubt fest an seinen Nachfolger Rorsted. „Ich bin überzeugt, dass er zusammen mit unserem ausgezeichneten Managementteam die Erfolgsgeschichte dieses Unternehmens fortschreiben wird.“ Er selbst blickt zufrieden auf die vergangenen 63 Quartale zurück: „Ich habe die gemeinsame Zeit genossen.“

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