
Ein wenig erstaunlich ist es schon: Seit dem 4. März vergangenen Jahres ist offiziell bekannt, dass der Aufsichtsrat von Adidas Herbert Hainer gern länger als bis zum bis dato gültigen Ende seines Vertrags an der Spitze des Dax-Konzerns halten will. Sein Kontrakt als Vorstandsvorsitzender wäre sonst 2015, also in ein paar Wochen, ausgelaufen.
Doch Adidas steckt in der Krise. Der Umsatz wächst zwar. Aber er tut dies bei weitem nicht so stark wie erhofft. Die ursprünglichen, von Hainer und seinen Kollegen 2010 selbstbewusst formulierten Erlösziele hat der Sportriese um gut zwei Milliarden Euro verfehlt, sie sind Makulatur. Dennoch – oder besser: gerade deshalb – macht Hainer weiter. Er will nicht von Bord, solange das Schiff Schräglage hat. Mit dem Segen des Aufsichtsrats verlängerte er seinen Vertrag bis Frühjahr 2017.
Der Adidas-Konzern in Zahlen 2014
11,116 Milliarden Euro (Vorjahr: 11,013 Mrd)
927 Millionen Euro (Vorjahr: 1,157 Mrd)
630 Millionen Euro (Vorjahr: 796 Mio)
währungsbereinigtes Umsatzwachstum im mittleren bis hohen einstelligen Bereich; Gewinn etwa 650 Millionen Euro
währungsbereinigtes Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich; Gewinn soll stärker steigen als die Erlöse
Erstaunlich ist nun, wie die Börse und viele Online-Medien reagieren auf eine Nachricht, die eigentlich keine ist: Adidas sucht einen Nachfolger für Hainer. Mal ernsthaft: Neu ist das doch wohl nicht. Was sollen sie denn sonst machen? Warten, ob irgendwo einer vom Baum fällt und ausgerechnet in Herzogenaurach landet? Klar, es hat gedauert, ehe sich auch im Aufsichtsrat die Erkenntnis durchsetzte, dass das wohl eher nicht passieren würde. Also suchen sie und lassen suchen. Das Gegenteil wäre die Nachricht.
Was oder wer nun bei der Nachfolge-Suche herauskommt – völlig offen. Natürlich werden von den möglichen internen Kandidaten vor allem zwei Namen genannt. Die der beiden Neulinge im lange Zeit konstanten Vorstand: Vertriebschef Roland Auschel, 51, und Marken-Boss Eric Liedtke, 48. Hainer selbst machte schon vor geraumer Zeit keinen Hehl daraus, dass er einen internen Kandidaten vorziehen würde: „Meine persönliche Meinung ist, dass es immer besser ist, den geeigneten Kandidaten im eigenen Hause zu finden, weil der diese sehr spezielle Industrie, die eigenen Marken, die Kultur des Hauses und die Mitarbeiter viel besser kennt.“





Bereits damals, als Hainer das sagte, im Frühjahr 2012 im Aufgalopp zu den Olympischen Spielen von London, verengte sich allerdings der Kreis derjenigen, denen man den Spitzenjob zugetraut hätte. Uli Becker beispielsweise, zu dem Zeitpunkt noch Chef der Tochtermarke Reebok, galt eine Zeit lang zumindest als potenzieller Kandidat. Doch der Marketingmann verhedderte sich bei dem Versuch, die lange arg schwächelnde Marke wiederzubeleben. Im September 2012 verlor Becker seinen Posten. Nachfolger Matt O’Toole brachte Reebok seitdem wieder auf Kurs, der Umsatz des Problemkindes steigt. Ob ihn die Leistung nun auch zu einem Kandidaten macht? Geschadet hat es sicher nicht.