Die Börsen reagierten direkt – um fast vier Prozent stieg am frühen Morgen der Wert der Adidas-Aktie. Grund war die zuvor nicht angekündigte Jubel-Meldung des Konzerns, der Umsatz und Gewinn im vergangenen Geschäftsjahr überraschend stark steigern konnte. Sein letztes volles Geschäftsjahr an der Spitze von Europas größtem Sportartikelkonzern beendet der langjährige Vorstandschef Herbert Hainer also mit einem Umsatz von 16,9 Milliarden Euro, so viel wie nie zuvor in der Unternehmensgeschichte des Dax-Konzerns.
In der Berichtswährung stiegen die Erlöse damit um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, als die Herzogenauracher noch 14,5 Milliarden Euro erlösten. Hatte Adidas 2014 noch unter Währungseffekten gelitten, profitierte der Konzern nun von ihnen - währungsbereinigt lag die Umsatz-Steigerung bei zehn Prozent.
Größte Sportartikelhersteller der Welt
25,14 Milliarden Euro
14,53 Milliarden Euro
11,12 Milliarden Euro
2,98 Milliarden Euro
2,97 Milliarden Euro
2,79 Milliarden Euro
2,33 Milliarden Euro
Unternehmen, eigene Recherche
Der Mitteilung zufolge legte der Gewinn im fortgeführten Geschäft ohne Sonderlasten in Russland und Lateinamerika um zwölf Prozent auf 720 Millionen Euro zu. Damit übertraf Konzernchef Hainer seine erst im vergangenen November angehobenen Ziele, als er bei der Bekanntgabe der Neunmonatszahlen für 2015 noch ein Umsatzplus im hohen einstelligen Prozentbereich und einen Gewinnanstieg um rund zehn Prozent in Aussicht gestellt hatte.
Von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Analyten hatten auf dieser Grundlage mit einem Jahresumsatz von 16,7 Milliarden Euro und einem Gewinn von 711 Millionen gerechnet.
Einmal in Schwung, kündigte er für das laufende Jahr, in dem mit der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich und den Olympischen Spielen in Rio zwei umsatzrelevante Großereignisse stattfinden, nun einen Anstieg von Umsatz und Betriebsergebnis jeweils im zweistelligen Prozentbereich an. Mit der Prognose bereitet Hainer zugleich seinem Nachfolger die Aussicht auf einen recht komfortablen Start – vor nicht mal vier Wochen hatte Adidas bekannt gegeben, dass Kasper Rorsted vom Düsseldorfer Henkel-Konzern im August in den Adidas-Vorstand einzieht und im Oktober den Vorsitz von Hainer übernimmt. Der scheidet dann nach mehr als 15 Jahren an der Unternehmensspitze aus.
Mit einiger Genugtuung verweist Hainer, der vor allem im Jahr 2014 nach Gewinnwarnungen stark in der Kritik von Investoren gestanden hatte, jetzt darauf, dass die Geschäfte vor allem in Westeuropa, China, Lateinamerika sowie in Asien prächtig liefen und dem Konzern zweistelliges Wachstum bescherten. Für Hainer ein Zeichen dafür, dass die internen Umbauten im Zusammenhang mit der neuen Konzernstrategie ebenso Früchte tragen wie die personellen Veränderungen im Konzernvorstand. Dort hatte Roland Auschel den Vertrieb übernommen und Eric Liedtke die Führung der Marken Adidas und Reebok.
Die Adidas-Strategie
Insbesondere in den USA, dem wichtigsten weil umsatzstärksten und in Sachen Trends nach wie vor einflussreichsten Sportartikel-Markt der Welt, scheinen die Herzogenauracher voran zu kommen. Unter dem neuen Landes-Chef Mark King treffen die Produkte offenbar besser als in der Vergangenheit den Geschmack der Kundschaft.
Darauf weisen auch Zahlen der Marktforscher von Citi Research und SportScan hin. Sie bescheinigen den Adidas-Marken Adidas und Reebok im Vergleich zum Wettbewerber Nike seit Mitte vergangenen Jahres deutlich steigende Absatzzahlen. Folgt man diesen Daten scheinen dagegen Nike-Treter in den USA an Beliebtheit zu verlieren.
Allerdings bekommt Adidas das Wachstum in den USA alles andere als geschenkt.
Der Konzern hatte im vergangenen Jahr etwa die Ausgaben für Marketing und Werbung deutlich um 20 Prozent erhöht und vor allem in Nordamerika mächtig investiert. So heuerte Adidas etwa in den USA mehrere hundert Profis in den Sportarten Basketball und Football als Werbeträger an und schaltete um auf Dauerbeschallung der Kunden. Das führt offenbar bereits dazu, dass Adidas in den USA wieder stärker von den Konsumenten wahrgenommen wird.
Ob das allerdings bereits ausreicht, den vor allem auf seinem Heimatmarkt starken Newcomer Under Armour in absehbarer Zeit von Rang zwei der umsatzstärksten Sportartikler zu verdrängen, ist völlig offen. Denn zuletzt legte auch die Marke von der Ostküste weiter stark zu und ist mittlerweile weltweit der drittgrößte Sportanbieter.
Wächst das Unternehmen von Gründer Kevin Plank so weiter, wird sich auch Hainer-Nachfolger Rorsted noch eine ganze Weile an dem US-Kontrahenten abarbeiten dürfen.
Teil der Adidas-Strategie ist es, stärker als in der Vergangenheit Frauen mit eigens gestalteten Produkten und Werbekampagnen als Kunden zu ködern.
Dazu gehören Produkte wie ein ungewöhnlicher neuer Laufschuh, aber auch komplett neue Angebote wie der Versandservice „Avenue A“, den der Konzern in Anlehnung an Modeversender im Internet in diesen Tagen in den USA startet.