Adidas Produktion stückweise wieder „Made in Germany“

Adidas bringt die Produktion ein Stück weit zurück vor die Haustür: 23 Jahre nachdem die letzte konzerneigene Fabrik in Deutschland dicht gemacht hat, rollt der Konzern das Projekt „Made in Germany“ neu auf.

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Das sind Europas größte Modekonzerne
Platz 10: CalzedoniaDie Fachzeitschrift „TextilWirtschaft“ untersucht jedes Jahr die Umsätze der größten europäischen Bekleidungshersteller. Die Analyse zeigt: Der Markt steht vor großen Herausforderungen. Zwar konnten die meisten Konzerne wie zum Beispiel Calzedonia wachsen, doch die Krise in Russland und der Ukraine dürfte sich früher oder später in den Bilanzen niederschlagen.Umsatz 2013: 1,60 Milliarden EuroUmsatz 2014: 1,85 Milliarden EuroVeränderung: + 15,4 Prozent Quelle: imago images
Platz 9: Georgio Armani1975 gründete Georgio Armani das Modelabel Armani. Mittlerweile gehört der Konzern zu den Größten der Modebranche. Für Armani arbeiten rund 6500 Menschen. Neben Kleidungsstücken vertreibt Armani außerdem Home-Artikel und Parfüms. Seit 2002 verkauft der Konzern auch Konfiserie-Artikel sowie verschiedene Honig- und Marmeladensorten. Acht Jahre später entstand im Burj Khalifa in Dubai das erste Hotel im Armani-Stil.Umsatz 2013: 1,75 Milliarden EuroUmsatz 2014: 2,00 Milliarden EuroVeränderung: + 14,2 Prozent Quelle: REUTERS
Platz 8: EspritEhemals etablierte Marken sind zu teuren Restrukturierungen gezwungen. So muss sich Esprit auf die Ansprüche der Kunden im digitalen Zeitalter einstellen, heißt es in der Studie von „TextilWirtschaft“. Auch Gerry Weber ist davon betroffen. Darüber hinaus leiden die Modekonzerne auch unter dem starken Dollar, der die Beschaffung verteuert. Esprit trifft es besonders hart. Bei keinem anderen Modekonzern in den Top-20 ist der Umsatz derart stark geschmolzen.Umsatz 2013: 2,35 Milliarden Euro *Umsatz 2014: 2,10 Milliarden Euro**Veränderung: - 10,7 Prozent*Geschäftsjahr 2013/14**Geschäftsjahr 2014/2015 Quelle: REUTERS
Platz 7: KeringDas französisch-italienische Modeunternehmen Kering dürften nur den Wenigsten bekannt sein. Doch mit Labels wie Puma oder Gucci erreicht der Konzern ansehnlich Umsätze. 2014 konnte Kering seinen Umsatz um knapp zwölf Prozent erhöhen.Umsatz 2013: 2,13 Milliarden EuroUmsatz 2014: 2,38 Milliarden EuroVeränderung: + 11,6 Prozent Quelle: REUTERS
Platz 6: Hugo BossDie Edelmarke Hugo Boss ist das zweitgrößte Modeunternehmen Deutschlands. Gegründet wurde es 1924 in Metzingen durch Hugo Ferdinand Boss. Ursprünglich stellte Hugo Boss Berufskleidung her. Unrühmlich ist die Vergangenheit des Konzerns. Im Zweiten Weltkrieg stellte der Konzern die Uniformen für SA, SS und die Wehrmacht her. Dafür wurden unter anderem Zwangsarbeiter aus West- und Osteuropa eingesetzt. Erst nach dem Krieg und dem Tod des Gründers 1948 wurde Hugo Boss zum Modekonzern. Unter der Leitung von Hugo Ferdinand Boss' Schwiegersohn Eugen Holy begann das Unternehmen damit, Herrenanzüge herzustellen.Umsatz 2013: 2,43 Milliarden EuroUmsatz 2014: 2,57 Milliarden EuroVeränderung: + 5,8 Prozent Quelle: dpa
Platz 5: Tommy HilfigerModedesigner Tommy Hilfiger rief 1984 in New York sein eigenes Modelabel ins Leben. Dass der Konzern im Ranking europäischer Modekonzerne gelistet ist, hat er seinem Firmensitz zu verdanken. Tommy Hilfiger sitzt seit 1997 in Amsterdam. 13 Jahre später wurde das Unternehmen durch den US-Konzern Phillips-Van Heusen übernommen.Umsatz 2013: 2,56 Milliarden Euro*Umsatz 2014: 2,70 Milliarden Euro*Veränderung: + 5,3 Prozent*Geschäftsjahr 2013/14**Geschäftsjahr 2014/15 Quelle: dpa Picture-Alliance
Platz 4: Christian DiorDirekt nach dem Krieg gegründet, trug Christian Dior maßgeblich dazu bei, dass sich Paris als Modehauptstadt der Welt etablieren konnte. Insgesamt beschäftigt das Unternehmenskonglomerat über 100.000 Mitarbeiter. Für die Modesparte von Dior arbeiten knapp 3600 Menschen.Umsatz 2013: 2,26 Milliarden EuroUmsatz 2014: 2,70 Milliarden EuroVeränderung: + 19,6 Prozent Quelle: dpa

Adidas will im kommenden Jahr mit der automatischen Serienproduktion von Sportschuhen in Deutschland beginnen. Die Fertigung, die vor 25 Jahren nahezu komplett in asiatische Niedriglohnländer verlagert worden war, werde damit teilweise in große Absatzmärkte zurückgeholt, sagte Vorstandschef Herbert Hainer am Dienstag im mittelfränkischen Ansbach. Am Rande der Kleinstadt errichtet der Mittelständler Oechsler für Adidas eine Fabrik, in der Sportschuhe mit neuen Spezialmaschinen weitgehend automatisch für Kunden in Westeuropa produziert werden sollen. Auch in den USA solle 2017 ein solches Werk in Betrieb gehen.

"Wir verlagern die Produktion dahin, wo der Verbraucher ist", erläuterte Hainer, der das Vorhaben bereits vor einigen Jahren ankündigte und nun erstmals Details für die geplante Serienproduktion nannte. Mit den als "Speedfactories" bezeichneten Fabriken will Adidas im Rennen mit Rivalen wie Nike einen Zeitvorsprung gewinnen. Adidas könne damit schneller auf Markttrends reagieren und letztlich sogar auf individuelle Kundenwünsche eingehen, sagte Hainer.

Während in der Branche derzeit von der Auftragserteilung an asiatische Zulieferer bis zur Ankunft der Schiffsladungen auf den westlichen Märkten viele Monate vergehen, sollen neue Schuhe künftig nach wenigen Tagen oder sogar Stunden beim Kunden sein. "Auf mittlere Sicht werden Sie in allen großen Absatzmärkten Fabriken von uns finden", sagte Hainer. "Irgendwann können wir so einen Roboter auch in ein Geschäft stellen. Dann produziert der vor Ihren Augen."

Adidas und Nike im direkten Vergleich

Ermöglicht wird dies Adidas zufolge durch neue Fertigungstechnologien, die von Unternehmen in Deutschland entwickelt würden. Dazu zählten der schwäbische Maschinenbauer Manz oder der auf Kunststoffverarbeitung spezialisierte Autozulieferer Oechsler, an dem der Finanzinvestor Deutsche Beteiligungs AG (DBAG) einen Minderheitsanteil hält. Manz und Adidas hatten bereits im Oktober Einzelheiten ihrer Zusammenarbeit genannt. Turnschuhe, die bisher in aufwendiger Handarbeit aus bis zu 100 Einzelteilen zusammengeklebt werden, lassen sich mittlerweile weitgehend automatisch herstellen.

Dennoch dürften die Schuhe aus den neuen Fabriken vorerst noch prestigeträchtige Nischenprodukte bleiben. Die beiden ersten Fabriken in Deutschland und den USA sollen in den kommenden Jahren auf einen jährlichen Ausstoß von mindestens einer Million Paar Schuhe kommen, wie Hainer ankündigte.

Insgesamt verkaufe Adidas jedoch derzeit rund 300 Millionen Paar jährlich. Die Produktion in Fernost werde also nicht überflüssig, sagte der 61-Jährige, der seinen Posten im Herbst an den bisherigen Henkel -Chef Kasper Rorsted abgibt.

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