
Eigentlich konnte Adidas-Chef Herbert Hainer zufrieden sein mit dem Kurs von Europas größtem Sportkonzern: Der Umsatz legte im zweiten Quartal trotz der hohen Vergleichszahlen aus dem Vorjahresquartal, als die Fußball-WM in Brasilien den Verkauf von Fußballprodukten beflügelte, um 15 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro zu. Insgesamt wuchs der Umsatz der Franken damit im ersten Halbjahr auf währungsbereinigter Basis um sieben Prozent.
Litt Adidas in der Vergangenheit unter Währungseffekten, wirkten sich diese nun positiv aus. Operativ glänzten die Marken Adidas und Reebok – die Kernmarke verzeichnete ein zweistelliges Umsatzplus, Reebok wuchs im hohen einstelligen Bereich. Unterm Strich brachte das ein Umsatzplus von 16 Prozent und Erlöse in Höhe von 7,99 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2014 waren es 6,88 Milliarden Euro.
Golfsparte wird zum Klotz am Bein
Beim Ergebnis sah es nicht ganz so prickelnd aus - Investitionen ins Marketing aber auch die Abverkäufe im Golfgeschäft belasteten. So stieg das Betriebsergebnis um 7,6 Prozent auf 234 Millionen Euro und der Gewinn um 1,4 Prozent auf 146 Millionen Euro, und damit unter den Erwartungen der Analysten.
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Der Adidas-Konzern in Zahlen 2014
11,116 Milliarden Euro (Vorjahr: 11,013 Mrd)
927 Millionen Euro (Vorjahr: 1,157 Mrd)
630 Millionen Euro (Vorjahr: 796 Mio)
währungsbereinigtes Umsatzwachstum im mittleren bis hohen einstelligen Bereich; Gewinn etwa 650 Millionen Euro
währungsbereinigtes Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich; Gewinn soll stärker steigen als die Erlöse
Doch was Hainer am meisten nerven dürfte: War es in früheren Jahren stets die US-Marke Reebok, die lange Zeit als Sorgenkind nicht in die Puschen kam und Ergebnis und Erlöse des Gesamtkonzerns belastete ehe der Turn-around schließlich doch gelang, ist es jetzt die einstige Vorzeigesparte Golf, die als Klotz am Konzern-Bein hängt.
Anders als vom Management erwartet, erholt sich der weltweite Golfmarkt nicht. Hainers Konsequenz: Er stellt das komplette Geschäft, das im ersten Halbjahr eine gute halbe Milliarde Euro zu den Erlösen beitrug und damit umgerechnet in die Berichtswährung Euro gut drei Prozent unter Vorjahr lag, auf den Prüfstand - und vor allem die beiden kleineren Marken im Portfolio, Ashworth und Adams, ins Schaufenster. Zusammen mit der New Yorker Investmentbank Guggenheim, sagt Hainer, schaue man jetzt in jeden Winkel des Geschäftsfeldes, will straffen, sparen und sich in letzter Konsequenz von Aktivitäten trennen.
Dass Hainer noch keine noch konkreteren Verkaufsabsichten formuliert, dürfte vor allem daran liegen, dass er für das Golfgeschäft in seinem jetzigen Zustand und angesichts des schlaffen Marktes kaum mit attraktiven Kaufofferten rechnen kann. Also dürfte die Devise lauten: Erst mal aufbrezeln und ausmisten. Hainer selbst sprach von einem „aggressiven Turn-around-Plan“. Dann, wenn sich zeigt, dass das Geschäft auf Dauer keinen wesentlichen Beitrag liefert zum Konzernergebnis: abstoßen. Noch im Verlauf dieses Jahres will Hainer hierzu offenbar Entscheidungen treffen.
Es ist wenig wahrscheinlich, dass sich der Adidas-Chef ein zweites Reebok antun will. Zwar profitierte der Konzern jahrelang von den guten Geschäften der Golfsparte, die immerhin Weltmarktführer in ihrem Metier ist. Doch das dürfte am Ende kein Tabu sein.