Air Berlin Insolvenz überrascht Passagiere und Mitarbeiter

Air Berlin ist seit Jahren die wichtigste Fluglinie am Düsseldorfer Airport. Nun ist die Fluggesellschaft insolvent – zur großen Überraschung von Passagieren und Mitarbeitern. Trotzdem läuft der Betrieb zunächst weiter.

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Allein 2016 flogen demnach mehr als 7,5 Millionen Passagiere mit Air Berlin von Düsseldorf aus in die Welt.

Düsseldorf Um 13:45 Uhr deutet in der Abflughalle des Düsseldorfer Flughafens nichts darauf hin, dass Air Berlin an einem Wendepunkt seiner Firmengeschichte steht. Rund 40 Minuten zuvor hatte die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft mitten in der Urlaubszeit Insolvenz angemeldet.

In Düsseldorf ist der „Priority Check-in“ geschlossen. Der Bereich vor den Schaltern, an denen Passagiere normalerweise ihr Gepäck aufgeben, ist mit Absperrbändern so eingeteilt, dass sich locker 200 Passagiere anstellen könnten. Die letzten beiden Fluggäste verlassen den Schalter, ehe der Bereich leer ist. „Ich würde Sie dann auch bitten, zu gehen.“ Die Worte des geschätzt zwei Meter großen Security-Mitarbeiters sind nicht ganz so freundlich, eher bestimmt.

Air Berlin ist seit Jahren die wichtigste Fluglinie am Düsseldorfer Airport. Auf sie entfallen nach Angaben des Flughafens rund 30 Prozent des Geschäfts in Düsseldorf. Allein 2016 flogen demnach mehr als 7,5 Millionen Passagiere mit Air Berlin von Düsseldorf aus in die Welt. Nun aber hat die Fluggesellschaft am Dienstag Insolvenzantrag gestellt. Ihr Großaktionär und Geldgeber Etihad Airways hatte ihr zuvor den Geldhahn zugedreht. Der komplette Flugbetrieb solle mit Hilfe eines 150 Millionen Euro schweren Überbrückungskredits der Staatsbank KfW weitergehen.

Am Schalter blickt man kurz nach Bekanntwerden der Nachricht in ahnungslose und überraschte, Augenpaare der Mitarbeiter am Schalter. „Davon wusste ich bislang noch nichts“, „Seit wann das?“ und „Viel kann ich Ihnen dazu nicht sagen, ehrlich nicht“, lauten die Aussagen. Während ein Mitarbeiter überrascht googelt, ob die Nachricht denn stimmt, informiert seine Kollegin direkt ungefragt, dass sie dazu keinerlei Auskünfte geben werden. Stattdessen wird ein Zettel ausgehändigt, auf dem die Telefonnummer der Beschwerdehotline gedruckt ist.

Bei den Passagieren war die Nachricht am frühen Nachmittag noch nicht angekommen. Diejenigen, die in der Schlange vor dem Infoschalter stehen, sorgen sich eher um einen gestrichenen Flug nach München.

Auf seiner Webseite versucht das Unternehmen, die Kunden zu beruhigen. Alle gebuchten blieben Tickets gültig. Auch die Flugpläne würden nicht geändert, hieß es am Dienstagnachmittag auf der Internet-Seite von Air Berlin. Alle Flüge von Air Berlin und ihrer Tochter Niki fänden wie geplant statt. Zudem seien auch alle vorgesehenen Flüge weiterhin buchbar, teilte die Fluggesellschaft mit.

Der Airport Düsseldorf will die insolvente Fluggesellschaft bei ihren Restrukturierungsbemühungen unterstützen. „Gemeinsam mit der Air Berlin konzentrieren wir uns weiterhin darauf, das Fluggeschäft an unserem Standort auch in Zukunft erfolgreich zu gestalten“, sagte der Sprecher der Geschäftsführung des Düsseldorfer Airports, Thomas Schnalke. Der Flughafen stehe in engem Kontakt mit der Airline.

Viele Passagiere machen sich trotzdem Sorgen, so etwa ein älteres Ehepaar – auch wenn es nicht selbst betroffen ist. „Unser Sohn hat für Herbst einen Flug mit Air Berlin gebucht. Da waren wir noch skeptisch und haben ihm gesagt, dass das riskant ist. Aber er hat nicht damit gerechnet, dass so eine große Fluggesellschaft insolvent geht. Er hat ja sowieso nicht so viel Geld.“ Ob er fliegen kann, ob er im Fall der Fälle immerhin Geld zurückbekommen würde – alles Fragen, auf die es heute am Air-Berlin-Schalter noch keine Antworten gab.

Andere Kunden dagegen zeigen sich entspannter. „Ich hab auf der Website gecheckt, ob mein Flug geht, da stand, dass alles planmäßig laufen wird“, sagt Marko Koslowski, der nach Kopenhagen fliegen will. „Daher gehe ich erstmal davon aus, und lasse alles auf mich zukommen.“

Mit Material von dpa und Reuters.

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