Air-Berlin-Rettung Ryanair will Lufthansa anschwärzen

Die irische Billigfluggesellschaft Ryanair will gegen die Zusammenarbeit von Lufthansa mit Air Berlin vorgehen. Geplant ist eine formelle Beschwerde beim Bundeskartellamt - mit wohl eher mäßigen Aussichten.

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David O'Brien, Ryanair-Verkaufschef, will wegen der Zusammenarbeit von Lufthansa und Air Berlin eine formelle Beschwerde bei den deutschen Wettbewerbshütern einlegen. Quelle: Reuters

London/Frankfurt Das deutsche Wort „Bundeskartellamt“ ist für Ausländer ein wahrer Zungenbrecher. David O’Brien geht es jedoch recht gut über die Lippen. Kein Wunder. Schließlich will der Ryanair-Verkaufschef in Kürze einen Brief an die deutschen Wettbewerbshüter schreiben.

Man werde eine formelle Beschwerde beim Bundeskartellamt gegen die Zusammenarbeit von Lufthansa und Air Berlin einlegen, kündigte O'Brien am Donnerstag am Rande einer Veranstaltung in London an. Die Pläne seien nicht mit den gesetzlichen Regelungen zu vereinbaren, so wie etwas, das einen „Schwanz und vier Beine hat und bellt, ein Hund ist“.

Die angeschlagene Air Berlin hatte sich im Dezember mit Lufthansa geeinigt, 38 Airbus-Mittelstreckenjets samt Piloten und Flugbegleitern ab 2017 für die Lufthansa-Töchter Eurowings und Austrian Airlines zu vermieten. Das Geschäft ist ein wichtiger Bestandteil des Rettungsplans für Air Berlin.

Doch der Deal macht O'Brien misstrauisch. Die Kosten für den Betrieb der Air-Berlin-Maschinen seien höher als die der Lufthansa-Tochter Eurowings, erklärte er lediglich. „Warum sollte Lufthansa eine solche Vereinbarung eingehen? Einzig und allein um den Markt zu behindern“, sagte der Ryanair-Manager.

Aus Lufthansa-Kreisen ist allerdings bereits seit längerem zu hören, dass man mit Air Berlin äußerst komfortable Konditionen für das Anmieten der Flugzeuge vereinbart habe, die nicht die Kosten von Air Berlin decken würden.

Auch an der in seinen Augen „außergewöhnlichen Beziehung“ zwischen Air Berlin, Tui und Etihad stört sich der Ire: Air Berlin will den Touristikverkehr in ein Joint-Venture mit Tuifly einbringen, an dem die Golf-Airline Etihad rund 25 Prozent halten soll. Das ist das zweite zentrale Element der geplanten Restrukturierung von Air Berlin. Etihad ist mit knapp 30 Prozent der größte Anteilseigner von Air Berlin und hält die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft seit Jahren mit Finanzspritzen über Wasser. „Wir werden dagegen vorgehen und es würde mich sehr überraschen, wenn nicht noch andere Airlines dasselbe tun“, sagt O´Brien.

Ein Lufthansa-Sprecher verwies auf Nachfrage auf den engen Kontakt mit den Kartellbehörden bei der geplanten Zusammenarbeit mit Air Berlin. Wie aus dem Umfeld des Konzerns zu hören ist, sieht man dort aber zurzeit keine kartellrechtlichen Hürden für das Anmieten der Flugzeuge. Deshalb soll der erste Flug mit einer Air-Berlin-Maschine für Eurowings bereits Anfang Februar starten.

Das Flugzeug sei bereits umlackiert, die Kabine werde zur Zeit umgerüstet, berichten Unternehmenskenner. Die werten das denn auch als Hinweis darauf, dass weder Lufthansa noch Air Berlin von den Kartellhütern bisher Signale erhalten hätten, die geplante Transaktion sei problematisch. Die EU-Kartellhüter hätten bereits erklärt, das Vorhaben sei für sie kein Thema, heißt es in Lufthansa-Kreisen. Auch Branchenkenner verweisen darauf, dass ein solcher Mietvertrag Standard unter Luftfahrtunternehmen sei.

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