Corona-Schutzschild-Programm Condor bekommt Millionenkredit vom Staat

Der angeschlagene Ferienflieger Condor bekommt neue Staatshilfen. Quelle: dpa

Das Coronavirus belastet Fluggesellschaften besonders schwer. Der angeschlagene Ferienflieger Condor erhält nun über eine halbe Milliarde Euro Staatshilfen. Die EU-Kommission soll die Gelder bereits genehmigt haben.

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Der Staat hält den Ferienflieger Condor in der Coronakrise mit rund einer halben Milliarde Euro Finanzhilfe am Leben. Der Flugbetrieb sei dank des neuen Kredites gesichert, erklärte Condor-Chef Ralf Teckentrup. Die Airline bekomme aus dem Corona-Schutzschild-Programm ein Darlehen über 294 Millionen Euro. Der staatliche Überbrückungskredit, durch den Condor nach der Pleite seines Mutterkonzerns Thomas Cook im Herbst der Insolvenz entging, werde mit 256 Millionen Euro refinanziert. Neben dem Bund springt auch das Land Hessen der Fluggesellschaft bei. Die EU-Kommission habe die Beihilfen bereits genehmigt.

„Das Unternehmen war in normalen Zeiten operativ gesund und profitabel und hat eine gute Zukunftsperspektive“, erklärte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier. „Wir haben uns auf einen KfW-Kredit mit einem Gesamtvolumen von 550 Millionen Euro verständigt.“ Für das Land Hessen sei die Fluggesellschaft mit noch rund 4200 Beschäftigten ein wichtiger Arbeitgeber, erklärten Hessens Finanzminister Michael Boddenberg und Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. „Die Condor wird nun zum zweiten Mal unverschuldet hart getroffen.“ Zuletzt sei der Ferienflieger aber auf einem guten Weg gewesen, deshalb helfe Hessen, den zusätzlichen Finanzbedarf in der Coronakrise zu decken.

Wegen der Coronapandemie ist nicht nur der Luftverkehr in Europa weitgehend erlahmt. Auch die Übernahme von Condor durch die polnische LOT-Mutter PGL scheiterte, weil diese jetzt selbst Staatshilfe benötigt. Condor war im Herbst in den Strudel der Pleite der britischen Muttergesellschaft Thomas Cook geraten. Für ein staatliches Rettungspaket setzten sich damals auch die großen Reiseveranstalter ein, weil sie bei einem Untergang des Ferienfliegers die Dominanz der Lufthansa mit ihrer Billigflugtochter Eurowings befürchteten. Der Überbrückungskredit über insgesamt 380 Millionen Euro war bis Mitte April befristet. Condor hatte ihn nicht vollständig ausschöpfen müssen.

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von Rüdiger Kiani-Kreß

Der normale Flugplan der Airline ist wegen der Pandemie seit Mitte März eingestellt. Seither war Condor an den jetzt abgeschlossenen Rückholflügen beteiligt, mit denen Reisende aus Deutschland weltweit nach Hause gebracht wurden. Das gute Dutzend Langstreckenflugzeuge der mehr als 50 Maschinen großen Flotte ist außerdem für Cargoflüge im Einsatz, um Schutzmaterial gegen die hoch ansteckende Lungenkrankheit nach Deutschland zu bringen. Fast alle Beschäftigten sind in Kurzarbeit, wenn auch nicht alle die Arbeit völlig einstellen mussten.

Wie es auf längere Sicht mit der Airline weitergeht, ist offen. Das Schutzschirmverfahren solle bald beendet werden, erklärte ein Sprecherin. Ein neuer Verkaufsprozess für Condor werde nach der Krise starten.

Die schwer von der Pandemie getroffene Branche steht vor einer Neuordnung. So muss auch der Marktführer Lufthansa mit einem Milliarden-Finanzpaket, über das derzeit in der Bundesregierung noch gestritten wird, gestützt werden. Kleinere Fluggesellschaften, die während des Booms der vergangenen Jahre häufig im Auftrag der großen Carrier im Einsatz waren, stehen vor dem Aus – so zuletzt die unter dem Label „German Airways“ fliegende Luftfahrtgesellschaft Walter.

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