Lausanne Ulf Mark Schneider hält sein Wort: Vergangenes Jahr hatte der damals neue Nestlé-Chef versprochen, seine Französischkenntnisse zu verbessern. „Von daher freue ich mich, meine Ansprache heute in Französisch zu halten“, sagte der Manager auf der Generalversammlung des Nahrungsmittelkonzerns in Lausanne. Vor den rund 2000 Aktionären warb Schneider für den Konzernumbau und bat sie um Geduld.
Schneider hatte im Januar des vergangenen Jahres die Leitung von Nestlé übernommen. „2017 war ein Jahr des Wandels, ein intensives und anstrengendes Jahr, das Nestlé gut auf die Zukunft vorbereitet“, sagte der Konzernchef.
Nestlé hatte im vergangenen Jahr zwar einen Milliardengewinn ausgewiesen. Doch der Nahrungsmittelgigant bekommt den Wandel der Branche zu spüren – und hängt nach Ansicht von Kritikern der Konkurrenz häufig hinterher. Zwar konnten die Schweizer ihren Umsatz auf fast 90 Milliarden Franken steigern. Doch das organische Umsatzwachstum blieb mit 2,4 Prozent hinter den Erwartungen.
„Obwohl wir beim organischen Wachstum unser Ziel verfehlt haben, zählten wir auch hier zu den Spitzenreitern unseres Sektors“, verteidigte sich Verwaltungsratschef Paul Bulcke.
Der belgische Manager begann die Versammlung mit einem Moment der Stille für den langjährigen Nestlé-Generaldirektor Helmut Maucher, der im März verstorben war. In seiner Rede beschwor Bulcke die langfristige Ausrichtung des Unternehmens, warb aber zugleich für den Umbaukurs der Konzernleitung um CEO Schneider. „Ihre Entschlossenheit, die notwendigen Veränderungen vorzunehmen und weiter in die Entwicklung von Nestlé zu investieren, wird vom Verwaltungsrat uneingeschränkt unterstützt“.
Firmenchef Ulf Mark Schneider hatte im vergangenen Jahr mit einer Reihe von Deals den Konzern umgebaut. So trennten sich die Schweizer vom Süßwarengeschäft in den USA. Investiert wird stattdessen in Wachstumsfelder wie Kaffee, Tiernahrung, Babykost und Wasser. Nestlé erwarb etwa den Nahrungsergänzungsmittelhersteller Atrium Innovations oder die Kaffeehauskette Blue Bottled Coffee.
Die neuen Marken werden Nestlé zu neuen Perspektiven und zusätzlichem Know-how verhelfen, so Schneider. Zugleich warb der Nestlé-Chef um Geduld: Die ersten Früchte der Investitionen seien erst in 12 bis 18 Monaten zu erwarten.
Wichtige Aktionäre wie der aktivistische Investor Dan Loeb hatte Nestlé beim Umbau zu „größerer Eile“ gedrängt. Auch der deutsche Fondsmanager Bert Flossbach fordert Veränderungen: Schneider müsse nicht nur bei den Innovationen Erfolge vorweisen, sagte er dem Handelsblatt. „Er muss auch an die vielen Besitzstände ran, die sich in den Erfolgsjahren aufgebaut haben“.
Auf ein anderes Thema ging Schneider dagegen nicht ein: Seit Wochen liegt Nestlé mit dem Einkaufsverbund Agecore im Clinch. Nestlé-Kunden wie Edeka oder die Schweizer Coop-Gruppe bestellen eine ganze Reihe von Artikeln nicht nach, um Nestlé zu einem Rabatt zu zwingen. Die Fronten zwischen beiden Seiten hatten sich zuletzt verhärtet.