Albert Heijn Holland-Supermarkt zieht sich aus Deutschland zurück

Kein Kaasbroodje mehr für NRW: Die niederländische Supermarktkette Albert Heijn scheitert mit seiner Expansion nach Deutschland. Ein Grund war wohl auch das exotische Sortiment.

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Die Kette konnte in Deutschland nicht ausreichend Fuß fassen. Quelle: dpa

Die Liste gescheiterter Expansionsversuche von Lebensmittelmarkt-Betreibern nach Deutschland ist lang. Selbst der Weltmarkt-Größte, die US-Kette Wal Mart, musste sich 2006 geschlagen geben und zog sich aus Deutschland zurück. Jetzt reiht sich die niederländische Kette Albert Heijn unter Namen wie Wal Mart, Intermarche und Marks & Spencer ein.

Der milliardenschwere Konzern Ahold Delhaize werde seine elf Convenience-Läden „Albert Heijn To Go“ in Deutschland bis zum Frühjahr schließen, sagte ein Sprecher der „Lebensmittelzeitung“. 2012 hatte der damalige Ahold-Konzern Wachstumshoffnung bei seinen Aktionären geweckt mit dem Versuch, kleine Läden für den Einkauf im Vorbeigehen in Nordrhein-Westfalen zu eröffnen.

Dabei nutzte der Konzern seine Erfahrung aus dem Heimatland Niederlande: Dort ist Albert Heijn an fast jedem Bahnhof mit einem Sortiment aus Sandwiches, eigens gepressten Säften, Cookies und Salaten vertreten. Auch in Nordrhein-Westfalen versuchten die Expansions-Manager, hoch frequentierte Standorte etwa im Duisburger Bahnhof zu besetzen.

Bei Albert Heijn machen Kunden die Arbeit

Dabei kämpften die Amsterdamer unter anderem mit Rewes kleinem Format Rewe To Go um Standorte. Seit 2015 versuchten sie zudem wie die Kölner Konkurrenten, über die Kooperation mit einer Tankstellenkette das Expansionstempo anzuheben. Die Tankstellenkette Shell verliert so an fünf Standorten einen Partner, mit dem sie gegen den Aral-Shop „Rewe To Go“ antreten wollte.

Albert Heijn schaffte es in Deutschland mit seinem beschränkten Umsatz nicht, das Sortiment von den niederländischen Wurzeln zu lösen. Im grenznahmen Westen Deutschlands versuchten sie, im Außenauftritt daraus eine Tugend zu machen und spielten in Slogans auf die niederländische Herkunft an.

Etliche Produkte wie das Käsegebäck Kaasbroodje waren aber in Deutschland wenig bekannt. Zeitweise legte Albert Heijn sogar seine niederländische Kundenzeitschrift aus, die für die deutschen Kunden meist unverständlich blieb.

Offenbar fehlte es auch an Konsequenz in der Konzernzentrale. Zuletzt wurde das Deutschland-Geschäft im Geschäftsbericht nicht mehr einzeln ausgewiesen. Schon kurz nach dem Start betonte Ahold-Chef Dick de Boer in einem Gespräch mit dem Handelsblatt, es handle sich bei der Deutschland-Expansion um einen Test.

„Wir testen in verschiedenen Umgebungen, wie die Deutschen das Konzept annehmen: in Fußgängerzonen, Bahnhöfen“, sagte Boer. Auch Läden in Krankenhäusern seien denkbar. Das Konzept brauche jedoch noch einige Verbesserungen, sagte der Manager damals – und ergänzte: „So ist das Leben eines Händlers: Nicht alles funktioniert vom ersten Tag an.“

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