Aldi Edel in Australien, billig in Deutschland

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Aldis Wandel in Deutschland

Will Aldi sein Wachstumstempo also beibehalten, muss es der veränderten Kaufkraft Rechnung tragen – und sich auch an Kunden richten, die bereit sind, mehr zu zahlen. Wie der "Business Insider" im März berichtete, hat Aldi zuletzt in Australien mehr Markenprodukte wie Nescafe ins Portfolio aufgenommen, das Angebot an Gemüse, Fleisch und Brot wurde überall ausgebaut.

Und in Deutschland? Die rasanten Wachstumszeiten für die Billigheimer sind vorbei. Es gibt bereits so viele Filialen, dass Expansion in der Fläche kaum noch möglich ist. Zugleich steigt auch in Deutschland bei vielen Kunden der Wunsch nach Qualität. Mit dem Versprechen, dass Produkte gesund, regional oder bio sind, machen zum Beispiel Rewe und Edeka gute Geschäfte. Die Folge: Laut den Konsumforschern der GfK verloren die Billiganbieter Aldi und Lidl im vergangenen Jahr gegenüber den klassischen Supermärkten an Boden.

Lidl hat darauf bereits deutlich reagiert und investiert derzeit viel, um sowohl das eigene Image als auch die Filialen aufzumöbeln. Das Handelsunternehmen will weg vom reinen Billigheimer hin zum großzügigen Nachbarschaftsladen irgendwo zwischen Supermarkt und klassischem Discounter. Schöne Läden und frische Ware sollen neue Kunde bringen.

Auch Aldi hat in den vergangenen Jahren am Konzept gearbeitet. Das beginnt beim Produktangebot: Zwar gibt es bei Aldi Produkte noch immer zum extremen Niedrigpreis. Bei Grundnahrungsmitteln setzt der Discounter mit Konkurrent Lidl die Preisgrenze häufig nach unten. Trotzdem finden sich in den Aldi-Regalen mit dem Label „Premium“ beworbene Produkte. Champagner und Lachs im Regal sind kein Versehen. Und längst stehen neben Eigenmarken auch die von namenhaften Herstellern, Coca Cola neben River Cola.

Seit 2012 steckt Aldi zudem Milliarden in die Modernisierung der älteren Filialen. Daraus werden längst keine Edel-Filialen wie in Australien. Sie entfernen sich aber von der Lagerhalle-Atmosphäre der früheren Geschäfte, in denen alle Produkte noch aus dem Pappkarton verkauft wurden.

Dass Aldi In Deutschland tatsächlich vom Discounter zum Edel-Supermarkt mutiert, ist mehr aus unwahrscheinlich. Mit seiner derzeitigen Positionierung macht Aldi noch immer sehr gute Geschäfte. Und schon jetzt ist der Kampf im Lebensmittelhandel knallhart. Im gehobeneren Segment lassen Edeka und Rewe wenig Platz für Vorstöße.

So sind auch die bisherigen Ansätze Image und Produktpalette aufzuwerten eher als Strategie zur Bestandswahrung denn als Maßnahme zur großen Kundengewinnung zu bewerten.

Den Versuch, Supermärkten tatsächlich Kunden streitig zu machen, wertet eine Analyse des Marktforschungsinstituts GfK jedenfalls als wenig erfolgreich. „Zwar haben die Discounter in den letzten Jahren durch ihre Sortimentspflege viel für die Attraktivität getan“, urteilen die Experten. „Die Massen sind ihnen aber deshalb nicht zugelaufen.“

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