Seit mehr als fünf Jahren liefern sich auch der Milliardär Erich Kellerhals und der Düsseldorfer Handelskonzern Metro einen erbitterten Stellungskrieg, um die Auslegung schwammiger Passagen in Unternehmensverträgen und die Rechte der Gesellschafter bei MediaSaturn. Denn MediaMarkt-Mitgründer Kellerhals hatte vor Jahrzehnten die Mehrheit seines Unternehmens verkauft, sich dabei aber Vetorechte ausbedungen.
Über eine Beiratskonstruktion hebelte die Metroführung diese Konstruktion 2011 aus. Seither beharken sich die Parteien vor Gericht. Zuletzt wurde in mehreren Urteilen zwar die Position von Metro gestärkt. Doch das hat kaum dazu beigetragen, den Konflikt zu befrieden. Im Gegenteil: Kellerhals teilt über seine private Homepage weiter aus und verhindert die Vertragsverlängerung von Managern der Elektronikkette. Inzwischen hat er den Investor Clemens Vedder als Vermittler eingesetzt. Vedder versuche, eine Grundlage für Gespräche zu sondieren, heißt es offiziell.
Dass Vedder durchaus Erfahrung hat mit robusteren Friedensmissionen, belegt ein weiterer Konflikt im Handel. 2011 war Vedder vom Investoren-Ehepaar Hans-Joachim und Gisa Sander eingeschaltet worden, um Bewegung in den Streit mit dem Designer Wolfgang Joop zu bringen. Familie Sander, Kunstsammler, Unternehmer und Miterben des Wella-Imperiums, hatte sich an Joops Modelabel Wunderkind beteiligt, fühlten sich aber getäuscht und wollten ihre Anteile wieder loswerden.
Das Metro-Geschäftsjahr 2014/2015
Umsatz: 59,219 Milliarden Euro (-1,2 Prozent)
Ebit (vor Sonderfaktoren) : 1,511 Milliarden Euro (-1,3 Prozent)
bereinigtes Ebit: 0,711 Milliarden Euro (-34,0 Prozent)
Mitarbeiter: 226.895 Menschen
Quelle: Metro AG
Umsatz: 29,69 Milliarden Euro (-2,7 Prozent)
Ebit (vor Sondereffekten): 1,05 Milliarden Euro (-6,6 Prozent)
Umsatz: 7,735 Milliarden Euro (-8,3 Prozent)
Ebit (vor Sondereffekten): 0,088 Milliarden Euro (+8,3 Prozent)
Umsatz: 21,737 Milliarden Euro (+3,6 Prozent)
Ebit (vor Sondereffekten): 0,442 Milliarden Euro (+32,2 Prozent)
Per Brief teilte Vedder Joop mit: „Der Laden Wunderkind wurde mit Vollgas gegen die Wand gefahren.“ Millionenbeträge seien „verbraten“ worden und die Zukunftsaussichten seien „mehr als vernichtend“. Um den Druck zu erhöhen, drohten die Sanders auch damit, ihre Anteile an Wunderkind an Vedder abzutreten. Der Finanzinvestor als möglicher Miteigesellschafter dürfte bei dem Designer ähnliche Begeisterung entfacht haben wie ein Einkaufsgutschein für den Textildiscounter Kik. Joop und die Sanders einigten sich schließlich.
„Testosteronkrieg der Häuptlinge“
Auch Rewe-Chef Alain Caparros und Tengelmann-Eigentümer Karl-Erivan Haub kabbeln sich seit zwei Jahren nach Kräften. Als „Testosteronkrieg der Häuptlinge“ hatte der Rewe-Chef die Auseinandersetzungen um die Übernahme der Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann mehrfach öffentlich bezeichnet. Eine „Farce" seien die Gespräche gewesen, im Grunde sei Haub nicht ehrlich gewesen. Haub wiederum schimpfte über die „Zerstörungswut der Gegner“ - und meinte damit natürlich Caparros.
Das ist Kaiser's Tengelmann
Verglichen mit Edeka oder Rewe ist die Supermarktkette Kaiser's Tengelmann ein Zwerg. Sie betrieb Ende 2015 noch 446 Filialen in Deutschland und erwirtschaftete mit knapp 15 300 Mitarbeitern einen Nettoumsatz von 1,78 Milliarden Euro.
Quelle:dpa
Einst bundesweit vertreten, finden sich die Filialen heute nur noch im Großraum Berlin, in München und Oberbayern sowie in Teilen Nordrhein-Westfalens. Die meisten Geschäfte - insgesamt 188 - gab es zum Jahresanfang noch in München und Oberbayern. Im Großraum Berlin betrieb die Kette weitere 133 Supermärkte, 125 Filialen lagen im Rheinland. Aktuell dürften es allerdings schon wieder einige weniger sein. Denn die Geschäftsführung geht davon aus, dass zum Ende des Jahres nur noch 405 Filialen vorhanden sein werden.
Das Familienunternehmen kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, die bis ins Jahr 1876 zurückreicht. Damit ist Kaiser's Tengelmann nach eigenen Angaben das älteste Lebensmittel-Handelsunternehmen Deutschlands. Doch summierten sich die Verluste seit der Jahrtausendwende auf mehr als 500 Millionen Euro.
Knackpunkt war die Frage, ob Rewes Wettbewerber Edeka sämtliche Supermärkte von Kaiser‘s Tengelmann übernehmen darf. Caparros wehrte sich von Anfang an dagegen und ging juristisch gegen die Pläne vor. „Die Handelsbranche ist kein Ponyhof“, sagte er der WirtschaftsWoche. „Herr Haub und ich werden sicherlich keine Freunde mehr. Aber das Ziel kann es auch nicht sein, dass wir nächstes Jahr gemeinsam in den Urlaub fahren. Wir müssen für die Märkte und die Mitarbeiter eine Lösung finden - darum geht es.“
Letzteres scheint trotz aller Animositäten zu gelingen. Rewe soll einen Teil der Kaiser’s Tengelmann-Filialen in Berlin erhalten. Die Verträge zur Übernahme und Aufteilung von Kaiser's Tengelmann sollen bis zum 2. Dezember unterschriftsreif sein.