
In Australien steht die Welt Kopf: Aldi macht auf edel. In vier Filialen an der Ostküste verfolgt der Händler testweise bei Ausstattung und Angebot eine neue Strategie: Die Gänge sind hell und breit. Das Obst-Sortiment ist überraschend groß und liegt in hölzernen Ablagen statt in billig wirkenden Plastikwannen.
In Grundzügen sei das typische Aldi-Design zwar immer noch zu erkennen, berichtet die Branchen-Seite supermarktblog.com. Abgesehen vom gefliesten Boden und Neon-Röhren an der Decke ist auf den veröffentlichten Fotos davon aber nur wenig zu sehen.
Eigentlich ist Aldi mit dem Gegenteil groß geworden: Die Auswahl vergleichsweise klein, der Service kaum vorhanden. Die Ausstattung der Läden wird möglichst auf ein Minimum reduziert. Das spart Geld: Die Kosten für eine Aldi-Filiale sollen um ein Drittel geringer sein als die für einen normalen Supermarkt.
Auch die Vereinheitlichung spart Kosten: Deutschlandweit ähneln die Läden einander. Alle sind gleich aufgebaut, damit der Kunde stets dieselben Produkte nach dem gleichen Muster shoppt.
Die größten Lebensmittelhändler Deutschlands
Bartells-Langness
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 3,09 Milliarden Euro (Schätzung)
Globus
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 3,23 Milliarden Euro
Rossmann
Umsatz mit Lebensmitteln in Deutschland: 5,18 Milliarden Euro
dm
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 6,33 Milliarden Euro
Lekkerland
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 8,98 Milliarden Euro
Metro (Real, Cash & Carry)
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 10,27 Milliarden Euro (Schätzung)
Aldi (Nord und Süd)
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 22,79 Milliarden Euro (Schätzung)
Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland)
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 28,05 Milliarden Euro (Schätzung)
Rewe-Gruppe
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 28,57 Milliarden Euro (Schätzung)
Edeka (inkl. Netto)
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 48,27 Milliarden Euro
Quelle: TradeDimensions / Statista
Das „Prinzip des Weglassens“ hat Aldi nicht nur zur Nummer 1 in Deutschland gemacht. Es ist ein Export-Schlager. Aldi Nord und Süd betreiben in je neun Ländern rund 10.000 Filialen weltweit. Derzeit schicken sich Deutschlands Vorzeige-Discounter an, Mallorca und Italien zu erobern.
In Großbritannien mischt Aldi derzeit die Supermarkt-Landschaft auf und nimmt Branchengrößen wie Tesco, Asda und Sainsbury immer mehr Kunden weg. Seit rund 20 Jahren sind die Discounter auf der Insel aktiv, seit der Wirtschaftskrise 2008 wächst das Geschäft rasant. Die günstigen Preise lassen die Engländer ihre einstige Abneigung gegen die spartanischen Geschäfte offenbar vergessen. Natürlich hat Aldi seine Produktpalette im Laufe der Zeit angepasst. Zu Deutsch darf es dann auch nicht sein. Große Schilder preisen etwa die heimischen Fleisch-Produkte von der Insel an. Im Kern aber hat sich wenig geändert.
Gegen das Konzept der deutschen Billigheimer hat die Konkurrenz im Ausland bislang kein Mittel gefunden. Dass Aldi jetzt ausgerechnet in Australien einen anderen Kurs ausprobiert, hat dennoch gute Gründe.
Die größten Discounter der Welt 2014
Dollar Tree belegt den zehnten Platz unter den weltgrößten Discountern. Das US-Unternehmen erzielte 2013 einen Umsatz von 6,2 Milliarden Euro.
Auch aus Skandinavien kommt ein Discounter, der es unter die Top Ten der weltgrößten geschafft hat: Rema 1000 gehört zum Konzern Reitangruppen. 2013 setzte das Unternehmen 6,8 Milliarden Euro um.
Der US-Discounter Family Dollar verkaufte 2013 Waren im Wert von 8,2 Milliarden Dollar und belegt damit weltweit den achten Platz unter den größten Discountern.
Auch der siebtgrößte Discounter der Welt findet sich auf der Iberischen Halbinsel: Biedronka stammt aus Portugal und wird von JMR Jerónimo Martins Retails betrieben. 2013 setzte die Kette 8,3 Milliarden Euro um. Zum Vergleich: Aldi erwirtschaftete im gleichen Zeitraum mehr als den siebenfachen Betrag.
Die sechstgrößte Discountkette der Welt stammt aus Spanien. Das Unternehmen mit dem Namen Dia (zu Deutsch „Tag“) setzte 2013 11,4 Milliarden Euro um.
Auf dem fünften Platz findet sich wieder ein deutsches Unternehmen: Der Discounter Penny, der zur Rewe-Gruppe gehört. 2013 betrug der Umsatz des Discounters laut Ranking von Planet Retail 12,1 Milliarden Euro.
Erst an vierter Stelle ist ein nicht-deutsches Unternehmen zu finden. Die US-Kette Dollar General verkaufte 2013 Waren im Wert von 13,9 Milliarden Euro.
Mit großem Abstand folgt der drittgrößte Discounter der Welt: Netto. Die Kette gehört zur Edeka-Gruppe und erzielte 2013 14,2 Milliarden Euro Umsatz.
Der Discounter Lidl, der zur Schwarz Gruppe gehört, belegt im Ranking der weltgrößten Discounter den zweiten Platz. 2013 betrug der Brutto-Außenumsatz der Supermarktkette 59 Milliarden Euro.
Aldi ist die Nummer eins im Ranking von Planet Retail (Juni 2014) im weltweiten Discounter-Markt. 2013 machte das deutsche Unternehmen einen Brutto-Außenumsatz von 61,1 Milliarden Euro.
Schon 2001 eröffnete Aldi eine erste Filiale in Australien und legte ein rasantes Wachstum vor. Heute gibt es rund 350 Geschäfte, weitere sind geplant. Im Kampf gegen die heimischen Größen Coles und Woolworths verfolgte Aldi bisher die bewährte Strategie: Der Händler unterbot die Preise der Konkurrenz, richtete sich gezielt an eine einkommensschwächere Kundschaft.
Damit hat es der Discounter in die Top 5 der Branche gebracht: Nach Schätzungen der Marktforscher von Moody’s kommt Aldi in Australien derzeit auf einen Marktanteil von acht Prozent, Woolworths auf 37, Coles auf 26 und Metcash auf elf Prozent. Beim Zuwachs stehen die Deutschen ganz vorne: Sie gewinnen Marktanteile auf Kosten der Konkurrenz.
Doch die Kundschaft mit einem niedrigen Einkommen wird weniger. Wie die Nachrichtenseite news.com.au berichtet, geht die Zahl der Haushalte mit geringem Einkommen seit Jahren zurück. Die der Besserverdiener steigt an.