Die Preise im deutschen Lebensmittelhandel kennen derzeit nur eine Richtung: aufwärts. Discountkönig Aldi erhöhe zurzeit die Preise auf breiter Front und gebe damit die Preisanhebungen der Hersteller infolge der Coronakrise und des Ukraine-Krieges an die Kunden weiter, vermeldet das Fachblatt „Lebensmittel Zeitung“. Insgesamt seien rund 160 Artikel betroffen, bezieht man verschiedene Varianten eines Produkts ein, gehe es sogar um rund 400 Artikel im Aldi-Sortiment. Eine derartige Preisehöhungswelle habe es seit Jahren nicht mehr geben, heißt es in der Branche.
Meist geht es bei den Erhöhungen nur um wenige Cent. Besonders auffällig sind die Preissprünge dagegen bei Kaffee. Die Sorte „Amaroy – Unser Bester“ kostet nun 4,59 Euro, das sind 60 Cent mehr. Bei Bio-Kaffee geht es gleich um einen ganzen Euro nach oben. Steigerungsraten von über zehn Prozent?
Nicht nur Aldi verlangt kräftige Aufschläge. Zum 21. Februar hatte bereits Marktführer Tchibo zugeschlagen. Je nach Sorte und Herkunftsland erhöhten die Hamburger die Preise zwischen 50 Cent und 1,30 Euro pro Pfund. Weitere Anbieter dürften folgen. Sie haben kaum eine andere Wahl, wollen sie weiter profitabel arbeiten.
Denn tatsächlich kommen beim Kaffee gleich eine Reihe von Faktoren zusammen, zeigt die Preisentwicklung des Lieblingsgetränks der Deutschen, welche Effekte derzeit generell die Kosten für Handel, Hersteller und letztlich auch Verbraucher treiben.
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So sind in den vergangenen Monaten die Rohkaffeepreise kräftig gestiegen. Dabei spielt laut Experten vor allem die Situation im wichtigen Kaffee-Anbauland Brasilien eine Rolle. Dort haben offenbar extreme Trockenheit zu Beginn der Saison und anschießend Frost die Ernte beeinträchtigt, was zu einer Verknappung des weltweiten Kaffeeangebots geführt hat. Die Folge: steigende Notierungen an den Börsen für Rohkaffee. Für Einkäufer aus Europa kommt der tendenziell stärkere Dollar als indirekter Preistreiber hinzu: Denn sowohl Arabica- als auch Robusta-Kaffees werden an den Börsen in US-Dollar gehandelt.
Und wie bei anderen Produkten sorgen auch im Kaffeegeschäft die anhaltenden Probleme in den globalen Lieferketten mit Verspätungen und drastisch gestiegenen Frachtraten in der Containerschifffahrt für zusätzliche Kosten. Seefrachten, Energie zum Rösten und für die technischen Anlagen, Preise für die Verpackungen und schließlich die Logistik hätten sich neben dem Rohkaffeepreis ebenfalls „gewaltig nach oben entwickelt“, ließ vor Kurzem bereits der Kaffeehersteller Dallmayr wissen. Stellenweise hätten sich hier die Kosten verdreifacht, im Bereich der Seefrachten teils verfünffacht. Ob es dabei bleibt, ist ungewiss.
So sind die Energie- und Logistikkosten nach der russischen Invasion in der Ukraine weiter gestiegen. Zudem ist die Corona-Lage in China fragil, mögliche Hafenschließungen in Folge der Pandemie könnten auch auf die Containerverfügbarkeit durchschlagen. Gut möglich also, dass die aktuelle Preiserhöhung für Kaffee nicht die letzte ist.
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