Davon will Aldi offenbar profitieren. Denn Aldi startete erstmals nicht mit stationären Filialen in einem Land, sondern verkauft seine Waren zunächst über die Online-Plattform Tmall, die zum Internet-Riesen Alibaba gehört. Das Vorgehen zeigt, dass Aldi das Netz nicht mehr nur als Marketingkanal sieht, sondern zusehends auch als Verkaufsinstrument. Bislang verzichtet der Discounter zwar hierzulande auf einen vollwertigen Online-Shop und bietet auf seinen Plattformen anders als Lidl nicht einmal Nonfood-Artikel zum Bestellen an. Doch das könnte sich schneller ändern als gedacht. Jüngst meldete die „Lebensmittelzeitung“, dass sich auch Aldi Nord wohl bald in Belgien ins Online-Geschäft wagt. Doch das dürfte nur der erste Schritt sein.
3. Aldis neue Filialwelt
Sichtbarer ist bereits Aldis neue Fililalwelt. Zunächst möbelte das Süd-Reich einen Teil der deutschen Filialen auf. Anfang April legte der Norden nach und präsentierte in Herten einen Markt, der einen Eindruck davon vermittelt, wie in Zukunft alle neuen oder renovierten Aldi-Märkte in der Nordhälfte der Republik aussehen werden: mit breiten Gängen, modernem Ladendesign und mehr Frischwaren. Schriftzüge an den Wänden zeigen, wo die Kunden Fleisch, Gemüse oder Tiefkühlkost finden, auf großen Bildschirmen werden Videos mit der Aktionsware gezeigt. Auch eine Kundentoilette soll es ähnlich wie im Süden in neuen Aldi-Märkten künftig geben.
4. Mehr Marken in den Regalen
Jahrzehntelang war die deutsche Discounterwelt sorgsam austariert: Während Billigpurist Aldi sein Sortiment ausschließlich mit bewährten Eigenmarken bestückte, lockte Lidl die Kundschaft mit günstigen Markenartikeln. Doch seit einiger Zeit haben auch Aldi Süd und Aldi Nord den Glanz der Marken entdeckt. Produkte wie Butterkekse von Leibniz, Bier von Krombacher und Chips von Funny-Frisch füllen inzwischen die Regale des Discounters. Der Strategieschwenk hat sich laut Analysen von Marktforschern ausgezahlt. So sei das Umsatzniveau von Aldi in denjenigen Warenkategorien, in denen neue Markenprodukte angeboten werden deutlich gestiegen, konstatierten Ende 2016 etwa die Experten des Marktforschers GfK. Inzwischen setzt Aldi indes nicht mehr nur auf dauerhafte Listungen, sondern scheint auch das Aktionsgeschäft mit kurzfristigen Niedrigpreisen auszubauen, wird in der Branche beobachtet. Für den Händler, der nach wie vor sein Image als Preisführer pflegt, hat das einen entscheidenden Vorteil. Das Risiko sinkt, vom Wettbewerb – vor allem vom Erzrivalen Lidl - preislich unterboten zu werden. Markenartikel und Sonderangebote – auch das hat es vor ein paar Jahren im Aldi-Reich so nicht gegeben.
5. Das neue Hauptquartier
Nicht nur in den Filialen ist der Veränderungswille des Kultdiscounters erkennbar. Auch das neue Hauptquartier, das Aldi Nord derzeit am Stammsitz in Essen baut, hat mit der Krämer-Zentrale von einst nur noch wenig zu tun. In Modellen des Gebäudes leuchtet an der Fassade bereits das Aldi-Nord-Logo - ein geschwungenes, blaues A. Die Dächer sind begrünt, die einzelnen Gebäudeteile terrassenförmig angelegt. In der lichten Eingangshalle des neuen Gebäudekomplexes will Aldi Nord laut eines Berichts der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" auch an den 2010 gestorbenen Firmengründer Theo Albrecht erinnern. Dessen im Original erhaltenes Büro soll als Museumsstück gezeigt werden. Auf der Simulation ist auch ein Aldi-Laden im Inneren der Zentrale zu erkennen. Der Architektenentwurf sieht sogar Skulpturengärten, Joggingstrecken und Sportplätze vor. Und auch von einem weiteren Symbol der alten Aldi-Welt, hat sich der Konzern unlängst verabschiedet: der Krawattenpflicht. „Wir können bestätigen, dass die Krawattenpflicht in unserem Unternehmen abgeschafft wurde“, sagte eine Unternehmenssprecherin Ende vergangenen Jahres der WirtschaftsWoche. „Damit setzen wir unsere Modernisierungsstrategie konsequent in sämtlichen Bereichen fort, so auch in Bezug auf den Dresscode in unserem Unternehmen.“