„Das ist in der Tat möglich“, sagt Felser. In solchen Fällen sprechen Experten von „brand dilution“, zu Deutsch: Markenverwässerung. „Um das zu vermeiden, hat zum Beispiel der Smart keinen Mercedes-Stern bekommen“, ergänzt Felser.
Finden sich als wertig assoziierte Markenwaren im Discounter, kann das Marken-Image auf den Discounter abfärben – und wertet ihn auf. Umgekehrt kann der Discounter das Marken-Image abwerten.
„Hat eines der beiden Objekte eine extreme Ausprägung, kann es allerdings zu Kontrasteffekten kommen“, sagt Felser. Bei besonders starken Marken ist das etwa der Fall. Die Konsequenz: „Die Edelmarke wird im Vergleich zum Discounter noch edler wahrgenommen.“
Die Markenproduzenten, die sich im Discounter listen lassen, profitieren vom Kontrasteffekt, glaubt Koch von BrandTrust. „Marken, die massiv im Fernsehen beworben werden, bilden den Kern ihres Images vor allem dort und nicht in dem Regal, in dem sie stehen“. Findet sich ein Premiumprodukt im kargen, von Neonlicht beschienenen Regal, hat der Kunde das Gefühl, ein Schnäppchen zu machen und kauft eher mehr als weniger ein. „Auf dieselbe Art und Weise funktionieren Outlet-Center.“
Eine weitere Möglichkeit für die Hersteller, das Verwässern ihres Markenimages zu verhindern, ist es, andere Verpackungsvarianten und Darreichungsformen an die Discounter und Supermärkte zu verteilen. „So wird die Preisvergleichbarkeit für den Kunden erschwert“, so Martin Fassnacht. „Außerdem kann das hochpreisige Image bewahrt werden, indem Innovationen vor allem bei Supermärkten vertrieben werden.“
Und was ist mit den günstigen Eigenmarken bei Aldi?
„Aldi versucht die Markenikonen zu identifizieren, für die die Kunden eigens ein Geschäft aufsuchen“, sagte der frühere Aldi-Topmanager Johann Mörwald Anfang des Jahres der WirtschaftsWoche. Das Konzept Eigenmarken kommt trotzdem weiterhin zum Tragen. Häusel: „Kunden bieten sie eine verlässliche Qualität zu einem guten Preis – das ist das, was die Leute immer suchen.“
Das spiegelt sich auch an den Verkäufen wieder: Im Discounter sind laut GfK-Schätzung 70 Prozent aller verkauften Waren No-Name- und Eigenprodukte. „Die Eigenmarken sind für den Unternehmenserfolg weiterhin der entscheidende Faktor“, sagt Fassnacht. Die Margen sind wesentlich besser als bei den Markenwaren. „Aufgrund des Preisdrucks sowie der extrem günstigen Aktionspreise glaube ich, dass Aldi bei einigen Markenartikeln kein Geld verdient.“ Sie sind vor allem notwendig, um Kunden weiter in die Filialen zu locken.
Vor allem markenaffine Jungkunden sollen damit angesprochen werden. „Bisher sind solche Kunden für die günstigen Einkäufe zu Aldi gegangen und haben sich die Markenwaren beim Supermarkt beschafft“, sagt Fassnacht. Seitdem Edeka und Rewe aber ihr Angebot an Preiseinstiegsartikeln ausgebaut haben, hierbei immer genauso günstig sind wie der Preisführer Aldi sowie darüber hinaus eine größere Warenvielfalt bieten, bleiben immer mehr Kunden gleich im Supermarkt. „Aldi möchte genau diesen Kunden ein umfangreicheres Angebot bieten und somit den Wert ihres Warenkorbs erhöhen.“