Aldi und Lidl in Großbritannien Mit Mince Pies zum Erfolg

Der Brexit ist den Briten nicht auf den Magen geschlagen. Zu Weihnachten wurde geschlemmt wie lange nicht mehr, zeigen frische Zahlen der Supermärkte. Besonders Aldi und Lidl profitierten – mit ungewöhnlichen Produkten.

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Der deutsche Discounter hat in Großbritannien vier Millionen Stück des traditionellen Gebäcks verkauft. Quelle: Screenshot

London Wäre man als deutscher Aldi- oder Lidl-Kunde vor Weihnachten in eine der zahlreichen Filialen der beiden Discounter in Großbritannien gegangen, man hätte sich gewundert: Keine Spur von Lebkuchen, Glühwein oder Schokoweihnachtsmännern. Stattdessen waren die Regale prall gefüllt mit den auf der Insel populären „Mince Pies“ (kleine Törtchen gefüllt mit Trockenfrüchten), Weihnachtskuchen, Butter mit Brandy-Geschmack und Schweinebraten. Das für Deutschen ungewöhnliche Angebot kam bei den Briten aber an: Sie strömten in Massen in die Läden von „Ohldi“ und Lidl.

Der 22. Dezember sei ein Rekordtag für Lidl gewesen, erklärte die britische Tochter des deutschen Konzerns. In der Woche ab dem 18. Dezember sei der Umsatz so hoch gewesen wie nie zuvor. Im Weihnachtsgeschäft seien allein 17 Millionen Mince Pies verkauft worden und über 800.000 Liter Champagner und Prosecco. Auch die Kassen von Aldi klingelten kräftig: Im Dezember seien bei Aldi mehr als vier Millionen Mince Pies weggegangen, dazu 6,8 Millionen Flaschen Wein, Champagner und Prosecco.

Die beiden deutschen Anbieter haben sich fest auf der Insel etabliert. Beide Discounter erzielten in den zwölf Wochen vor dem Jahreswechsel ein Umsatzplus von 16,8 Prozent, wie der Marktforscher Kantar Worldpanel mitteilte. Aldi konnte den Marktanteil im vergangenen Jahr auf 6,8 Prozent ausbauen, Lidl kommt auf fünf Prozent.

762 Aldi-Läden gibt es mittlerweile in Großbritannien. Bis 2022 sollen es 1000 werden, hat der britische Aldi-Chef Matthew Barnes als Ziel ausgegeben. „Wir sehen ganz klar Wachstumspotenzial“, verkündete er bei Bekanntgabe der aktuellen Absatzzahlen, „es gibt noch immer über 400 Orte und Städte in Großbritannien ohne einen Aldi-Markt”.

Die alteingesessene Konkurrenz sieht das natürlich mit Sorge. Die Nummer eins auf der Insel ist den zuletzt veröffentlichten Kantar-Daten zufolge noch immer Tesco mit einem Marktanteil von über 28 Prozent, gefolgt von Sainsbury auf Platz zwei mit gut 16 Prozent. Aldi kommt auf Platz fünf, Lidl auf Rang acht – doch der Abstand schmilzt dahin wie ein Stück Brandy-Butter in der Pfanne.

Dabei konnten sich auch die meisten anderen britischen Supermärkte über gute Geschäfte freuen. Der Brexit hat den Briten nicht den Appetit verdorben – im Gegenteil. Vor allem für ihr Weihnachtsessen kauften sie kräftig ein. Wie Kantar ausgerechnet hat, gaben die Briten in den drei letzten Monaten 2017 insgesamt 3,8 Prozent mehr aus als ein Jahr zuvor. Allein am 22. Dezember, dem Freitag vor Weihnachten, ließen sie 747 Millionen Pfund (843 Millionen Euro) in den Supermärkten des Landes – so viel wie an keinem anderen Tag je zuvor. Es sei geradezu „phänomenal“ gewesen, wie viel Lachs die Kunden zu Weihnachten gekauft hätten, schwärmte Tesco-Chef Dave Lewis.

Doch ganz kalt lässt der Brexit die Briten dann doch nicht: Zwar klingelten die Kassen in den Supermärkten auf der Insel, doch andere Einzelhändler – beispielsweise aus der Bekleidungsbranche – klagten über eher schlechte Geschäfte. Zur Begründung wird in der Branche auf die steigende Inflation verwiesen. Eben das könnte aber, mutmaßen Brancheninsider, den Discountern in Zukunft weiter Rückenwind geben.

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