Alibaba gegen Amazon „Jetzt ist die Welt dran“

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Jack Ma: „Ich bin ein Krokodil im Fluss Yangtze“

Erfolgreich entwickelt hat Ma dieses Konzept in China mit der Plattform Taobao, die er 2003 gegründet hat. Über die können Händler landesweit ihre Produkte verkaufen. Heute sind neun Millionen Anbieter registriert, in der Rangliste der meistbesuchten Internetseiten liegt Taobao in China auf Platz drei, weltweit auf Platz zwölf. Allein durch die Rabattschlacht am „Singles' Day“ am vergangenen Wochenende machte Alibaba 22 Milliarden Euro Umsatz.

Derartige Dimensionen waren bei den bescheidenen Anfängen der Plattform kaum vorstellbar. 1995 machte Ma während einer Reise in den USA erste Erfahrungen mit dem Internet. Er tippte das Wort Bier in eine Suchmaschine ein, als Ergebnis zeigte sie Sorten aus den USA und Deutschland, aber keine aus China. Auch die Suche nach seinem Heimatland habe keine Ergebnisse geliefert. Da, so erzählt es Ma, habe er beschlossen, im Internet aktiv zu werden.

Heute gehört der 54-Jährige zu den reichsten Männern Asiens. Und nicht nur in China ist Ma ein Idol. Auch in Afrika und Südostasien kommt er gut an, wenn er, wie in diesem Sommer in Nairobi, vor Gründern über seine Ideen spricht. Ma ist ein guter Redner, aber vor allem der Sohn armer Eltern, der anfangs gerade mal 20 Dollar im Monat verdiente, zwei Mal durch die Abschlussprüfung in der Schule fiel, zehn Mal in Harvard abgelehnt wurde und es nun trotzdem mit den Größen des Silicon Valley aufnimmt.

Alibaba hat bei seinem Einkaufsevent so viel Umsatz gemacht wie nie zuvor. Rund 25 Milliarden Dollar nahm der chinesische Onlinehändler ein.

Porter Erisman kennt Ma genau. Der amerikanische Manager mit den blonden Haaren und der runden Brille hat acht Jahre für Alibaba gearbeitet, er war dabei, als Taobao an den Start ging. Schon da habe Ma die US-Konzerne als Wettbewerber gesehen. „Ebay ist vielleicht ein Hai im Ozean, aber ich bin ein Krokodil im Fluss Yangtze“, habe Ma gesagt und schelmisch gelächelt. Der Kampf David gegen Goliath, die Idee des schlauen Angreifer, der es mit übermächtigen Konkurrenten aufnimmt, habe dem Alibaba-Gründer stets gefallen. Tatsächlich habe Ma, anders als Amazon, stets für und nie gegen andere Unternehmen gearbeitet. Kleine Händler habe er nicht zerstören oder kontrollieren, sondern ihnen über sein Netzwerk Chancen eröffnen wollen.

Ma selbst pflegt den Mythos. „Die westlichen Handelsplattformen wollen immer nur mit großen Unternehmen Geschäfte machen, sie wollen die Wale. Wir aber konzentrieren uns auf die Shrimps“, hat er seine Strategie erklärt.

Um sein Erfolgskonzept zu exportieren, ist Ma viel unterwegs. Im vergangenen Jahr, so hat er vorgerechnet, verbrachte er mehr als 800 Stunden in der Luft, um Werbung zu machen und Partner ins Boot zu holen. Auch bei Donald Trump in New York machte er halt und versprach ihm eine Million neue Jobs in den USA. Der Präsident zeigte sich begeistert und verkündetet, dass er mit Ma „große Dinge“ vollbringen werde.

Chinesischer Onlinehändler setzt bei Shopping Event Milliarden um

Bei seiner globalen Expansion konzentriert sich Alibaba bisher vor allem auf Entwicklungs- und Schwellenländer, in denen Handel, Logistik und Finanzsektor ähnlich unterentwickelt sind wie in China vor zehn Jahren. So hält der Konzern etwa Anteile an Bezahldiensten in Singapur, Indonesien, Malaysia, Thailand und Südkorea.

Dem deutschen Inkubator Rocket Internet hat er 2016 Anteile an der Handelsplattform Lazada abgekauft. Die ist in Singapur, Malaysia, Indonesien, den Philippinen, Thailand und Vietnam aktiv. In Singapur hat sich Lazada mit dem Fahrtvermittler Uber, der Videoplattform Netflix und dem Lebensmittellieferanten Redmart, der ebenfalls zu Alibaba gehört, verbündet. Kunden können sich Bestellungen über Lazada und Taobao kostenlos liefern lassen und diverse Dienste für rund 36 Dollar pro Jahr nutzen.

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