Alitalia Das komplizierte Wettbieten um die Pleite-Airline

Ab heute können Interessenten verbindliche Angebote für Alitalia vorlegen. Die italienische Regierung hofft auf einen Verkauf der gesamten Pleite-Airline. Doch davor scheuen sich viele Konkurrenten – auch die Lufthansa.

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Schon der aktuelle Großaktionär, die arabische Airline Etihad, hat immer wieder die mangelhafte Unterstützung des Staates bei der Sanierung der italienischen Fluggesellschaft beklagt. Quelle: Reuters

Frankfurt Es wird ernst in Rom. Alitalia, die einst so stolze, aber mittlerweile insolvente Flaggschiff-Airline Italiens, bittet seit diesem Montag potenzielle Käufer um verbindliche Angebote. Bis zum 15. September, null Uhr, läuft die Frist. Sie kann allerdings bei Bedarf noch bis zum 2. Oktober verlängert werden.

Nun zeigt sich, wer wirklich ein ernsthaftes Interesse an der seit Jahren hohe Verluste schreibenden Fluggesellschaft hat. Im Juli war die Frist für zunächst unverbindliche Angebote abgelaufen. Als recht gesichert gilt, dass die italienische Regierung einen Komplettverkauf bevorzugt. Doch man ahnt in Rom wohl, dass das nicht gar so einfach werden dürfte. Deshalb wird in dem Aufruf, der in der vergangenen Woche in mehreren Zeitungen in Europa erschienen ist, dezidiert zu Angeboten auch für Teile wie dem Flugbetrieb oder den Bodendiensten aufgefordert.

Tatsächlich dürfte ein Komplettverkauf schwierig werden. Die Fluggesellschaft schreibt seit Jahren rote Zahlen. Jegliche Sanierungsversuche sind bislang gescheitert. Das liegt auch an der sehr starken Stellung der Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaften. Sie hatten im Frühjahr einen Sanierungsplan abgelehnt, obwohl klar war, dass damit eine Insolvenz unausweichlich werden würde. Viele Mitarbeiter setzen offensichtlich weiter darauf, dass es der Staat wohl einmal mehr richten wird. Genau das dürfte eine Komplettübernahme schwierig machen.

Zwar hat die Regierung klar gemacht, dass man für weitere Rettungshilfen nicht mehr zur Verfügung steht. Doch jedem Luftfahrt-Manager dürfte klar sein, dass eine Komplettübernahme und eine anschließende Sanierung und Integration von Alitalia nicht ohne harte Einschnitte möglich sind. Und keiner kann sich sicher sein, dass dabei die Regierung nicht doch mitmischt, um Jobs zu erhalten. Schon der aktuelle Großaktionär, die arabische Airline Etihad, hatte immer wieder die mangelhafte Unterstützung des Staates bei der Sanierung der italienischen Fluggesellschaft beklagt.

Für Ulrik Svensson, Finanzchef von Lufthansa, steht jedenfalls fest, dass die Alitalia in der aktuellen Form nichts für die deutsche Airline ist. Dennoch dürfte Lufthansa ein Angebot vorlegen – für einzelne Geschäftsteile wie etwa die Flugzeuge oder Verkehrsrechte. Denn der italienische Markt ist für dem Dax-Konzern spannend. Das Lufthansa-Drehkreuz in München ist ein beliebter Flughafen für Reisende von und nach Italien. „Es ist in der Tat ein interessanter Markt und wir werden sehen, wie wie dort eine aktive Rolle spielen können“, sagte Svensson in der vergangenen Woche.

Mit dabei wird wohl auch die irische Billigairline Ryanair sein. Sie hat die Schwäche von Alitalia in den zurückliegenden Jahren ausgenutzt und in Italien eine enorm starke Position aufgebaut. Gemessen am Sitzplatzangebot kommt die Fluggesellschaft auf einen Marktanteil von 25 Prozent, Alitalia erreicht dagegen nur noch 21 Prozent. Der Flughafen Rom-Fiumicino ist sogar ein Pilotprojekt für Ryanair, um das neue Geschäftsmodell der Umsteigeverkehre zu testen. Bislang fliegt die Airline nur zwischen zwei Flughäfen hin und her, ohne Umsteigepassagiere. Für Ryanair ist es deshalb wichtig, diesen Markt abzusichern.

Ob Ryanair-Chef Michael O’Leary allerdings auch bereit wäre, die komplette Alitalia zu kaufen, ist offen. Die bisherigen Aussagen zu dem Thema sind ungenau. Mal ist vom Interesse an einzelnen Teilen die Rede, mal von einer Komplettübernahme, wobei Ryanair dann für den Langstreckenbetrieb wahrscheinlich einen Partner bräuchte, denn bislang fliegt der Billig-Anbieter nicht zu Fernzielen. In dem Fall könnte Ryanair die Zubringerdienste übernehmen. Ein solcher Partner könnte etwa der bisherige Großaktionär Etihad sein, der ebenfalls zu den Interessenten zählen soll, neben Delta und Easyjet.

Alitalia hatte Anfang Mai ihre Zahlungsunfähigkeit erklärt. Alleine im Zeitraum Januar und Februar belief sich das Minus der Airline auf 205 Millionen Euro. Dabei ist die Bilanz sowieso schon bis zum Äußersten strapaziert. So lasten Schulden in Höhe von rund drei Milliarden Euro auf der Airline.

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