Amazon Fresh Wie Discounter sich gegen die Macht aus dem Netz wehren

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Inszenierte Wohlfühlzonen

Laut einer Umfrage des Instituts Ipsos zögern die Kunden heute noch, Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch oder Tiefkühlprodukte online zu ordern. Das Problem in der Auslieferung, die Kühlkette bis zum eigenen Kühlschrank aufrechtzuerhalten, ist einer der beiden wichtigsten Gründe für die Zurückhaltung. Probleme, die Ware in Empfang zu nehmen, ist laut einer Umfrage des Verbands Bitkom der andere.

Überspringt Amazon Fresh diese Hürde erst durch intelligente Logistik - auch mit Hilfe künstlicher Intelligenz - , werden zunehmend Kunden den Komfort zu schätzen wissen, der damit verbunden ist, dass Lebensmittel direkt nach Hause kommen und nicht geholt werden müssen.

Zusätzliche Angebote wie Click & Collect, wie die jüngst von Edeka im Stuttgarter Hauptbahnhof in Betrieb genommene Kühlbox, erleichtern es Kunden, die Dinge des täglichen Bedarfs per App zu ordern und nicht die Schwelle zum Geschäft übertreten zu müssen.

Und wer geht dann noch in den Supermarkt? Diejenigen, die neben der lästigen Pflicht beim Wagen mit Toilettenpapier beladen auch die Kür im Gang durch Auslagen von frischem Obst, entlang von frischem Fisch auf Eis oder Steaks in Reifeschränken sehen. Oder bestimmte Aktionsware kaufen wollen, von Bahnreisegutscheinen oder vor allem Kleidung, die viele Menschen immer noch in die Hand nehmen wollen, bevor sie sie kaufen.

So funktioniert Amazons Online-Supermarkt
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Die Bestellung beim neuen Online-Supermarkt kann auch mobil über die Amazon App aufgegeben werden. Quelle: Amazon
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Nach einem kostenlosen Probemonat zahlen Prime-Kunden zusätzlich 9,99 Euro monatlich. Dafür können sie unbegrenzt viele Fresh-Lieferungen ab einem Mindesteinkaufswert von 40 Euro bestellen.
Florian Baumgartner Quelle: Amazon
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In Großbritannien ist das bereits deutlich sichtbar. Dort haben sich die vier großen Supermarktketten Tesco, Sainsbury’s, Asda und Morrisons, die 70 Prozent des Marktes halten, als Verkäufer von Mode etabliert. Bei der Walmart-Tochter Asda macht der Verkauf von Jeans und T-Shirts der eigenen Bekleidungsmarke George schon gut 10 Prozent des 22 Milliarden Pfund schweren Umsatzes aus, wie die Fachzeitschrift Textilmarkt berichtet.

Der wöchentliche Großeinkauf verliert in Großbritannien dagegen an Bedeutung, denn große Bestellungen werden immer häufiger online aufgegeben. Es braucht sorgsam inszenierte Wohlfühlzonen, um den Kunden die Fahrt oder den Gang in die Supermarktfläche schmackhaft zu machen.

Und manchmal ist es auch das Angebot, als einer von dreißig Kunden mit Daniel Aminati in Köln bei einer kostenlosen Trainingsstunde mit Lichtshow, DJ und Remmidemmimusik Tuchfühlung aufzunehmen.

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