Amazon Handmade Amazon greift Dawanda und Etsy an

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Was Handmade den Händlern und Amazon nutzt

„Handgemachtes ist einzigartig und hebt sich vom gängigen Markt ab. Die Produkte stehen für Nachhaltigkeit und bewussten Konsum, das ermöglicht den LOHAS mit dem Konsum die eigene Einstellung zu belegen und sich zu positionieren“, sagt Helmke.   

Bewusster Konsum passt auf den ersten Blick nicht gerade zu Amazon, das vor allem für schnelle und effiziente Verkaufsprozesse steht. „Amazon wird nur als Kanal gesehen“, sagt Helmke. „Die Produkte dort sind für die Konsumenten interessant, weil sie die Kriterien erfüllen, die die Konsumenten an Handgemachtes stellen. Da nehmen sie auch in Kauf, dass die Produkte von Amazon sind.“

„Überzeugend für die Produzenten sind bei Amazon vor allem die Reichweite – und das Publikum“, sagt Petra Kammerlander-Jensen. Unter der Marke millemarille verkauft sie Babykleidung und Kinderzimmerausstattung – nachhaltig, giftstofffrei, eher kleine Volumen. Seit Jahren vertreibt die junge Unternehmerin ihre Produkte im Netz, nutzt ihre eigene Webseite und Marktplätze wie Etsy und DaWanda. Handmade soll ihr nächstes Standbein werden. „In diesem ganzen Amazon-Gebilde finden wir Kunden, die nie zu Etsy oder DaWanda kommen würden“, hofft Kammerlander-Jensen.

Die beliebtesten Händler der Deutschen
Das Logo des Parfümerie- und Handelskette "Douglas" Quelle: dpa
Das Aldi-Logo Quelle: REUTERS
Eine Kaffeetasse in einer Tchibo-Filiale vor einem Produktregal. Quelle: dpa
Ansicht des Logos und des Schriftzugs der Drogeriemarktkette Müller Quelle: dpa
Eine Kundin schiebt in einer Rossmann-Filiale einen Einkaufswagen. Quelle: dpa
Ein Kugelschreiber mit der Aufschrift "Otto...find ich gut." Quelle: dpa
Eine Verkäuferin ordnet die Buchauslagen in einer Thalia Filiale Quelle: dpa

Das Potential ist da. Rund 26 Millionen Besucher hat Amazon täglich – allein in Deutschland. „Dass wir relativ einfach auch die Marktplätze in Frankreich oder England nutzen können, bietet neue Chancen“, sagt sie.

Dass Amazon auch fremden Händlern die Chance gibt, die Infrastruktur zu nutzen, ist bekannt. So erweitert der Onlinehändler ohne Risiko das verfügbare Angebot – und verdient an den Gebühren und Abgaben. Der Marketplace ist längst zur bedeutenden Säule des Geschäfts geworden.

Was Handmade vom Marktplatz unterscheidet: Amazon gibt den Handwerken viel Raum, die Produkte vorzustellen und sich selbst zu inszenieren – mit Fotos, Werkstatteinblicken oder längeren Erklärtexten. Bei jedem der Artikel stecke eine Geschichte dahinter, „die Kunsthandwerker über die Amazon-Website erzählen können“, sagt Schöberl.

Laut Marketingexperten Helmke ein kluger Schachzug: „Die handgemachten Produkte werden so klar von denen abgegrenzt, die nicht den Nachhaltigkeitskriterien entsprechen und mit nicht klarem Ursprung angeboten werden.“

Seine Dienste lässt sich Amazon gut bezahlen. Zwölf Prozent Verkaufsprovision streicht der Konzern pro verkauftem Artikel ein, bei Etsy sind es 3,5 Prozent, bei DaWanda rund fünf Prozent. Hinzu kommen gegebenenfalls Angebotsgebühren.

Trotz der vergleichsweise hohen Gebühren, trotz der ungewöhnlichen Konstellation ist Amazon Handmade in den USA, wo es im Oktober 2015 startete, stark gewachsen. Händler und Konzern hoffen, dass es in Deutschland ähnlich laufen wird.

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