Amazon-Marktplatz Amazon zählt mehr als 900 neue Umsatzmillionäre

Amazon-Zusteller zieht Pakete auf einem Wagen Quelle: REUTERS

Amazon meldet Rekordzahlen für seinen deutschen Online-Marktplatz: Im vergangenen Jahr haben die 45.000 angeschlossenen Händler pro Minute rund 1500 Produkte verkauft. Aber kann der Konzern das Wachstumstempo halten?

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Amazon ist als Verkaufsplattform für externe Händler in der Coronakrise noch wichtiger geworden. Das geht aus dem aktuellen „KMU Report Deutschland 2022“ der Handelsplattform hervor, in dem sich der Onlineriese auch als Jobmotor darstellt. Demnach verkaufen inzwischen mehr als 45.000 in Deutschland ansässige kleine und mittlere Unternehmen (KMU) Waren bei Amazon. Sie haben laut dem Unternehmensbericht in Deutschland mehr als 160.000 Arbeitsplätze geschaffen, um ihr Online-Geschäft zu betreiben - 10.000 davon allein im Jahr 2021. Überprüfen lassen sich die Angaben nicht. Aber klar ist: Vor allem für kleinere Händler ist die Seite des Onlineriesen das wichtigste Sprungbrett in den E-Commerce. 2021 verkauften sie mehr als 750 Millionen Produkte über Amazon und damit rund 15 Prozent mehr als im Vorjahr. 

Die durchschnittlich erzielten Umsätze werden anders als im Vorjahr nicht genannt. Nur so viel: Mehr als 16.000 deutsche Amazonhändler erzielten laut dem Report einen Umsatz von über 100.000 Euro, rund 900 sogar erstmals mehr als eine Million Euro Umsatz. Das sind weniger als im Vorjahr: Im Report für das Jahr 2020 galten noch „mehr als 1000 kleinere Unternehmen“ als neue Amazon-Umsatzmillionäre. Am besten liefen Produkte aus den Kategorien Wohnen, Drogerie und Körperpflege, Bekleidung, Sport und Freizeit sowie Garten.

75 Prozent der KMU-Händler nutzen die Plattform zudem, um ins Ausland zu exportieren. Mit diesem Exportgeschäft wurde im 2021 ein Gesamtumsatz von 4,25 Milliarden Euro erreicht, im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von mehr als zehn Prozent.


Amazons Sparkurs in den USA

Ob das Wachstum 2022 in diesem Tempo anhält, ist fraglich. In den vergangenen beiden Jahren hatten die monatelangen Corona-Lockdowns dem US-Konzern ein starkes Umsatzwachstum beschert. In diesem Jahr hat das Unternehmen bislang drei neue Versandzentren eröffnet, die Zahl der Mitarbeiter in Deutschland soll bis Jahresende um 6000 auf rund 36.000 steigen.

In seinem Heimatmarkt hat Amazon derweil in den Sparmodus geschaltet und den Betrieb in zwei Logistikzentren eingestellt. Darüber hinaus will der US-Konzern angeblich 42 neu geplante Zentren nicht bauen. Auch die Eröffnung von Einrichtungen, die zum Teil fast fertiggestellt sind, wurden verschoben. Darunter fällt eine fast fertiggestellte 700.000 Quadratmeter große Anlage in Nebraska, deren Eröffnung zunächst auf Eis gelegt wurde und nun 2024 stattfinden soll, wie die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ unter Berufung auf die Beratungsfirma MWPVL berichtete, die Amazons Immobilienkäufe verfolgt. Laut MWPVL hat der E-Commerce-Anbieter auch eine Handvoll europäischer Projekte gestrichen, hauptsächlich in Spanien.  

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Hintergrund ist ein Rückgang des Wachstumstempos nach dem Coronaboom. Auch in Deutschland klagten Onlinehändler zuletzt über deutliche Rückgänge im Geschäft. Die Kauflaune der Verbraucher leidet unter den steigenden Lebenshaltungskosten. Onlinemodehändler wie Zalando und About You kappten ihre Prognosen. Amazon-Deutschlandchef Rocco Bräuniger äußerte sich im Juli dagegen noch optimistisch. Generell habe sich das Einkaufsverhalten der deutschen Amazon-Kunden trotz gestiegener Lebenshaltungskosten „bisher kaum geändert“, sagte Bräuniger damals der WirtschaftsWoche. „Statt zu Markenartikeln greift zwar der ein oder andere jetzt verstärkt zu preiswerten Alternativen.“ Allerdings seien auch Premiummarken wie Apple oder Spielekonsolen wie die Playstation 5 nach wie vor sehr beliebt. „Insgesamt verzeichnen wir keinen Einbruch der Bestellungen“, sagte Bräuniger. „Im Gegenteil: Wir wachsen weiter, auch wenn die Herausforderungen stärker werden.“ Ob das auch für die 45.000 Marktplatzhändler gilt, wird sich erst im kommenden Jahr zeigen. 

Lesen Sie auch: Die Preise steigen, die Konsumlust sinkt – schlechte Zeiten für Amazon? Rocco Bräuniger, der neue Deutschlandchef des Onlineriesen, über das Geschäft in Krisenzeiten.

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