Amazon Prime Liebe Kunden, zahlt doch endlich

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Amazon Echo kommt nach Deutschland

Seit Anfang September sind die Buttons in Deutschland erhältlich - nur für Prime-Kunden, selbstverständlich. Vorteil für den Kunden: Möglichst wenig Aufwand. Vorteil für Amazon: Der Kunde achtet nicht mal auf den Preis und verrät gleichzeitig wichtige Informationen über sein Konsumverhalten, warnen Verbraucherschützer.

Doch trotz der Vorbehalte bestellt die Amazon-Fangemeinde die Dash-Buttons bereits jetzt wie verrückt. Nach kurzer Zeit ist er hierzulande für viele bekannte Marken bereits ausverkauft, neue Knöpfe sind erst ab Mitte Oktober lieferbar. „Der Erfolg der Dash-Buttons ist für das erste größer als gedacht“, sagt Marc Aufzug von Factor-A, einem Unternehmen, das Produzenten bei ihren Aktivitäten auf Amazon berät.

Noch einfacher macht es Amazon seinen Kunden nur noch mit Echo. Der bildschirmlose Computer mit der Optik einer Hightech-Tennisball-Dose wird per Sprache angesteuert. Die rund 60 Millionen Prime-Kunden in den USA können Echo bereits nutzen. Er dient als Einkaufshilfe, kann die eigenen Bankkonten abrufen, Musik abspielen und ein Taxi bestellen – alles auf Zuruf.

In „diesem Herbst“ soll der vernetzte Lautsprecher mit Sprachsteuerung in Deutschland erstmals außerhalb des englischsprachigen Sprachraums auf den Markt kommen, kündigte Amazon-Manager David Limp am Mittwoch in London an. Das passt perfekt ins Schema und zur Prime-Strategie.

Das sind Amazons nächste Projekte

Für Amazon erfüllen Dash-Button und Echo noch eine weitere Funktion: „Damit nehmen sie vielen Kunden die Entscheidung ab, Produkte woanders als über Amazon zu kaufen – das zahlt sich definitiv aus”, sagt Experte Aufzug. Wer bestellt etwas bei einem anderen Anbieter, wo er für den Versand aufkommen muss, wenn er bei Amazon als Prime-Mitglied versandkostenfrei einkaufen kann und die Ware bestenfalls noch am selben Tag erhält? Damit verteidigt sich Amazon auch gegen Spieler wie Google oder Apple, die ebenfalls gerne Zugang zum Reich der immer mehr kaufenden Onlinekunden hätten.

Kunden zweiter Klasse

Was Deutsche über Amazon Dash kaufen würden

Doch mit Prime fesselt Amazon seine Kunden immer weiter an sich. Das Gesamtpaket aus schneller und günstigerer Lieferungen, Unterhaltungsprogramm und exklusiven Gadgets sorgen dafür, dass es sich für den Kunden nicht lohnt, zur Konkurrenz zu wechseln. Amazon Prime, sagt Experte Aufzug, sei als Kundenbindungsinstrument “konkurrenzlos”. „Neue Kunden zu akquirieren ist für jeden Online-Händler aufwendig. In den seltensten Fällen ist ein Kunde schon beim ersten Einkauf profitabel. Geld verdient man erst, wenn der Kunde ohne zusätzlichen Akquiseaufwand wiederkommt“, sagt Aufzug.

Allerdings gilt das zweifelsfrei nur für zahlende Kunden. Längst macht sich eine Angst breit unter den Konsumenten: Was geschieht mit denen, die die 49 Euro im Jahr nicht ausgeben wollen? Mit jedem Kunden, der wechselt, sinkt schließlich für Amazon der Anreiz, den Standardservice noch weiter zu verbessern. Im Gegenteil: Je deutlicher die Vorteile für die Prime-Kunden sind, umso wertvoller gilt das Abonnement.

So gibt es in Deutschland ganze Foren darüber, in der Nutzer über die Frage diskutieren, ob der Lieferschnelligkeit für die nicht zahlende Kundschaft sich verschlechtert hat. Eine Frage, die dahinter steht: Wenn die zahlende Kundschaft der König ist - sind die anderen dann Hofnarren?

Bisher jedoch scheint diese Frage noch nicht zu einem Problem zu werden. Der Datendienst Statista fragte bei Amazon-Kunden nach, warum sie nicht zu Prime wechseln wollen. 88 Prozent antworteten, dass der Standardservice ausreicht. Und immerhin 67 Prozent nannten die zu hohe Gebühr als Grund.

von Matthias Hohensee, Jacqueline Goebel, Henryk Hielscher, Thomas Kuhn, Peter Steinkirchner
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