Amazon Satte Profite statt herber Verluste

Beim Internet-Händler Amazon laufen die Geschäfte prächtig. Auch wenn sich der Konzern bei Details in Schweigen hüllt.

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Amazon Quelle: dpa

Amazon steigert den Umsatz und verliert eine Menge Geld dabei. Früher war das Faustregel bei den Quartalszahlen des Internet-Händlers aus Seattle. Die Zeiten sind vorbei. Amazon legt beim Umsatz zwar weiter rasant zu – im jüngsten Quartal beachtliche 31 Prozent auf 30,4 Milliarden Dollar. Doch statt roter Zahlen schreibt der Konzern seit nunmehr fünf Quartalen in Folge Profite. Von April bis Juni sogar mit einem neuen Rekord von 857 Millionen Dollar, zum Vergleichsquartal des Vorjahres fast eine Verzehnfachung des Gewinns.

Im nachbörslichen Handel legte die Aktie am Donnerstagabend leicht um drei Prozent zu. Allerdings steht sie damit fast auf historischem Höchststand. Nach einem Tief im Februar von 451 Dollar stand sie beim Börsenschluss am Donnerstag bei 752 Dollar. Der Börsenwert liegt nun bei 355 Milliarden Dollar, fast genau das Zehnfache des ehemals gefährlichsten Wettbewerbers Ebay.

Wichtigste Profitquelle ist Amazons Web Services (AWS), das Cloud Computing Geschäft des Konzerns. Anfang des Jahres kündigte Amazon Chef Jeff Bezos an, noch in diesem Jahr beim Vermieten von Rechenkapazität die 10 Milliarden Dollar Schwelle zu knacken.

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Er ist auf gutem Weg dahin. Im jüngsten Quartal erreichte das Segment knapp 2,9 Milliarden Dollar, im ersten Halbjahr summieren sich die Umsätze damit auf 5,5 Milliarden Dollar. Amazon profitiert dabei davon, dass der Online-Softwarekonzern Salesforce bei seiner Expansion nun nicht mehr nur auf die eigenen und die der Deutschen Telekom setzt, sondern auch auf die Datenzentren des Internet-Giganten. Auch die Nutzung von SAPs Software treibt laut Amazon das Wachstum seiner Datenwolke, mit Kunden wie GE Gas & Oil, Kellogg’s und Brooks Brothers. Zwar macht AWS nur acht Prozent der Amazon Umsätze aus – und zu den Margen schweigt Finanzchef Brian Olsavsky eisern – doch die Gewinne sollen dort trotz Expansion der Datenzentren und stetigen Preissenkungen beträchtlich sein. Das operative Ergebnis im vergangenen Quartal legte im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Jahres von 305 Millionen Dollar auf 718 Millionen Dollar zu.

Ähnlich wie im Stammgeschäft Internet-Handel, wo sich das operative Ergebnis ebenfalls auf 702 Millionen Dollar mehr als verdoppelte. Die roten Zahlen werden allerdings nur in Nordamerika geschrieben, im internationalen Geschäft fallen weiterhin Verluste an.

Starke Expansion in Indien

Das hängt vor allem mit der Expansion in Indien zusammen, die Bezos momentan stark vorantreibt. In über 100 Städten Indiens ist nun der Abo-Lieferservice Prime verfügbar. Laut Amazon ist sein Angebot mittlerweile die meist besuchte E-Commerce Webseite Indiens.

Fleißig investiert wird auch in Prime Now, den Lieferservice der bestimmte Waren innerhalb von einer bis zwei Stunden ausfährt. Ihn gibt es mittlerweile in 40 Regionen weltweit, seit kurzem auch in Berlin.
Der Lautsprecher Echo, der über den virtuellen Assistenten Alexa Sprachbefehle umsetzen und so auf Zuruf Musik abspielen oder Waren ordern kann, ist weiterhin stark begehrt. Auch weil immer mehr externe Anbieter ihn mit neuen Eigenschaften ausstatten so wie Honeywell beim Steuern seiner Thermostate oder die Flugsuchmaschine Kayak beim Fahnden nach günstigen Flügen. 1900 solcher externen Funktionen für Alexa gibt es laut Amazon derzeit.


Doch wie schon beim Kindle lehnte es Olsavsky bei Nachfragen von Analysten ab, sich zu Stückzahlen zu äußern.

Zumindest zwei Konstanten sind bei der Vorlage der Quartalsergebnisse geblieben. Einmal die Verschwiegenheit, die der von Apple ähnelt – der Konzern präsentiert nur die Details, die ihm genehm sind. Mehrmals lehnte es der Finanzchef ab, die aktuelle Kundenzahl zu beziffern. Ende vergangenen Jahres waren es 300 Millionen aktiven Kundenkonten weltweit, dabei bleibt es vorerst. Keine Einblicke gab es außerdem in die Summe, die Amazon in das Produzieren von eigenen TV-Shows und sogar Spielfilmen steckt.

Und wie gewohnt fehlte Konzernchef Jeff Bezos bei der Vorlage der Zahlen. Dafür ist dem ehemaligen Finanzanalysten, im Gegensatz etwa zu den Lenkern von Apple und Google, offenbar seine Zeit zu schade. Manche Traditionen halten sich eben doch.

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