Die Fotos sorgten für Empörung: Dutzende knallgelbe Kisten sind darauf zu erkennen, ordentlich gestapelt auf Holzpaletten und randvoll mit Spielzeug und Technik. Auf dem Boden ist der Bereich mit einer roten Linie markiert. „Stellfläche Destroy Paletten“ steht auf Hinweisschildern. Die Bilder stammten aus dem Inneren eines Amazon-Logistiklagers und dokumentierten, wie der Onlinehändler massenhaft Retouren und neuwertige Waren vernichtet.
Als die WirtschaftsWoche und das ZDF-Magazin „Frontal 21“ im vergangenen Sommer erstmals im Detail darüber berichteten, in welchem Ausmaß Amazon und andere Handelsriesen Produkte ausrangieren und vernichten, war das Echo gewaltig.
Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, forderte Amazon auf, die Vorwürfe aufzuklären. „Das ist ein riesengroßer Skandal, denn wir verbrauchen auf diese Weise Ressourcen mit allen Problemen insgesamt auf der Welt. Ein solches Vorgehen passt einfach nicht in diese Zeit“, sagte Flasbarth. Und weiter: „Ich bin überzeugt, dass viele Verbraucher von einem solchen Verhalten schockiert sind und es auch nicht akzeptieren werden“.
Tatsächlich regte sich Widerstand gegen die Praxis. Am Mittwochvormittag übergab Greenpeace im Bundesumweltministerium (BMU) eine 145.000 Unterschriften umfassende Petition gegen Retourenvernichtung im Online-Handel an Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth. Greenpeace fordert von der Regierung ein Gesetz, das die Vernichtung neuwertiger Ware verbietet.
Auch in Frankreich waren in dieser Woche ähnliche Vorwürfe laut geworden. Die französische Fernsehsendung Capital hatte berichtet, dass innerhalb von nur drei Monaten 300.000 neue Artikel zerstört worden seien. Hochgerechnet auf das ganze Jahr 2018 geht der französische Gewerkschaftsbund von rund 3,2 Millionen neuwertigen, aber zerstörten Produkten allein in Frankreich aus.