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Araber im Steigflug Emirates macht Lufthansa das Leben schwer

Der Lufthansa-Konkurrent lässt fröhlich seine Muskeln spielen. Mit seinem Flaggschiff A380 fliegt Emirates jetzt auch prestigeträchtig nach Deutschland. Und auch weiterhin steht rasantes Wachstum ganz oben auf der Liste.

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Ein Airbus A380 der Fluglinie Emirates am Flughafen von München. Quelle: dapd

München Die Geste war wohl kalkuliert: Als am Freitagmittag die erste A380 von Emirates in München landete, flatterte die bayerische Fahne aus dem Cockpit. Die Araber wissen, was sie ihren Gästen schuldig sind. Und sehr zur Freude des Münchener Flughafens kommt Emirates, die Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate, mit dem doppelstöckigen Riesen-Airbus jetzt jeden Tag an die Isar. Es ist ein Prestigeerfolg: München ist ein wichtiges Drehkreuz der Lufthansa. Doch nicht der Marktführer, sondern Emirates bedient München als Erste täglich mit einer A380.

Der Anflug des Riesenjumbos in München ist ganz nach dem Geschmack Thierry Antinoris. Der Ex- Lufthansa-Vorstand ist seit zwei Monaten Vertriebschef von Emirates. Der smarte Franzose nutzt die Gelegenheit, die Ansprüche der Araber zu formulieren: „Wir sind die Airline des 21. Jahrhunderts, Dubai wird das neue Zentrum des Weltluftverkehrs.“

Emirates lässt die Muskeln spielen: Fast jeden Monat nimmt der Lufthansa-Rivale eine neue A380 in Betrieb und baut sein Streckennetz weiter aus. Mit 90 bestellten A380 werden die Araber Ende des Jahrzehnts die größte Langstreckenflotte der Welt haben. Hinzu kommen 50 frisch in Auftrag gegebene Großraumflugzeuge vom Typ Boeing 777. Und während die Lufthansa vergangene Woche einen Investitionsstopp wegen der drohenden Konjunkturkrise verhängt hat, bleibt Emirates im Steigflug. „Wir haben keinen Investitionsstopp“, sagt Antinori. „Wir werden auch im kommenden Jahr zweistellig wachsen.“

Wie gereizt das Verhältnis zwischen Lufthansa und dem Angreifer aus dem Morgenland ist, zeigen die PR-Scharmützel um die A380 in München. Denn schon kommende Woche zieht auch die Lufthansa ebenfalls eine ihrer Riesenmaschinen an die Isar – wenn auch nur für eine Woche. Weil die Nachfrage für die Route nach New York zum „Christmas-Shopping“ im Dezember besonders hoch sei, habe man sich zu diesem Schritt entschlossen, heißt es bei der Lufthansa.

Eine großangelegte Plakataktion in München soll für das Angebot kräftig trommeln. Dauerhaft sei eine A380 an dem zweiten großen Drehkreuz der Lufthansa aber nicht vorgesehen. „So ein Angebot muss sich wirtschaftlich rechnen“, sagt eine Sprecherin.

Emirates sieht das anders und nutzt die Gelegenheit für altbekannte Forderungen. „Wir wollen mehr Verbindungen nach Deutschland schaffen“, sagt Antinori. Zusätzlich zu Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München drängen die Araber auf eine direkte Verbindung nach Berlin und Stuttgart. „Berlin wird immer bedeutender und hat das Potenzial, die Hauptstadt Europas zu werden“, schmeichelt Antinori.


Emirates umgarnt deutsche Kunden

Die Lobbyarbeit ist in vollem Gange: Erst vergangene Woche besuchte Emirates-Chef Tim Clark Verkehrsminister Peter Ramsauer, der über Landerechte in Deutschland entscheidet. Die Argumente der Araber sind stark: Mit ihren Großbestellungen bei Airbus sichert Emirates mehrere Tausend Arbeitsplätze in der deutschen Flugzeugindustrie. Und auch die Tourismusbranche profitiert. Allein in München haben im vergangenen Jahr fast 350000 Besucher aus der Golfregion Urlaub gemacht, sagt Oberbürgermeister Christian Ude. Jeder arabische Gast bleibt im Schnitt 14 Tage und gibt rund 4000 Euro bei seinem Aufenthalt aus.

Dass die A380 für die Zielflughäfen ein Gewinn ist, steht außer Frage. Sowohl Lufthansa mit ihren mittlerweile acht Maschinen als auch Emirates mit bislang 17 Riesenjumbos haben mit der A380 höhere Auslastungen als mit anderen Maschinen. „Wir hätten gedacht, dass die Faszination dieses Flugzeugs nach einem halben Jahr vorbei ist“, sagt Antinori. „Aber drei Jahre nach der Einführung bei Emirates zieht die A380 immer noch zusätzliche Nachfrage an.“

Fast 500 Sitzplätze bietet Emirates in dem Doppelstöcker, rund 100 davon in der First oder Business Class. Die zwölf Gäste in der First Class werden mit orientalischem Luxus verwöhnt. Emirates gewährt jedem Gast eine eigene Schlafkabine, zudem stehen zwei Badezimmer mit Dusche zur Verfügung. Für jeden Gast der First Class sind 15 Liter Wasser an Bord, das während des Duschens recycelt wird.

Emirates umgarnt die deutschen Kunden mit engen Verbindungen nach Asien und Australien. Innerhalb von acht Stunden lassen sich von Dubai aus zwei Drittel der Weltbevölkerung erreichen, sagt Antinori. Um die Münchener für die neue Strecke zu begeistern, gibt es Lockangebote: Bis März kann man für 380 Euro mit dem Superjumbo nach Dubai reisen. Dort ist es zumindest wärmer als beim „Christmas-Shopping“ in New York.

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