Arcandor-Prozess Verfahren gegen vier Aufsichtsräte eingestellt

Das Essener Landgericht zieht einen Schlussstrich unter das Verfahren um umstrittene Millionenprämien für die Manager des Pleitekonzerns Arcandor. Die Angeklagten mussten jedoch tief in die Tasche greifen.

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Der Prozess gegen vier ehemalige Aufsichtsratsmitglieder von Arcandor wurde eingestellt. Quelle: dpa

Essen Das Essener Landgericht hat den Untreueprozess gegen vier ehemalige Aufsichtsratsmitglieder des früheren Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor eingestellt. Zuvor hatten die Angeklagten eine Auflage des Gerichts erfüllt und jeweils 75.000 Euro an die Staatskasse überwiesen, wie der Vorsitzende Richter Edgar Loch am Freitag mitteilte. Angesichts der bisherigen Ergebnisse der Beweisaufnahme und der persönlichen Verhältnisse der Angeklagten reiche die Geldauflage aus, das öffentliche Interesse an einer Strafverfolgung zu beseitigen, sagte der Richter.

Auf der Anklagebank saßen der frühere Aufsichtsratschef des 2009 in die Pleite geschlitterten Handelsriesen Arcandor, Friedrich Carl Janssen, der Ehemann der Quelle-Erbin und ehemaligen Arcandor-Großaktionärin Madeleine Schickedanz, Leo Herl, sowie zwei weitere ehemalige Aufsichtsratsmitglieder.

Das Landgericht zog mit seiner Entscheidung einen Schlussstrich unter das Verfahren, bei dem zunächst auch noch der frühere Arcandor-Chef Thomas Middelhoff und zwei weitere Aufsichtsräte auf der Anklagebank gesessen hatten. Die Staatsanwaltschaft Bochum hatte den ehemaligen Arcandor-Aufsehern vorgeworfen, Middelhoff und einem weiteren Top-Manager noch kurz vor der Pleite des Handelsriesen Erfolgsprämien in Millionenhöhe zugebilligt zu haben, obwohl diese eigentlich keinen Anspruch auf das Geld gehabt hätten. Middelhoff hatten die Ankläger Anstiftung zur Untreue zur Last gelegt.

Die Verfahren gegen Middelhoff und die beiden Arbeitnehmervertreter im Kontrollgremium hatte die Kammer bereits in den vergangenen Wochen ohne Auflagen eingestellt. Bei den Aufsichtsräten geschah dies wegen Geringfügigkeit, bei Middelhoff, weil die zu erwartende Strafe angesichts der bereits in einem früheren Verfahren verhängten dreijährigen Haftstrafe „nicht beträchtlich ins Gewicht“ falle. Middelhoff, Herl und Jannsen hatten bei der Prozesseröffnung über ihre Anwälte die Vorwürfe der Anklage zurückgewiesen.

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