Ist das der wesentliche Unterschied zum Ihr-Platz-Verfahren?
Schneider: Die Transfergesellschaft war sicher ein großer Vorteil. Wir konnten so die Zahl der Kündigungsschutzklagen niedrig halten und die Risiken für Investoren begrenzen. Alle Mitarbeiter, die nicht übernommen wurden, hätten sonst auf die Idee kommen können, bei Ihr-Platz-Nachfolgern auf Einstellung zu klagen.
Muss das Arbeitsrecht geändert werden?
Geiwitz: In Situationen, bei denen es um alles oder nichts geht, wäre ein sanierungsfreundlicheres Arbeitsrecht sinnvoll. Kündigungsschutzklagen sind individuell nachvollziehbar. Aber sie haben in Summe oft verheerende Auswirkungen. Den Mitarbeitern nutzt das am Ende wenig, dem Gesamtverfahren bringt es Chaos. Der Kündigungsschutz an sich hat seine Berechtigung. Aber wenn Leute sich in stillgelegte Betriebe einklagen, wird es absurd.
Schneider: Ein Beispiel: Wenn wir einen Bagger verkaufen, kann der Baggerfahrer den Käufer auf Einstellung verklagen, weil der seinen Arbeitsplatz – eben den Bagger – übernommen hat. Da werden teilweise extreme Positionen vertreten. Das führt bei Sanierungen zunehmend zu Problemen.
Was bleibt nach der Zerschlagung für die Gläubiger übrig?
Geiwitz: Das kann ich noch nicht im Detail sagen. Viel Geld werden sie nicht bekommen. Es ist für viele Gläubiger sicher eine Enttäuschung, aber mehr ist nicht drin.
Schneider: Bei Ihr Platz sieht es etwas besser aus, aber auch hier ist eine Aussage zur Quotenhöhe noch nicht möglich.
Welche Aufgaben stehen für Sie als Verwalter jetzt noch an?
Geiwitz: Im Ausland hatte Schlecker 12.000 Mitarbeiter. Die überwiegende Zahl haben wir bereits untergebracht, aber einzelne Auslandstöchter müssen wir noch verkaufen. Wir sind mit einem Investor in exklusiven Verhandlungen über das Spanien-Geschäft, und ich bin zuversichtlich, dass wir im Herbst eine Lösung präsentieren können. Auch bei der Versandapotheke Vitalsana laufen Verhandlungen mit mehreren Interessenten. Da bin ich ebenfalls optimistisch, dass wir in den kommenden Wochen eine Lösung haben. Parallel dazu müssen wir uns um die Veräußerung von Immobilien kümmern. Dabei geht es um Schätzwerte im niedrigen dreistelligen Millionenbereich.
Was wird aus der Schlecker-Zentrale, dem Glaspalast im schwäbischen Ehingen?
Geiwitz: Noch brauchen wir das Gebäude für die Abwicklung, zusammen mit der Logistik arbeiten am Standort Ehingen zurzeit rund 300 Mitarbeiter. Die Zahl wird in den kommenden Monaten aber stark sinken. Ende des Jahres werden wir uns dann überlegen, was wir mit der Immobilie machen. Als weitere zentrale Aufgabe bleibt auch die Auseinandersetzung mit Anton Schlecker und seiner Familie.