WirtschaftsWoche: Herr Unbehaun, Adidas hat mit dem Boost einen Laufschuh mit einer völlig neuen Dämpfung auf den Markt gebracht, auch Pumas neues Modell Mobium setzt auf Innovation - rückt Ihnen die Konkurrenz im Laufschuhmarkt auf die Pelle?
Unbehaun: Eins ist sicher richtig: Deutschland ist, was Laufschuhe betrifft, ein sehr umkämpfter Markt und nach den USA der härteste und größte der Welt. Trotzdem sind wir hierzulande mit etwa der Hälfte der Marktanteile bei Trainings- und Wettkampfschuhen Marktführer. Nimmt man neue Schuhkonzepte wie das sogenannte Natural Running...
...Laufschuhe ohne zusätzliche Stabilisation und Dämpfung...
...nimmt man die hinzu, liegen wir bei einem guten Drittel der Marktanteile und führen den Markt ebenfalls an. Das entspricht unserer weltweiten Strategie: Wir wollen bei Laufschuhen in allen Kategorien Marktführer sein. Den Erfolg sieht man auf jeder Marathonstrecke: Zwischen 40 und 50 Prozent aller Teilnehmer kommen in unseren Schuhen ins Ziel.
Macht das Ihrem Umsatz Beine?
Laufschuhe sind mit Abstand unser wichtigstes Segment. Sie haben wesentlich dazu beigetragen, dass wir im vergangenen Jahr in Deutschland die 100-Millionen-Euro-Grenze beim Umsatz deutlich übertroffen haben – zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte. Wir sind im zweistelligen Prozentbereich gewachsen, und das im dritten Jahr hintereinander. Wir gehen auch davon aus, dass es im laufenden Jahr so weiter geht. Damit wachsen wir schneller als der Sportschuhmarkt.
Ja, Asics ist in Deutschland noch nicht so bekannt wie die eine oder andere Marke, aber wir holen spürbar auf. Unter Sportlern haben wir heute eine gestützte Bekanntheit von knapp 70 Prozent - vor drei, vier Jahren lagen wir etwa 30 Prozentpunkte dahinter. Da haben wir noch einiges an Potenzial. Deshalb investieren wir zwar weiterhin in Forschung und Entwicklung, aber eben auch deutlich mehr ins Marketing. Beispielsweise machen wir auch TV-Werbung.
Wo sind Sie gewachsen?
In fast allen Kategorien. Am stärksten jedoch bei Lauftextilien, wo wir 60 Prozent zulegen konnten.
Da rennen Sie der Konkurrenz mächtig hinterher?
Das stimmt, bislang liegt der Umsatzanteil mit Textilien bei unter zehn Prozent. Hier sehen wir noch großen Nachholbedarf, das gehen wir stärker an. Wir müssen es schaffen, dem Verbraucher besser zu erklären, welchen Nutzen ihm ein funktionelles Laufshirt bringt. Das ist ja nicht so offensichtlich wie bei einem guten Laufschuh. Gewachsen sind wir aber auch in Sportarten wie Volleyball und Handball, und wir wollen weltweit beim Tennis angreifen. Mittelfristig wollen wir in allen Sportarten, in denen wir dabei sind, Platz 1 oder 2 erreichen.
"Wir sehen die Chance, weltweit unter die Top 3 zu kommen"
Stimmt, Fußball ist sehr teuer, dazu müssten wir zig Millionen Euro in Mannschaften und Stars investieren. Das entspricht jedoch nicht unserer Strategie. Deshalb ist ein Erfolg im Fußball in Deutschland derzeit nicht realistisch. Wir bieten zwar auch Fußballschuhe an, halten uns aber aus den großen Marketingschlachten heraus.
Warum probieren Sie es nicht zumindest mit Trikots, um Ihren Textilabsatz zu pushen?
Weil wir in unserem Kernthema Laufen noch großes Wachstumspotenzial sehen, das ist bei Asics die Nummer 1. Wir wollen unseren Fokus nicht verlieren und deshalb schließe ich für die nähere Zukunft in Deutschland aus, dass wir uns beim Fußball stärker engagieren.
Asics hat 2010 angekündigt bis 2015 mehr als drei Milliarden Euro Umsatz erreichen zu wollen, soviel wie Ihr direkter, derzeit schwächelnder Konkurrent Puma - wollen Sie Puma überholen?
In Europa lautet unser Plan, bis 2015 die Eine-Milliarde-Umsatzgrenze zu knacken. Das setzt deutliches Wachstum im zweistelligen Prozentbereich voraus, dazu müssen wir noch schneller wachsen als bisher. Wenn wir das schaffen, sehen wir als Performancemarke durchaus die Chance, weltweit unter die Top 3-Sportmarken zu kommen.
Ihre Konkurrenz wächst stark über eigene Läden, Asics hat in Deutschland bis auf sechs Outlet-Shops keinen einzigen. Wann eröffnen Sie einen Asics-Laden in Deutschland?
Neben unseren Factory Outlet-Shops haben wir tatsächlich in Deutschland bisher nur einen Laden unserer Sportfashion-Marke Onitsuka Tiger. Für Asics sind wir derzeit auf der Suche nach einem geeigneten Standort, denn eigene Läden sind ein wichtiger Bestandteil, um die Marke bekannter zu machen.
Was macht die Suche schwierig?
Wir wollen in unseren Flagship-Läden, von denen es bislang sechs in Europa gibt, nicht nur Schuhe verkaufen. Zu unserem Konzept gehört auch Leistungsdiagnostik, wo ich mich als Läufer von oben bis unten durchchecken lassen kann. Und außerdem unser Asics-Laufklub, wo ich in der Mittagspause meine Sachen einschließen und anschließend auch noch schnell duschen kann.
Für solch ein Konzept brauchen wir ganz spezielle Lagen - nahe zu den Büros in der Innenstadt, aber trotzdem nur fußläufig entfernt von einer Grünanlage oder einem Flußufer, wo man zwischendurch oder nach Feierabend sein Pensum laufen kann.
Bis 2015 wollen alle großen Sportartikler spürbar wachsen. Die Frage ist aber, wo denn das Wachstum herkommen soll - werden alle ihre Ziele erreichen?
Nein, natürlich nicht. Der Sportmarkt insgesamt wird zwar wachsen, denn Sport ist weltweit ein Trendthema, weil immer mehr Menschen auf ihre Gesundheit achten. Aber der Markt wächst nicht so schnell, wie einige Marken sich das vornehmen. Es geht hier ganz klar um Verdrängung, und wir werden nicht zu denen gehören, die an den Rand gedrängt werden.