Auffanglösung für Beschäftigte Air Berlin bittet Bund um finanzielle Hilfe

Air Berlin bittet in einem Brief an Merkel den Bund um Hilfe bei der Finanzierung einer Auffanglösung für die Beschäftigten. Die Kosten für die Transfergesellschaft dürften sich auf bis zu rund 65 Millionen Euro belaufen.

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Die insolvente Fluggesellschaft braucht noch Geld für die Einrichtung einer Transfergesellschaft für die Beschäftigten. Quelle: Reuters

Berlin Die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin bittet nun auch den Bund um Hilfe bei der Finanzierung einer Auffanglösung für die Beschäftigten. Air Berlin werde selbst bis zu zehn Millionen Euro beisteuern, brauche aber für eine Transfergesellschaft noch Geld der öffentlichen Hand, wie aus einem Brief der Konzernspitze an Bundeskanzlerin Angela Merkel hervorgeht, der der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag vorlag.

„Hierzu hoffen wir auf die Unterstützung der betroffenen Länder und des Bundes, setzen aber auch auf die Verantwortung der Käufer unseres Unternehmens.“ Zuerst hatten die Zeitungen „BZ“ und „Bild“ darüber berichtet.

Die Transfergesellschaft soll Mitarbeiter, für die es vorerst keine Perspektiven gibt, qualifizieren und in andere Jobs vermitteln. Air Berlin rechnet damit, dass rund 4000 Beschäftigte in diese Einrichtung wechseln könnten. Mit Piloten wären es laut Kalkulation 4500. Die Kosten für die Transfergesellschaft dürften sich – je nach Modellrechnung – auf bis zu rund 65 Millionen Euro belaufen. In dem Brief bittet der Konzern die öffentliche Hand um die finanzielle Unterstützung bei den sogenannten Overhead-Kosten, die nicht einzelnen Posten zugeordnet werden können, und bei den Remanenzkosten. Dazu gehören etwa Sozialabgaben für Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung wie auch die Lohnzahlungen für Urlaubs- und Feiertage.

Jüngst hatte ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums allerdings gesagt, es gebe keine gesetzliche Grundlage für Beiträge des Bundes an eine Transfergesellschaft für Air Berlin, abgesehen von der Bundesagentur für Arbeit. Die Airline verhandelt auch mit Berlin, Nordrhein-Westfalen und Bayern, wo es jeweils Standorte gibt, um finanzielle Hilfen. Air Berlin hatte im August Insolvenz angemeldet und kann den Flugbetrieb nur dank eines Staatskredits von 150 Millionen Euro fortsetzen.

Die Verhandlungen mit Easyjet über die Übernahme von rund 25 Air-Berlin-Maschinen ziehen sich in die Länge. Die Gespräche dauerten über das Wochenende an, erklärte Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann. Dies gelte auch für die Gespräche mit Bietern für die Technik-Sparte und die Frachttochter Leisure Cargo. „Heute ist das Ende der exklusiven Verhandlungsfrist mit Easyjet“, betonte Winkelmann. Dies dürfte ein klares Signal an die Briten sein, dass der Konzern Gespräche mit anderen Interessenten wie der Thomas Cook-Tochter Condor nun wieder intensiviert. Denn die Zeit drängt. Air Berlin will noch bis Ende nächster Woche einen Deal unter Dach und Fach bringen, da der Flugbetrieb in eigener Regie am 27. Oktober endet. Ein Condor-Sprecher äußerte sich dazu nicht.

Air Berlin sei sich mit Easyjet zwar grundsätzlich einig, berichtete die „Bild“-Zeitung. Doch die Briten pochten auf Vorabzusagen der EU hinsichtlich wettbewerbsrechtlicher Vorschriften sowie des Flughafenkoordinators wegen der Übertragung von Start- und Landerechten. „Diese Zusagen kann niemand vorab geben“, zitierte das Blatt eine an den Verhandlungen beteiligte Person.

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