Bahn-Konkurrent Flixtrain rechnet mit 750.000 Passagieren in diesem Jahr

Schon im ersten Jahr übertrifft der Newcomer seine eigenen Erwartungen. Der Deutschen Bahn wirft das Unternehmen Wettbewerbsbehinderung vor.

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DB-Konkurrent: Flixtrain kommt besser an als gedacht Quelle: dpa

Berlin Der Bahn-Konkurrent Flixtrain rechnet in diesem Jahr mit weit mehr Passagieren als erwartet. Zugleich wirft das Unternehmen der Deutschen Bahn eine Behinderung des Wettbewerbs vor. „Wir rechnen 2018 mit rund 750.000 Passagieren“, sagte Flixbus-Chef André Schwämmlein in einem am Donnerstag veröffentlichten Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters.

Damit liege man mit der Tochter Flixtrain bereits im ersten Jahr des Zug-Angebots um 50 Prozent über der erwarteten Zahl von 500.000 Reisenden. Für 2019 wolle man die Verbindungen ausbauen und neue aufnehmen. Doch die Netz-Gesellschaft der Deutschen Bahn (DB) bremse den Wettbewerb aus. „Wir sind ein Stück weit schockiert, was wir für Trassen bekommen haben.“

Flixtrain unter dem Dach von Flixmobility werde daher bei der Bundesnetzagentur Beschwerde einreichen. Die DB wies den Vorwurf des unfairen Wettbewerbs zurück. Die Deutsche Bahn war bislang praktisch Monopolist im Fernverkehr mit ihren IC- und ICE-Zügen. In diesem Jahr könnte sie rund 150 Millionen Passagiere befördern.

Versuche, dem Staatskonzern Konkurrenz zu machen, sind in der Vergangenheit unter anderem wegen der hohen Investitionskosten in Züge gescheitert. Immer wieder wurde aber der Bahn vorgeworfen, über die Kontrolle des Schienennetzes bremse sie Wettbewerber aus.

Flixtrain gilt als erster ernstzunehmender Konkurrent, da das Unternehmen über seine grünen Fernbusse eine europaweit bekannte Marke ist, über ein Liniennetz verfügt und sowohl Bahn- wie Bus-Tickets über das gleiche Internet-Portal vertreiben kann. Zudem stehen hinter Flixbus Investoren wie General Atlantic, denen ein langer Atem nachgesagt wird. Im Fernbus-Verkehr wurde die Deutsche Bahn bereits aus dem Markt gedrängt.

„Jedes andere Unternehmen könnte da gar nichts fahren“, sagte Schwämmlein zu den von der DB angebotenen Verbindungen. Neben den jetzigen Verbindungen zwischen Stuttgart und Berlin sowie Hamburg und Köln will Flixtrain ab 2019 auch die Strecken München-Berlin und Köln-Berlin fahren und hat die entsprechenden Anträge zusätzlich gestellt. Berlin-München sei vielleicht machbar, Berlin-Köln sehr knifflig und auch bei Berlin-Stuttgart verschlechterten sich die Konditionen.

Man sei aber überzeugt, dass ein weiteren Anbieter im Fernverkehr gebraucht werde und man den Markt auf der Schiene erweitern könne. Im Auge habe man Autofahrer und auch den Flugverkehr. „Wir habe auch gar nicht die Erwartung, dass wir im ersten, zweiten oder dritten Jahr profitabel sind.“ Langfristig wolle man aber Gewinn machen und nicht allein auf den Bus-Verkehr setzen. „Das ist die letzte Chance im Schienenwettbewerb.“

Schwämmlein kritisierte die Regelungen für die Trassenvergabe, die langjährige Anbieter wie DB-Fernverkehr bevorzuge. Er glaube auch, dass DB-Netz, die das Schienennetz in Deutschland verwaltet, viel Interpretationsspielraum bei der Zuteilung habe.

Ein Sprecher der Deutschen Bahn wies die Vorwürfe zurück. Die Trassenvergabe sei ein standardisiertes und kontrolliertes Verfahren, bei dem die Bundesnetzagentur eingebunden sei. Dass es Konflikte bei der Vergabe gebe sei normal, da auch die Deutsche Bahn ein starkes Wachstum im Fernverkehr verzeichne und die verfügbaren Trassen und Zeiten begrenzt seien.

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