Baldessarini, Pierre Cardin, Otto Kern Nächster Modehersteller meldet Insolvenz an

Quelle: Presse

In der Bekleidungsbranche kommen Insolvenzen in Mode: Nach Reno, Gerry Weber und P&C hat nun die börsennotierte Ahlers AG mit Sitz in Herford Insolvenzantrag gestellt. Rund 400 der 1700 Mitarbeiter sind direkt betroffen.

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Schon seit einiger Zeit ist die Aktie des Herrenmodeherstellers Ahlers im Sinkflug, der Kurs hat sich seit 2018 geviertelt. Nun dürfte es für die Muttergesellschaft von Marken wie Baldessarini, Pierre Cardin und Otto Kern nochmal dramatisch abwärts gehen: Der Vorstand des Unternehmens mit Sitz in Herford hat an diesem Montag entschieden, für die Ahlers AG sowie für die Tochtergesellschaft Ahlers P.C. GmbH Insolvenzanträge wegen drohender Zahlungsunfähigkeit zu stellen. Zudem sollen Insolvenzanträge für sechs weitere Gruppengesellschaften gestellt werden, darunter die Pioneer Jeans-Bekleidung GmbH und die Baldessarini GmbH. 

Weitere Tochtergesellschaften, insbesondere die Gesellschaften aus dem Ausland, sind derzeit nicht von der Antragsstellung betroffen, teilte das Unternehmen mit. Der Geschäftsbetrieb laufe bis auf Weiteres weiter. Auslöser für den Insolvenzantrag soll im Wesentlichen die unter den Planungen liegende Geschäftsentwicklung in den vergangenen Monaten sein. Die allgemeine Kauf- und Konsumzurückhaltung habe an der Liquidität gezehrt. Und die bis zuletzt geführten Verhandlungen über die Sicherstellung der Unternehmensfinanzierung hätten zu keinem positiven Ergebnis geführt.

Ahlers beschäftigt derzeit rund 1.700 Mitarbeiter und verbuchte zuletzt einen Umsatz von rund 171 Millionen Euro. In den von den Insolvenzanträgen betroffenen Gesellschaften arbeiten rund 400 Beschäftigte. Sie sollen für die Monate April, Mai und Juni Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit erhalten.

Wer die Unternehmensgruppe in den kommenden Monaten als vorläufiger Insolvenzverwalter durch die Krise steuern wird, ist noch nicht bekannt. Mit einer Entscheidung des Gerichts wird im Laufe des Tages gerechnet. Klar ist, es wird keine ganz einfache Rettungsmission werden.

„Viele Unternehmen müssen kämpfen“, hatte schon vor einigen Wochen Axel Augustin vom Bundesverband des Deutschen Textil-, Schuh- und Lederwareneinzelhandels (BTE) gegenüber der WirtschaftsWoche gesagt. Laut einer BTE-Branchenumfrage landete ein knappes Drittel der befragten Händler 2022 „tief in den roten Zahlen, jeder fünfte sogar mit einem operativen Verlust von fünf Prozent oder schlechter“. 

Die Modebranche steckt in der Existenzkrise

Schon im vergangenen Jahr meldeten bekannte Unternehmen wie die Schuhhändler Görtz und Salamander oder der Warenhausriese Galeria Karstadt Kaufhof Insolvenz an. Seit Jahresanfang folgten die Düsseldorfer Modehandelskette Peek & Cloppenburg, die Schuhhändler Reno und HR Group sowie – in der vergangenen Woche – die Gerry Weber Retail GmbH. Auch zahlreiche kleinere Unternehmen haben sich in den vergangenen Monaten aus dem Markt zurückgezogen. 

Nach einer Prognose des Handelsverbandes Deutschland (HDE) werden allein in diesem Jahr rund 9000 Geschäfte aufgeben, darunter auch zahlreiche Modeboutiquen. Damit bleiben bundesweit – abgesehen von Kleinstbetrieben – laut HDE noch 311.000 Geschäfte übrig. Zum Vergleich: 2015 waren es noch fast 373.000.

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„Angesichts der Zahlen der letzten Jahre müssen in allen Innenstädten und bei der Politik alle Alarmglocken läuten. Denn ohne erfolgreichen Einzelhandel haben die Stadtzentren kaum Zukunftsperspektiven“, warnte am Montag HDE-Präsident Alexander von Preen.

Nicht zuletzt der Online-Handel hat in den vergangenen Jahren die Geschäftsgrundlage verändert. In der Corona-Krise haben sich noch mehr Kunden daran gewöhnt, auch über das Internet einzukaufen. Hinzu kommt die Konsumzurückhaltung als Reaktion auf die hohe Inflation. Weil die Ausgaben für Energie und Lebensmittel steigen, streichen Konsumenten ihre Budgets in anderen Lebensbereichen zusammen. Das bekommt vor allem der Modehandel zu spüren. 

Lesen Sie auch: Die Zeiten werden wieder besser – für Insolvenzverwalter

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