




Dass die Hauptversammlung von Praktiker turbulent werden würde, war klar. Doch der Verlauf des Aktionärstreffens in Hamburg dürfte wohl selbst die schlimmsten Befürchtungen von Vorstand und Aufsichtsrat in den Schatten stellen. Weil nur vergleichsweise wenige Aktionäre nach Hamburg kamen, haben die Kritiker umso größeren Einfluss.
Das Unternehmen bezifferte die Präsenz des Grundkapitals auf der Hauptversammlung am Mittwoch in Hamburg auf 26,90 Prozent. Die Wiener Fondsmanagerin Isabella de Krassny als Sprecherin der beiden Hauptaktionäre Semper Constantia und Maseltov vertritt mindestens 15 Prozent der Stimmrechte. Sie kontrolliert also die Hauptversammlungsmehrheit und macht aus ihrer Ablehnung des Vorstands- und Aufsichtsratskurses keinen Hehl. Mit Wiener Akzent in der Stimme und in hoffnungsfrohes grün gewandet, schalt de Krassny, das Vorgehen des Management als „skandalös“. Sie „verlange zumindest den Rücktritt aller Aufsichtsräte“.
Dass de Krassny einer Entlastung von Vorständen und Aufsichtsräten zustimmt, scheint damit ausgeschlossen. Auch andere Aktionärsvertreter legten den Praktiker-Granden den Rücktritt nahe. Ob die Gremienmitglieder nach dem sich abzeichnenden Misstrauensvotum die Konsequenzen ziehen werden und welche Folgen dies hätte, ist unklar. Rechtlich wären sie nicht zum Rücktritt verpflichtet.
Eine entscheidende Frage ließ de Krassny bisher aber offen: Wird sie einer Kapitalerhöhung und einer Optionsanleihe zustimmen, die Bestandteil des bisherigen Finanzierungskonzeptes ist? Alternativ könnte sie den Antrag ablehen und die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung beantragen, um dort über ein von ihr und dem früheren Obi-Manager Andreas Sandmann entwickeltes Sanierungskonzept zu entscheiden.
Kritik am US-Investor
Die Kritik der Großaktionärin richtet sich vor allem gegen den vom Management geplanten Einstieg des US-Investors Anchorage, der für die Bereitstellung eines 85 Millionen Euro schweren Darlehens die Ertragsperle Max Bahr als Pfand verlangt. Zudem verlangt Anchorage zweistellige Zinssätze und will sich zusätzlich eine Optionsanleihe einräumen lassen, die zu einem späteren Zeitpunkt in Aktien gewandelt werden könnte. Die Konditionen würden auf den ersten Blick recht hoch ausfallen, räumte Finanzvorstand Markus Schürholz ein, seien aber „marktgerecht“.