Bier Wer hat das Bier erfunden?

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Schon im Mittelalter gab es Trinkgelage

Wann genau der Mensch anfing, Bier zum Vergnügen zu trinken, lässt sich leider nicht feststellen. Die ersten Lieder und Gedichte über die berauschende Wirkung von Bier stammen aus dem frühen Mittelalter. Etwas später, im 16. Jahrhundert, schrieb der Meistersänger Hans Sachs schon recht derbe Lieber und Gedichte über Trinkgelage. So heißt es in seinem Gedicht "Wer als erster das Bier und das Turnier der vollen Brüder erfunden hat":

Der Wirtsknecht, der hätt gnug zu laufen - da sah man gar ein kühisch Saufen. Welcher Held war verzagt im Handel, bracht für sich vier oder fünf Kandel. Ihre Brüst waren mit Bier begossen, man hätt kaum ein Pfeil dadurch geschossen. Sie trunken ganz als wärens erdürst und fraßen dazu gesalzen Knackwürst und rohen Speck, gesalzen frisch. Das Bier, das floß über den Tisch. Die Erd ward naß wie ein Badstuben, zu saufen sie immer wieder anhuben. Als auf sechs Stund währt das Turnier, austrunken war ein Tonnen Bier. Ein Held hinter dem Tisch entschlief, der ander aus der Stuben lief, war gar ganz voll, mocht nit mehr trinken. Der dritt tät darniedersinken bei dem Ofen auf die Leckbänk. Der viert mit Farzen macht ein Gstänk.

Die vier Phasen des Alkohol-Rauschs

Dem fünften tät das Bier aufstoßen die Tür, daß er pfercht in die Hosen. Der sechst grölzt, thut den Säuen locken, der siebent warf ein Haufen Brocken. Der acht tät nach Spielen schreien, man sollt ihm Würfel und Karten leihen. Der neunt brunzt unterm Tisch herfür, daß es runn zur Stubenthür. Der zehnt juchzend schrie und sang, der elft saß und sah leichtnamig strang, und auch nur immer balgen wollt. Der zwölft, der schrie, man rechnen sollt. Die Rechnung macht der Wirth nach Dunken: Drei Groschen einer hat vertrunken. Also zogens ab vom Turnier und rochen alle nach dem Bier und glotzten all wie die Geißböck. Etlich zu Pfand ließen die Röck, ihr etlich fielen ob die Stiegen, ihr zween auf dem Mist blieben liegen, ihr drei gingen an Wänden heim, waten hin durch Dreck, Kot und Leim. So rittens ab vom Turnierplan. Des andern Tags jeder gewann zwo faule Händ und ein bösen Kopf, ein leeren Beutel, ein vollen Kropf.“

Zutaten für Bier nach deutschem Reinheitsgebot

Bachs Bieroper von 1718

Etwas kultivierter ging es inhaltlich in Johann Sebastian Bachs Bieroper von 1718 zu. Dort gibt es beispielsweise ein Libretto über die "Brauer-Freyheit " in den vier Akten: „Loossen, Muzen, Brauen, Schencken“. Um 27 verschiedene Biersorten aufzählen zu können – „Leipzig sonst die Lindenstadt Rastrum in den Keller hat“ bis „Wartenburg schenkt Bocksbart aus“, dürfte Bach jedoch nicht nur hinter der Orgel, sondern auch oft im Wirtshaus gesessen haben.

Und spätestens am Tresen ist es wirklich egal, wer nun als erster Bier gebraut hat und wer erst 200 Jahre später auf die Idee gekommen ist.

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