Nicht vom positiven Branchentrend profitieren konnte Warsteiner. Im Jahresvergleich zu 2015 lag der Bierabsatz für die Dachmarke Warsteiner im vergangenen Jahr bei minus 3,8 Prozent. Das ist zwar weniger als noch im Vorjahr (2015 lag das Absatzminus bei 7,4 Prozent), doch immer noch ein größeres Minus als nach einer optimistischen Halbjahresbilanz im Juli erwartet worden war.
Wie hoch der Bierausstoß der gesamten Gruppe ist, gibt die Brauerei nicht an. Martin Hötzel, Geschäftsführer für Vertrieb und Marketing, resümiert: „2016 war ein durchwachsenes Jahr. Nach einem guten Start im deutschen Handel und der Gastronomie mussten wir im zweiten Halbjahr Absatzrückgänge verzeichnen. Insgesamt sind wir mit unserem Bierabsatz in 2016 nicht zufrieden.“
Verfahren zur Herstellung von alkoholfreiem Bier
Alkoholfreies Bier ist nicht alkoholfrei. Je nach Herstellungsverfahren liegt der Alkoholanteil zwischen 0,02 und den maximal erlaubten 0,5 Volumenprozent. Die ursprüngliche Methode, um unterhalb dieses Grenzwertes zu bleiben, ist das Abbrechen des Gärprozesses – mittels Kälteschock. Dann vergärt die Hefe nur so wenig Zucker, dass sich keine nennenswerten Mengen Alkohol bilden können.
Hier fließt normales Bier durch einen senkrecht stehenden beheizten Zylinder, in dessen Innerem Unterdruck herrscht. So wird der Siedepunkt des Alkohols massiv gesenkt; er verdampft bereits bei einer Temperatur zwischen 35 und 45 Grad Celsius. Das schont die Aromastoffe im Bier. Das entalkoholisierte Getränk fließt in einen separaten Behälter ab.
Alkohol und Bier werden in mehreren Schritten getrennt. Bei Unterdruck fließt alkoholhaltiges Bier von unten in die Anlage, wird erwärmt und verdampft. Oben erhöht sich die Konzentration des Alkohols von Boden zu Boden – unten kann der Alkoholgehalt auf bis zu 0,05 Volumenprozent gesenkt werden. Der Vorteil: Aroma kann entzogen und am Ende wieder zugeführt werden.
Eine Membran trennt zwei Gefäße. In dem einen ist Wasser enthalten, im anderen das alkoholhaltige Bier. Eine Pumpe drückt das Bier im Gefäß nach unten. Die Membran lässt dann den Alkohol durch, der nach und nach ins benachbarte Wasser abwandert. Nachteil: Nicht nur der Alkohol, auch viel des im Bier enthaltenen Wassers und andere Inhaltsstoffe wandern hinüber.
Diese Methode braucht keinen Druck, sondern nutzt die Wirkung des Konzentrationsunterschieds verschiedener Flüssigkeiten. Durch eine röhrenförmige Hohlfasermembran fließt das alkoholhaltige Bier. Auf der Außenseite fließt in entgegengesetzter Richtung Wasser. Durch das Konzentrationsgefälle drängt der Alkohol durch die Membran – das Wasser nimmt ihn auf.
Bestätigt hat dagegen das alkoholfreie Segment der Warsteiner Brauerei seine guten Prognosen aus dem Sommer: Im gesamten Alkoholfrei-Segment verzeichnet die Warsteiner Brauerei ein Plus von 11,3 Prozent. Vor allem das „Warsteiner herb alkoholfrei“ scheint gut im Markt anzukommen; nach Brauerei-Angaben legte das alkoholfreie Herb im Vergleich zum Vorjahr um über 20 Prozent zu.
Als Grund dafür sieht die Brauerei vor allem die Markenbotschafter-Kampagne mit Jürgen Klopp. Mit dem Trainer des FC Liverpool waren im vergangenen Jahr mehrere Fernseh-Werbespots und Plakat-Kampagnen entstanden. Die Zusammenarbeit mit Klopp soll fortgesetzt werden.
Neue Strategie bei Bitburger
Die Brauerei aus der Eifel veröffentlicht ihre Um- und Absatzzahlen zwar erst im März, aber das stets gut informierte Branchenblatt "Inside" geht von einem hauchzarten Absatzrückgang der Brau-Gruppe aus, zu der auch die Marken König-Pils, Wernesgrüner, Köstritzer und Licher gehören.
Nach dem Chefwechsel von Werner Wolf zu Axel Dahm im Herbst vergangenen Jahres soll sich in diesem Jahr in der Eifel einiges ändern. Vieles aus der Ära Wolf stehe auf dem Prüfstand, heißt es im Umfeld des Unternehmens. Erste Duftmarken hat der ehemalige Gerolsteiner- und Berentzen-Manager schon gesetzt: Er kündigte die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fußball-Bund.
Den zehn Millionen Euro schweren Sponsoringvertrag hatte sein fußballbegeisterter Vorgänger – Wolf ist Mitglied im Verwaltungsrat des 1. FC Köln - noch kurz vor seinem Ausscheiden bis 2018 verlängert. Wolf seinerzeit: „Über das DFB-Sponsoring gelingt es uns, wichtige Zielgruppen mit einem Thema zu erreichen, welches sie in ihrem Alltag emotional berührt.“
Dahm scheint anderer Meinung. Auch bei seinem vorherigen Arbeitgeber Gerolsteiner – bei der Wassermarke aus der Vulkaneifel ist Bitburger Mehrheitsgesellschafter – hatte Dahm als eine seiner ersten Amtshandlungen das Sponsoring im Profi-Radsport (Team Gerolsteiner) beerdigt.