Bierbranche Hasseröder-Verkauf an Finanzinvestor geplatzt

Der Deal ist geplatzt... Quelle: imago images

Der Verkauf von Hasseröder und Diebels an den Finanzinvestor Daniel Deistler kommt nicht zustande. Zweifel an der Seriosität des Finanzinvestors bestanden seit Monaten. Die Zukunft der beiden Marken ist ungewiss.

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Die Übernahme von Hasseröder und Diebels durch den hessischen Finanzinvestor Daniel Deistler und dessen Beteiligungsfirma CK Corporate Finance ist geplatzt. Vor wenigen Minuten sind die Belegschaften in Issum am Niederrhein (Diebels) und Hasseröder (Wernigerode) darüber informiert worden. Die Übernahme der Marken Hasseröder und Diebels vom weltgrößten Bierbrauer Anheuser-Busch InBev sollte endgültig zum 30.6. abgewickelt werden. Deistler hatte seit Tagen nicht mehr auf Anfragen über den Fortgang der Übernahme reagiert. Wie das Branchenmagazin Inside am Freitag berichtete, seien bereits frühere Übernahmetermine zum 30.4. gescheitert.

Nach der Einigung mit der CK Corporate Finance Gruppe über den Verkauf von Hasseröder und Diebels hatte ABInbev Anfang des Jahres die Gespräche mit weiteren Interessenten ausgesetzt. Wie der Braukonzern jetzt mitteilt, konnte die CK Corporate Finance Gruppe bisher jedoch nicht allen Vertragsanforderungen für den Abschluss der Transaktion Mitte 2018 nachkommen. Welche Vertragsanforderungen damit gemeint sind, darüber schweigt ABInbev.

Vor diesem Hintergrund führe Anheuser-Busch InBev Deutschland parallel zur Zusammenarbeit mit der CK Corporate Finance Gruppe erneut Gespräche mit ausgewählten Interessenten. „Im Rahmen unserer Fokussierung streben wir weiterhin den Verkauf von Hasseröder und Diebels sowie der dazugehörigen Brauereistandorte an,“ untermauert Harm van Esterik, Deutschlandchef AB InBev, die Verkaufsabsichten. „Uns ist es jetzt wichtig, für alle Beteiligten Klarheit darüber herzustellen, dass wir aktiv an Alternativen arbeiten und Angebote prüfen – besonders mit Blick auf unsere Mitarbeiter, Marken und Standorte.”

Seit Bekanntgabe des Deals gibt es Zweifel an der Seriosität des geplanten Käufers Daniel Deistler. In der Bierbranche ist sein Name bislang weitgehend unbekannt, auch sonst war wenig über seine bisherigen Geschäfte bekannt. Den Belegschaften der beiden Traditionsbrauereien hatte er zum Jahresbeginn versprochen, keine Stellen zu streichen. Im Gegenteil: Er werde kräftig investieren und den etwas verstaubten Biermarken neuen Glanz verleihen, kündigte Deistler an. Doch Belegschaften, Branchenkenner und Gewerkschafter waren skeptisch, ob Deistler überhaupt das nötige Geld zum Kauf der beiden Brauereien selbst aufbringen beziehungsweise auftreiben kann. Kolportiert wurde immerhin ein Kaufpreis von 200 Millionen Euro.

Vor einigen Jahren investierte Deistler in das Unternehmen „Behr Mylau“, einen Hersteller von Motorradfelgen, den er vom Stuttgarter Automobilzulieferer Mahle übernahm. Auch dort habe Deistler den Beschäftigten Besserung versprochen, doch am Ende stand die Insolvenz. Glücklos endete auch der Fall Betam, der früheren Straßenbausparte des Baukonzerns Bilfinger. Vor drei Jahren rutschte das Unternehmen in die Insolvenz. Hier war Deistler zwar nicht als Investor beteiligt, aber als Berater des glücklosen Käufers. Bis heute streitet Deistler mit dem Insolvenzverwalter vor Gericht.

Im März hatte Deistler gegenüber der Bild-Zeitung erklärt, dass er kritische Berichte zu seinen bisherigen unternehmerischen Erfolgen als „Störfeuer“ von Medien sehe. „Ich habe den Eindruck, man will das Geschäft platzen lassen! Dabei sind wir längst mit der Umsetzung beschäftigt, haben bisherige Führungskräfte von AB InBev für Geschäftsführung, Vertrieb und Marketing sowie kaufmännische Leitung an Bord.“

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