Schuld an der Misere der Brauer ist neben dem harten Wettkampf vor allem der demografische Wandel: Die Alten trinken immer weniger Bier - und die Jungen greifen gerne zu anderen Getränke, sagt Branchenexperte Reiner Klinz von der Unternehmensberatung KPMG. "Die Jugend wächst auch mit anderen Getränken auf."
Statt dem klassischen Pils war ihr erstes Bier ein Mischgetränk. In der Disco trinken sie häufig keines der viel beworbenen Fernsehbiere, sondern das ursprüngliche aus Mexiko stammende Corona oder ein Desperados mit Tequila-Aroma. "Bier konkurriert auch mit alkoholfreien Getränken", sagt Branchenexperte Klinz. "Der Markt steht unter Druck. Um sich durchzusetzen, brauchen die Brauereien innovative Ideen."
Erfolgreich sind vor allem jene Brauereien, die sich den neuen Konsumgewohnheiten angepasst haben: Umsatz bringt mittlerweile oft alkoholfreies Bier. Der Ausstoß hat sich in den vergangenen sechs Jahren mehr als verdoppelt und liegt aktuell bei etwa 4,8 Millionen Hektoliter. Die Brauer geben sich Mühe, diese Entwicklung voranzutreiben. Sie bewerben das Alkoholfreie als isotonisches Getränk für den Sportler und als Feierabendfreude für den verantwortungsvollen Genießer.
Kleine Brauereien mit Erfolg
Auch im Uerige läuft nicht mehr das ganze Jahr ausschließlich Altbier durch die Anlagen in der Düsseldorfer Altstadt. Seit 2007 produziert die Hausbrauerei auch Fassbrause, mittlerweile hat Geschäftsführer Michael Schnitzler die Sorten Holunder und Rhabarber im Angebot.
Der studierte Braumeister sitzt draußen in der Sonne auf einer Bierzeltgarnitur im Gastronomiebereich vor seiner Brauerei. Die Sonne scheint, auch am Wochenende soll das Wetter gut bleiben. Gute Aussichten für die kleine Brauerei, die den Großteil ihres Umsatzes noch immer im eigenen Lokal macht. "Die Hausbrauereien sind bei der Absatzkrise etwas außen vor", sagt Schnitzler. Rund 20.000 Hektoliter produziert die Altbierbrauerei im Jahr. Die Altstadt, die regionale Verbundenheit, die Konzentration auf Altbier - das sind die Zutaten für das Erfolgsrezept der Uerige.