Bilanzskandal Steinhoff-Konzern muss seine Immobilien drastisch abschreiben

Steinhoff-Konzern muss seine Immobilien drastisch abschreiben Quelle: dpa

Neubewertung im Bilanzskandal: Der angeschlagene Möbelriese Steinhoff hat Läden und Büros in Europa um rund eine Milliarde Euro zu hoch angesetzt.

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Im Skandal um das internationale Konsumgüterkonglomerat Steinhoff International veröffentlicht der Konzern jetzt neue Details zu möglichen Bilanzfälschungen. Das Immobilienportfolio in Europa, darunter vor allem die Läden und Büros der Möbelkette Kika Leiner in Österreich, war um mindestens eine Milliarde Euro zu hoch angesetzt. Das gab der Konzern in einer Ad-hoc-Mitteilung am Dienstagabend bekannt. Zu dem vorläufigen Ergebnis kam die von der Steinhoff-Tochter Hemisphere International beauftragte Bewertungsgesellschaft CBRE Limited. Die neu bewerteten Immobilien sind bei der Steinhoff-Tochter Hemisphere International gebündelt.

Die Gutachter ermittelten für das Portfolio laut Konzernangaben einen Wert von 1,1 Milliarden Euro. Zuvor hatte Steinhoff noch mit 2,2 Milliarden Euro kalkuliert. Der Wert der Immobilien war zuvor also künstlich verdoppelt worden. Dabei handelt es sich um insgesamt 140 Immobilien und Grundstücke.

Neben Läden und Warenlagern gehören dazu auch Produktionsstätten und freies Land in Österreich, Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz, Großbritannien und Osteuropa. Nicht betroffen von der Neubewertung sind u.a. die Immobilien der französischen Möbelkette Conforama und des deutschen Möbelhändlers Poco, da diese eigene Immobilien nutzen oder sie von Dritten angemietet werden.

Die Mitteilung gibt auch Hinweise darauf, wie der Wert der Immobilien aufgeplustert wurde: Die nun beauftragten Gutachter haben laut Mitteilung auch Leerstände berücksichtigt. Mieten, die sich Steinhoff-Gesellschaften untereinander bezahlt haben, gingen nicht mehr in die Bewertung ein. Nur Mietverträge, die mit Außenstehenden geschlossen wurden, wurden berücksichtigt. Die bereinigten neuen Werte sollen in die Bilanz 2017 eingehen. Diese wurde bislang nicht veröffentlicht, weil die Wirtschaftsprüfer im Dezember ihr Testat verweigert hatten. Bereits im März 2018 hatte Steinhoff International bekannt gegeben, dass mit einer Veröffentlichung der Zahlen wohl erst Ende des Jahres 2018 zu rechnen sei. Steinhoff hatte ursprünglich für 2017 einen Umsatz von 20 Milliarden Euro angestrebt. Damit ist es der zweitgrößte Möbelhändler nach Ikea mit einer Matratzenkette in den USA, Möbelketten und Konsumketten (Poundland) in Europa und Supermärkten und Möbelhäusern in Südafrika. Seine Schulden gibt der Konzern mit zehn Milliarden Euro an.

Die Aktie des an der Frankfurter Börse notierten Konzerns war Anfang Dezember um rund 90 Prozent abgestürzt, als die Prüfer der Wirtschaftsprüfergesellschaft Deloitte erstmals die Zahlen nicht mehr absegnen wollten. Seither gehen externe Prüfer noch einmal alle Bilanzen durch. Sie müssen mehrere Jahre zurück alles neu bewerten und mögliche Fälschungen aufdecken. Der langjährige Konzernchef Markus Jooste trat Anfang Dezember zurück und vermeidet seither öffentliche Auftritte. Der Steinhoff-Konzern hat inzwischen Jooste beim südafrikanischen Sicherheitsdienst angezeigt.

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