Boxenboom Amazon verdoppelt die Zahl seiner Paket-Abholstationen

Amazon verdoppelt die Anzahl der Paket-Abholstationen Quelle: imago images

Amazon treibt den Ausbau seiner eigenen Paketstationen massiv voran. Hinter „Amazon Locker“ steckt eine Strategie, die vor allem bei den großen Postdienstleistern Hermes und DHL für Alarmstimmung sorgen dürfte.

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Der Unmut wächst: Im ersten Halbjahr dieses Jahres sind bei der Bundesnetzagentur fast so viele Beschwerden über den Post-Bereich eingegangen wie im gesamten Jahr 2017. Rund 6000 schriftliche Beschwerden zählte die Behörde allein in den ersten sechs Monaten in Sachen Post-Dienstleistungen. Ein Rekord. 

Die Hauptursache: Der Paketmarkt wächst. Immer mehr Verbraucher bestellen online, was die Paketdienste vor immer größere Herausforderungen stellt. Fast zwangsläufig führt es zu mehr Beschwerden über Boten, die nicht klingeln und Benachrichtigungszettel, die nicht eingeworfen werden. Die Kunden ärgern sich, dass Päckchen zu spät oder gar nicht ankommen. Ständig landen Lieferungen bei Nachbarn, die nie da sind oder in einem Laden mit Öffnungszeiten fern aller beruflichen Realitäten.   

Wohl auch deshalb treibt Online-Primus Amazon nun den Ausbau eigener Paket-Abholstationen voran und hat die Zahl seiner Schließfächer namens „Amazon Locker“ in den vergangenen Monaten mehr als verdoppelt. Derzeit stünden in Deutschland „rund 400“ der Fächer, sagte ein Unternehmenssprecher der WirtschaftsWoche. Im September 2017 waren es erst 180.

Das Prinzip ist dabei simpel: Wer bei Amazon Kunde ist, kann sich seine Bestellungen von Büchern bis zum Bügeleisen statt nach Hause zur Box liefern lassen. Kommt die Sendung dort an, bekommt der Kunde per E-Mail einen Abholcode. An der Station gibt er diesen ein und kann seine Ware in Empfang nehmen. Wer es innerhalb von drei Tagen nicht schafft, die Bestellung abzuholen, bekommt sein Geld zurück. Die Sendung geht dann automatisch an Amazon zurück.
Inzwischen gibt es die vollautomatischen grauen - oder, wenn Werbepartner vorhanden sind, auch bunten - Kästen in Städten wie Berlin, München, Essen und Köln. Sie stehen zum Beispiel vor Einkaufszentren, an Tankstellen und jenen Geschäften, mit denen der US-Internetkonzern zusammenarbeitet.

Einer der ersten Partner hierzulande war 2016 der britisch-niederländische Tankstellenbetreiber Shell. Aber auch deutsche Handelsgrößen wie dm, Aldi Süd, Rewe und Karstadt gehören zu den Locker-Partnern. Nach Informationen der WirtschaftsWoche testet auch der Warenhauskonzern Kaufhof die Abholstationen seit Kurzem ebenfalls in mehreren Filialen.

In den USA wolle Amazon seine Paketboxen großflächig in Mietshäusern anbringen und habe dazu Verträge mit etlichen Immobilienverwaltern und Hauseigentümern abgeschlossen, berichtete vor einiger Zeit bereits das Wall Street Journal.

Davon ist der Konzern in Deutschland zwar noch weit entfernt und die Post-Tochter DHL verfügt mit bundesweit 3.400 Packstationen mehr als acht Mal so viele Abholautomaten. Doch auch hierzulande dürfte die Logistikbranche den Vorstoß des Online-Angreifers mit Argwohn beobachten. Er fügt sich schließlich nahtlos in die Strategie ein, unabhängiger von großen externen Paket-Dienstleistern zu werden.

So hat Amazon damit begonnen in Deutschland einen eigenen Zustelldienst aufzubauen. Zwar lässt Amazon nach wie vor den Großteil der Pakete von DHL und Hermes zustellen. Doch in zahlreichen Metropolen hat der Onlinehändler bereits eigene Sortieranlagen aufgebaut und organisiert einen Teil der Lieferungen über Kurierdienste, die unter dem Namen „Amazon Logistics“ Pakete zustellen. 

Dabei geht es derzeit vor allem um die schnelle Zustellung von Waren, wie sie „Amazon Prime“-Kunden angeboten wird. Die Bestellung soll demnach in der Regel am nächsten Werktag bereits zugestellt werden. 

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